„Kein Beitrag zum Klimaschutz“
Umweltverbände fordern Verbot von Holzheizungen im Neubau – aus diesen Gründen

07.06.2023 | Stand 09.06.2023, 7:31 Uhr

In einer gemeinsamen Erklärung verwiesen Umweltverbände am Mittwoch darauf, dass es bereits heute sowohl in Deutschland wie auch global eine Übernutzung von Wäldern gebe. Zunehmende Entwaldung durch Heizen mit Stückholz und Pellets habe „verheerende Konsequenzen für die Biodiversität“. −Symbolbild: dpa

Ein Bündnis großer Umweltorganisationen hat die Ampel-Parteien davor gewarnt, Heizungen mit Holz oder Holzpellets als nachhaltig einzustufen. Sie seien kein Beitrag zum Klimaschutz – und sollten damit im Gebäudeenergiegesetz für Neubauten verboten sein.



In einer gemeinsamen Erklärung verwiesen die Verbände am Mittwoch darauf, dass es bereits heute sowohl in Deutschland wie auch global eine Übernutzung von Wäldern gebe. Zunehmende Entwaldung habe „verheerende Konsequenzen für die Biodiversität“.

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Der vom Bundeskabinett verabschiedete Gesetzentwurf für das umstrittene Heizungsgesetz sieht ein Verbot von Holzheizungen im Neubau vor. Holz soll nur in Bestandsgebäuden eine Option bleiben, in denen andere Lösungen nicht machbar oder sinnvoll sind, etwa wegen des Denkmalschutzes.

Zuletzt hatte die FDP mehr Möglichkeiten zum Heizen mit Holz gefordert. „Holzschnitzel und Pellets sind erneuerbare Energiequellen, und das Heizen mit Holz muss erlaubt bleiben, und auch in Neubauten“, sagte Fraktionschef Christian Dürr am Wochenende der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hatte sich hier zuletzt kompromissbereit gezeigt.

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Keine Verbrennungstechnologie durch eine andere ersetzen



Die Deutsche Umwelthilfe, Greenpeace, Nabu, Robin Wood und WWF warnten davor, „eine Verbrennungstechnologie - auf Basis von Kohle und Gas - durch eine andere ersetzen zu wollen, die ebenfalls klimaschädlich ist“. Dies trage weder zum Erreichen der Klimaziele bei noch zum Schutz der Artenvielfalt, mahnten die Verbände.

„Wälder drohen immer mehr zur CO2-Quelle zu werden“, heißt es in der gemeinsamen Erklärung weiter. Die Nutzung von Holz steige in allen Bereichen stetig an, was Entwaldung und Degradierung von Wäldern weiter beschleunige. „Würde der globale Energiebedarf nur mit Holz gedeckt, wären die Wälder der Welt nach einem Jahr nahezu ausgelöscht“, heißt es unter Berufung auf wissenschaftliche Analysen.

Bereits jetzt importiert Deutschland enorme Mengen an Holz



Bereits jetzt importiere Deutschland enorme Mengen an Holz, kritisieren die Verbände. Der Anteil an der EU-Holzernte, der in die Verbrennung geht, sei von 40 Prozent im Jahr 2005 bis 2017 bereits auf 55 Prozent gestiegen. Bei der Verbrennung von Holz werde das vom Baum zuvor gebundene CO2 freigesetzt, heißt es weiter. Da die in Holz gespeicherte Energie geringer sei als in Kohle und Erdgas, werde bei der Holzverbrennung zudem bis zu doppelt so viel CO2 frei, um die gleiche Wärmemenge zu erhalten.

Zwar gelten Holzheizungen vielfach als klimaneutral, dies gilt jedoch nur wenn ebensoviel Holz nachwächst wie verbrannt wird. Zudem weisen die Verbände darauf hin, dass durch Verbrennung in kurzer Zeit freigesetztes CO2 erst sehr langsam über die nächsten Jahrzehnte in Bäumen wieder gebunden werde. „Mit Holz zu heizen, ist daher kein Beitrag zum Klimaschutz“, warnen die Umweltschutzorganisationen.

Verbrennen von Holz setzt schädliche Stoffe frei



Außerdem setze das Verbrennen von Holz gesundheitsschädliche Stoffe frei, heißt es weiter. Dies seien vor allem Feinstaub, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) und Stickoxide (NOx). Verwiesen wird auf Untersuchungen des Umweltbundesamts, wonach Kaminöfen und andere Holzfeuerungsanlagen für rund ein Fünftel der gesamten Feinstaub-Emissionen in Deutschland verantwortlich sind.

Holz ist ein wertvoller Rohstoff, der nur sehr begrenzt zur Verfügung steht, heben die Verbände außerdem hervor. Er dürfe daher nur in Ausnahmefällen für Heizzwecke herangezogen werden. Allein heimische Sägereste reichten bei steigender Nachfrage nicht für die Herstellung von Holzpellets aus und diese müssten eingeführt werden. In vielen Pellet-Exportländern wie Estland oder Rumänien führe dies aber zu Holzeinschlägen in artenreichen Naturwäldern.

Deutscher Energieholz- und Pellet-Verband (DEPV) hält Biomasseverbot für kontraproduktiv



Der Deutsche Energieholz- und Pellet-Verband (DEPV) hält das in der Novelle des Gebäudeenergiegesetzes vorgesehene Biomasseverbot in Neubauten für kontraproduktiv beim generellen Umstieg auf erneuerbare Wärme. „Dass wir in einem Atemzug mit Öl- und Gasheizungen genannt werden, ist frech und absolut ungerechtfertigt“, sagte Martin Bentele, Chef des Deutschen Pellet-Verbands im Interview mit der Mediengruppe Bayern. Die EU habe die CO2-Neutralität von Holzenergie bestätigt.

Auch der Verband der Waldeigentümer hat die Pläne als „Angriff auf die Holzenergie“ kritisiert. Brennholz helfe auch bei der Finanzierung des „klimaresilienten Waldumbaus“ - durch die Vermarktung von Restholz, das nicht höherwertiger verwendet werden kann und somit als Brennholz verkauft wird.

− afp/dpa/che