Kürzungen
Beim Protesttag der Ärzte am 10. Oktober bleiben auch viele Oberpfälzer Praxen zu

27.09.2022 | Stand 15.09.2023, 3:33 Uhr
Patienten werden am 10. Oktober bei vielen bayerischen Arztpraxen vor verschlossenen Türen stehen. −Foto: dpa

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach erhält für sein Paket gegen das Krankenkassendefizit aus Bayern mächtigen Gegenwind. Für 10. Oktober ist ein landesweiter Protesttag der Ärzte geplant, bei der viele Praxen geschlossen bleiben sollen – mindestens von 8 bis 10 Uhr, maximal ganztags.

Für Patienten wird eine Notversorgung eingerichtet. Da für Vertragsärzte ein Streikverbot gilt, wird alles offiziell als Urlaub deklariert. Für den Oberpfälzer Bezirkschef des bayerischen Hausärzteverbandes Stefan Semmler ist es jedoch mitnichten Urlaub, sondern ein Hilfeschrei. „Wir schlittern in eine Situation mit erheblichen Belastungen.“ Im ländlichen Raum gebe es bereits unterversorgte Gebiete. Ärzte bräuchten planbare Bedingungen, die sich nicht mit Regierungswechseln änderten.

Auch Fachärzte auf Barrikaden

Bei Fachärzten ist der Ärger ähnlich groß – das wird sich an diesem Mittwoch beim bayerischen Fachärztetag in Regensburg zeigen. Der Vorsitzende des Verbandes und Neumarkter Orthopäde Wolfgang Bärtl attestierte Lauterbach schon vorab „Wortbruch“ bei der Neupatientenregelung. Sie vergütet aktuell den Mehraufwand, soll aber gekippt werden. Bärtl kritisierte zudem, dass die hohe Inflation bei der Honorierung nur ungenügend berücksichtigt werden soll und warnte vor den Folgen: Massive Sparmaßnahmen in den Praxen könnten längere Wartezeiten und Leitungseinschränkungen bedeuten.

Bei den Ärzten hat sich einiges angestaut. Semmler spricht von einer „Zersplitterung der hausärztlichen Versorgung“ schon unter Lauterbachs Amtsvorgänger Jens Spahn. Apotheker dürften jetzt gegen Vergütung Impfen und Blutdruckmessen – bei den Ärzten werde gleichzeitig geknapst. Er prophezeit, dass sich am 10. Oktober sehr viele Oberpfälzer Ärzte dem Protest anschließen. „Ich rechne mit einer sehr hohen Resonanz, weil es alle betrifft.“

Praxis-Budget als Knackpunkt

Die Praxis von Heinz Lehmann, Hausarzt in Lappersdorf (Lkr. Regensburg) bleibt jedenfalls zu. „Wir machen einen Tag Urlaub, wie hoffentlich viele Kollegen, um ein Zeichen zu setzen“, sagt er und erinnert an die Hochphase der Pandemie, in der die niedergelassenen Ärzte dem Appell folgten, Krankenhäuser nach Kräften zu entlasten. „Doch wer entlastet uns“, fragt er sich.

Das Praxis-Budget ist für ihn der Knackpunkt. Wird es überschritten, werden weitere ärztliche Leistungen nur mehr teilweise honoriert. Lehmann zieht einen Vergleich zu Autowerkstätten: Es ist, als ob vier neue Reifen montieren, aber nur zwei bezahlt bekommen. Das Problem verschärfe sich durch viele Kranke, die mit der Neupatientenregelung hinzukamen. In der Konsequenz würden „sicher wieder weniger neue Patienten aufgenommen und gewisse Leistungen nicht mehr erbracht“.