Mit ein paar Worten hat der Regensburger Student Ssaman Mardi auf Twitter Furore gemacht. „Seit Silvester haben mich schon drei Leute aufgefordert in meine Heimat zurückzukehren. Was soll ich denn bitte in Göttingen?“, schrieb der 26-Jährige am Montag in dem Sozialen Netzwerk. Es war erst sein zweiter Tweet. Bis dahin hatte er gerade einmal zehn Follower, inzwischen sind es rund 400.
Nach den Übergriffen in Köln habe er viele negative Reaktionen bekommen, erzählt der junge Mann. Sein Vater stammt aus dem Iran, seine Mutter ist Deutsche. Seine Eltern haben sich als Studenten in Göttingen kennengelernt, dort ist Ssaman Mardi auch geboren. In Bayern lebt er seit mehr als zwanzig Jahren, im Grundschulalter ist er nach Landshut gezogen. Dort hat er auch sein Abitur gemacht. Seit er Informationswissenschaften in Regensburg studiert, lebt Mardi in der Domstadt. Rassistische Erfahrungen hat Mardi immer wieder einmal gemacht. „Aber seit Silvester hat das zugenommen“, erzählt er. Auf der Straße und auch in Online-Foren sei er verbal angegangen worden. Zum Beispiel habe er sich bei Spiegel online mit einem Kommentar an einer Diskussion über Schulpolitik beteiligt. „Da wurde mir vorgeworfen, ich hätte mich als Ausländer nicht zu äußern.“ Nachdem er innerhalb von drei Tagen mehrere negative Reaktionen erlebt habe, habe er beschlossen, die Anfeindungen öffentlich zu m‹achen, „statt den Frust in mich hineinzufressen“.
Seit #Silvester haben mich schon drei Leute dazu aufgefordert in meine #Heimat zurückzukehren. Was soll ich denn bitte in #Göttingen?
— Ssaman Mardi (@SsamanMardi) 11. Januar 2016
Von der Resonanz ist er völlig überrascht: „Ich hätte nicht gedacht, dass das solche Wellen schlägt.“ Medien wie zum Beispiel die Schweizer Tageszeitung „Blick“ oder das „Zeit“-Magazin haben seinen Tweet aufgegriffen und weiterverbreitet. Am Dienstagabend hatte er mehr als 1500 Retweets und über 2800 Likes, am Mittwochmorgen bereits mehr als 2100 Retweets und über 4200 Likes.
„Ich glaube, ich habe einen Nerv getroffen“, sagt Mardi, der Mitglied bei den Grünen ist und den Social-Media-Auftritt der Landtags-Fraktionsvorsitzenden Margarete Bause betreut. Seit den Vorkommnissen in Köln würden seiner Wahrnehmung nach ausländisch aussehende Menschen vorverurteilt. „Da bin ich nicht der einzige.“ Viele Menschen hätten sich von seinem Tweet ermutigt gefühlt, das freue ihn. Allerdings habe er auch einige rassistische Kommentare erhalten. „Mein Tweet sollte einen Gegenpol zu solchem Gedankengut bilden.“ Das ist ihm gelungen.
So reagiert das Netz auf den Tweet von Ssaman Mardi:
@SsamanMardi kenne ich, ich soll zurück nach Hessen... @Piratin_Katinka
— Ali Utlu (@AliCologne) 11. Januar 2016
.@SsamanMardi Hartmut El Kurdi antwortete auf «In ihrer Heimat sieht es aber schlimm aus!!» mit «Oh. Was ist denn gerade los in Hessen?» ;)
— Sol Dev? (@skeptikaa) January 11, 2016
@SsamanMardi @OomenBerlin auch Göttingen hat seine schönen Seiten - insbesondere dann, wenn man mit dem ICE durchfährt.
— Matthias Karl (@info_matthias) January 11, 2016
@SsamanMardi In #Göttingen kannst Du gut Party und verrückte Dinge machen. Ich bin gerne in Göttingen und würde Dir die Stadt zeigen.
— Rasmus Fuhse (@Krassmus) January 12, 2016
@SsamanMardi @hanvoi Göttingen ist doch schön. Hier gibt es auch verhältnismäßig wenig Leute, die andere in ihre Heimat schicken wollen ;)
— Katja (@Shiminite) January 11, 2016
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Zu den Ereignissen von Köln gibt es noch immer mehr Fragen als Antworten. Das darf nicht so bleiben. Ein Leitartikel von Holger Schellkopf:
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