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Ein Bann für Ghostwriter?

In Deutschland wird immer wieder darüber diskutiert, solch ein Verbot einzuführen. Doch das hätte ungeahnte Folgen.

29.03.2021 | Stand 16.09.2023, 3:43 Uhr
Piotr Snuszka
−Foto: Emilia Radzimowska/Emilia Radzimowska

Zum Wintersemester 2021/2022 soll in Österreich eine Novelle verabschiedet werden, mit der das alleinige Angebot von akademischem Ghostwriting gefahndet werden soll. Auch in Deutschland wird immer wieder darüber diskutiert, solch ein Verbot einzuführen. Zwar mag das Verbot auf den ersten Blick eine logische Maßnahme zu sein, doch die Beteiligten sind sich aufgrund des mangelnden Wissens über die Ghostwriting-Branche der Konsequenzen nicht bewusst.

Bereits jetzt gibt es Anbieter mit gefälschten Impressen, Briefkastenunternehmen in Panama oder Zypern, die auch über nichtexistierende Unternehmen Kunden betrügen. Dabei werden entweder Texte geliefert, die gegen das Urheberrecht verstoßen, oder es erfolgt keine Leistung. Erpressungen und ausbleibende Steuerzahlungen gehören zur Tagesordnung.

Unseriöse Anbieter verschleiern IP

Durch eine Verdrängung der etablierten Ghostwriting-Agenturen auf dem österreichischen Markt würden die beschriebenen unseriösen Anbieter eine Markumgebung schaffen, die dem Darknet gleicht. Diese unseriösen Anbieter verschleiern ihre IPs, so dass sie selbst bei einem Verstoß gegen die Novelle nicht ausfindig gemacht und gefahndet werden können. Verbote verursachen lediglich eine Verlegung der Geschäfte in den Untergrund, in dem es ohne jegliche Regulierung zu einer sich ausbreitenden Kriminalität sowie Unprofessionalität kommt. Um solch eine Ausartung zu verhindern, wurde die Prohibition aufgehoben und die Prostitution erlaubt. Obwohl Fettleibigkeit ein weitreichenderes Problem als das akademische Ghostwriting ist, werden dennoch Fastfood-Ketten nicht verboten. Es findet auch eine schrittweise Regulierung statt, wie z. B. das Happy Meal zeigt.

Genau der gleiche Dialog sollte mit den etablierten Ghostwriting-Agenturen stattfinden, um durch Regulierungen einen Kompromiss zu finden. Ohne diesen Dialog werden sich die etablierten Ghostwriting-Agenturen durch entsprechende Maßnahmen nicht aus dem Markt drängen lassen und ihn nicht den ohne jegliche Moral agierenden unseriösen Anbietern überlassen. Aus diesem Grund wird die Novelle kaum Anwendung finden und im Aktionismus enden, an dem sich Deutschland kein Vorbild nehmen sollte. Stattdessen sollte Deutschland einen dialogbasierten Weg einschlagen, der deutlich erfolgreicher sein wird.

Der Autor ist Geschäftsführer der Ghostwriter-AgenturBusiness And Science.