Regensburg
Ankerzentrum überfüllt: Erstaufnahme betreute 2022 bereits 8000 Geflüchtete

24.09.2022 | Stand 15.09.2023, 3:33 Uhr
Im Oberpfälzer Anker-Zentrum ist der Platz knapp. Die Zahl der Geflüchteten ist wieder deutlich gestiegen. −Foto: dpa

Nach einem steilem Anstieg der Geflüchtetenzahlen wird in der Oberpfälzer Anker-Einrichtung der Platz knapp.



Die Erstaufnahme in Regensburg ist im Moment zu 115 Prozent belegt, sagte die Sprecherin der Bezirksregierung am Freitag. Insgesamt wurden in diesem Jahr schon 8000 Menschen in der Einrichtung aufgenommen. Im Anker fallen erste Entscheidungen. Die Abkürzung steht für Ankunft, Entscheidung und Rückführung. „Unser Anker arbeitet wie alle Anker-Einrichtungen in Bayern aktuell über der Kapazitätsgrenze“, sagte der Oberpfälzer Regierungspräsident Walter Jonas.

Vergleich zum Vorjahr

Der Vergleich mit Vorjahreszahlen fällt deutlich aus: In diesem Monat sind laut Bezirksregierung bisher 787 Menschen im Anker-Zentrum angekommen (Stand: 22. September). 2021 waren es im kompletten September 355. Der Aufwärtstrend verstetigt sich seit Monaten: Im Juli trafen 880 Frauen, Männer und Kinder ein (Vorjahr: 208). Im März war der Unterschied mit mit 2250 bei 70 im Vorjahr besonders groß.

Der Angriff Russlands auf die Ukraine liefert für das deutliche Plus an Menschen im Oberpfälzer Ankerzentrum allerdings nur einen Teil der Erklärung: Von den dort bislang 8000 Geflüchteten stammten mit 4200 nur gut die Hälfte aus der Ukraine. Wobei die Gesamtzahl der ukrainischen Kriegsflüchtlinge, die bis dato Zuflucht gesucht haben, in Wirklichkeit erheblich höher ist. Im Ausländerzentralregister wurden für die Oberpfalz bisher 12.300 Menschen vermerkt.

Großteil von Ukraine-Flüchtlingen in Privatwohnungen untergekommen

Der größte Teil von ihnen ist aber nach Angaben der Regierung der Oberpfalz in Privatwohnungen untergekommen. Im Anker-Zentrum leben aktuell 1360 Geflüchtete. Ukrainer sind dort mit 60 Personen eine eher kleine Fraktion. Geflüchtete aus Syrien stellen mit 922 Personen den größten Anteil, gefolgt vom Iran (148), der im Moment von Unruhen erschüttert wird. Etwas größere Kontingente stammen aus dem von Hungernot geprägten Äthiopien (87) sowie dem Irak (72). Schutz gefunden haben außerdem eine kleinere Zahl von Menschen aus Afghanistan, Algerien, Berlarus, Eritrea, dem Libanon, Libyen, Moldawien, Marokko, Nigeria, Pakistan und der Türkei.

Hoher Druck auf Behörden

Die Regierung der Oberpfalz und die Kreisverwaltungsbehörden der Kommunen bringt der deutlich stärkere Zuzug unter hohen Druck. Die Lage werde zunehmend zur Herausforderung, sagte die Oberpfälzer Regierungssprecherin Kathrin Kammermeier. Geflüchtete können die Erstaufnahme in der Regel verlassen, sobald das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) über die grundsätzliche Rechtmäßigkeit des Asylantrags entschieden hat – und damit für Neuankömmlinge Platz machen. Die Bearbeitungszeiten liegen laut Kammermeier wegen der hohen Zugangszahlen im Moment aber bei zwei bis drei Monaten. Die Unterkunftsverwaltung der Regierung arbeite parallel mit Hochdruck daran, im nächsten Schritt so viele Menschen wie möglich in Gemeinschaftsunterkünfte oder dezentrale Einrichtungen zu verlegen, „um den Anker Oberpfalz als Erstanlaufstelle offen halten zu können“. Dringend benötigt werden zudem Privatwohnungen für so genannte „Fehlbeleger“, die bisher trotz anerkanntem Asyl oder gesichertem Aufenthaltstatus wegen des angespannten Wohnungsmarkts im Anker verharren.

Die Kommunen n packten in der angespannten Lage kräftig mit an, lobte Regierungspräsident Jonas. „Bei uns in der Oberpfalz können wir uns seit vielen Jahren auf eine hervorragende Zusammenarbeit mit den Landratsämtern und kreisfreien Städten verlassen.“