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Kinder, lernt richtig schwimmen!

Ein Seepferdchen-Abzeichen ist ein guter Anfang, gibt aber noch keine Sicherheit, meint unser Gastautor.

22.03.2019 | Stand 16.09.2023, 5:46 Uhr

Andreas Schicho ist stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) für Regensburg, Landesverband Bayern e. V.

Fragt man Eltern, ob ihre Kinder schwimmen können, dann bejahen das die allermeisten. Fragt man sie aber näher, besitzen nur rund 40 Prozent der Grundschulkinder ein Jugendschwimmabzeichen. Das ist aus Sicht der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) zu wenig. Denn erst wenn ein Kind die Leistungen zum Jugendschwimmabzeichen in Bronze beherrscht, kann es sicher schwimmen. Die deutschen Kultusminister und alle Schwimmsport betreibenden Vereine unterstützen diese Meinung der DLRG.

Was Eltern wissen müssen: Das „Seepferdchen“-Abzeichen gibt ihnen noch keine Sicherheit! Denn die Prüfung umfasst lediglich 25 Meter Schwimmen nach einem Sprung vom Beckenrand und Herauftauchen eines Tauchrings aus schultertiefem Wasser. Für das Jugendschwimmabzeichen in Bronze, früher „Freischwimmer“ genannt, muss das Kind dagegen 200 Meter in 15 Minuten schwimmen, einen Gegenstand aus zwei Meter Tiefe heraustauchen, einen Sprung ins Wasser machen und die Baderegeln kennen.

Damit alle Kinder schwimmen lernen können, braucht es die Unterstützung durch die Eltern, denn die Schulen können nicht alles alleine leisten. Und es braucht Hallenbäder, flächendeckend im ganzen Land. Das ist leider nicht selbstverständlich: Immer wieder schließen Gemeinden ihr Hallenbad, weil es sanierungsbedürftig geworden ist und die Finanzmittel knapp sind. So sind von den 224 Schwimmbädern in Niederbayern und der Oberpfalz 130 sanierungsbedürftig und weitere 13 von der Schließung bedroht. Wichtig ist ein Unterschied: Freibäder einerseits und sogenannte Erlebnisbäder anderseits sind kein ausreichender Ersatz für Hallenbäder. Denn ein Freibad funktioniert nur im Sommer. Ein Erlebnisbad bietet viel Spaß, aber durch eine geschwungene Beckenform, geringe Wassertiefe – und Wellenbetrieb ist es zum Schwimmenlernen nicht geeignet.

Ein Hallenbad ist also unersetzlich, wenn es um das Schwimmenlernen geht. Mehr noch: Auch die Rettungsschwimmer müssen sich durch wöchentliches Training das ganze Jahr über fit halten. So ist Schwimmen nicht irgendein Sport, sondern eine lebenswichtige Fähigkeit. Gute Gründe also, sich in seiner Gemeinde für den Erhalt des Hallenbads einzusetzen.

Die Außenansicht gibt die subjektive Meinung des Autors wieder und nicht unbedingt die der Redaktion.

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