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Chance für den Tierschutz

Deutschland hält sich nicht an die geltenden Tierversuchsanforderungen der EU. Eine Mehrheit ist gegen Tierversuche.

18.04.2021 | Stand 16.09.2023, 3:34 Uhr
Andreas Stucki
Andreas Stucki, Tierschützer −Foto: Photo Stuber (Inh. Martin Stuber/Photo Stuber (Inh. Martin Stuber

Noch keine zwei Jahre sind vergangen, seit im Oktober 2019 die schockierende Tierquälerei in den deutschen Versuchslaboren des LPT öffentlich wurde: Hunde in blutverschmierten Käfigen, Katzen mit durch Nadeln zerstochenen Beinen und Affen mit Verhaltensstörungen. Ebenfalls 2019 übernahm Bayern die Spitze der Liste der meisten Tierversuche pro Bundesland (572462 Tiere im Jahr 2019). Dabei ist die Mehrheit der Bevölkerung gegen Tierversuche. Eine Umfrage im Juli 2020 hat ergeben, dass 76 Prozentder Deutschen mehr Geld in tierfreie Forschungsmethoden investiert wollen, und 72 Prozent befürworten eine verbindliche Strategie zum Ausstieg aus Tierversuchen.

Deutschland hält sich bis heute nicht an die seit 2013 geltenden Tierversuchsanforderungen der EU. Das deutsche Tierschutzgesetz wird momentan – acht Jahre zu spät – überarbeitet, nachdem die Europäische Kommission im Jahr 2018 ein Vertragsverletzungsverfahren eingeleitet hatte: Labore werden zu selten kontrolliert, die zuständigen Behörden werden daran gehindert, die Anträge gründlicher zu prüfen. Über ein Viertel aller Versuche wird gar nicht geprüft und unterliegt nur einer Anzeigepflicht. Angesichts dessen ist es besonders schockierend, dass selbst die aktuell von der Bundesregierung vorgeschlagenen Lösungen nicht weit genug gehen. Beispielsweise muss das Prüfverfahren in Zukunft umfassend, unabhängig und transparent sein und sowohl ethisch als auch wissenschaftlich bewertet werden – auch mithilfe von Experten im Bereich der tierversuchsfreien Methoden. Zudem sind häufigere unangekündigte Laborkontrollen dringend notwendig.

Die Abgeordneten haben jetzt die Wahl. Sie können so weitermachen wie bisher und entsprechend der aktuellen Vorlage die geringstmöglichen Standards für „gut genug“ heißen. Oder sie nutzen die Chance und machen Deutschland zum Pionier – nicht nur in Sachen Tierschutz, sondern auch in Sachen innovativer, tierfreier Forschung. Denn Deutschland nutzt mehr Tiere zu Versuchszwecken als jeder andere EU-Mitgliedstaat und steht damit ganz besonders in der Verantwortung, möglichst hohe Standards umzusetzen. PETA fordert, dass das Gesetz dringend nachgebessert wird und tierfreie Forschungsmethoden gefödert werden – mit dem Ziel, Tierversuche so bald wie möglich zu beenden.