Landessynode
Evangelisches Kirchenparlament steht bei Tagung in Amberg unter massivem Spardruck

17.11.2022 | Stand 15.09.2023, 2:54 Uhr
In Amberg soll ein Sparhaushalt für 2023 beschlossen werden. Mit der Zahl der Kirchenmitglieder sinken die Einnahmen −Foto: dpa

Die Verabschiedung des Haushalts 2023 ist zentraler Punkt auf der Agenda der Landessynode der evangelisch-lutherischen Kirche in Bayern. Das „Kirchenparlament“ , das ab Sonntag in Amberg zusammentrifft, steht angesichts einer sinkenden Zahl von Kirchenmitgliedern und bröckelnder Kirchensteuern unter immensem Spardruck.



Zwar bleibt im nächsten Jahr bei Einnahmen von 980 und Ausgaben von 948 Millionen Euro unter dem Strich ein Überschuss. Doch Finanzreferent Patrick de La Lanne hat schon im Vorfeld daran erinnert, das bis 2030 rund 189 Millionen Euro einzusparen sind, um Folgen der demografischen Entwicklung abzupuffern.

„Wenn die Babyboomer in Rente sind, brechen die Kirchensteuereinnahmen weiter ein“, bringt es der Amberger Karl Georg Haubelt auf den Punkt, der seit 15 Jahren Mitglied der Synode ist. Gespart werde aber nicht nach dem Rasenmäherprinzip, sagt er. „Wir konzentrieren uns auf das Wesentliche.“ Einschnitte sind nichtsdestotrotz unvermeidbar. Als Vorgabe gilt, dass trotz Energiekrise und höherer Personalkosten das Ausgabenvolumen 2022 nicht überschritten werden soll. „Faktisch ist das damit keine Nullrunde, sondern eine Sparrunde.“

Mangel an Pfarrern

Haubelt ist einer von 108 Mitgliedern der Synode. Viele kommen aus dem Ehrenamt. Der 57-Jährige Oberpfälzer lehrt beispielsweise im Hauptberuf Kommunalrecht an der Verwaltungshochschule Hof und ist in der SPD verwurzelt. Haubelt macht stolz, dass Amberg nach 2017 ein weiteres Mal Tagungsort ist.

Neben dem Haushalt sollen hier bis kommenden Mittwoch auch Eckpunkte zu neuen Leitungsstrukturen verabschiedet werden: Zur Debatte steht, die Zahl der Kirchenkreise langfristig von sechs auf fünf oder gar vier zu reduzieren. Das ist auch dem Mangel an Pfarrerinnen und Pfarrern geschuldet.

Die Synodalen wollen sich zudem mit der „Vergangenheitsbewältigung“ der so genannten Zwangsstellen-Teilung beschäftigen, die von 1984 bis 2009 praktiziert worden ist. Pfarrer-Ehepaare erhielten in dieser Zeit in der Regel gemeinsam nur eine volle Stelle, egal ob beide gerne ganztags gearbeitet hätten oder nicht. Das führte bei der Rente zu Einbußen. Zur Entscheidung steht, die insgesamt 667 Betroffenen mit einer Einmalzahlung über 40 000 Euro zu entschädigen.

Die Predigt beim Eröffnungsgottesdienst rückt den Glauben ins Zentrum. Kernbotschaft seiner Predigt werde die Hoffnung sein, sagt Regionalbischof Klaus Stiegler. „Wir leben in einer Zeit der Verunsicherung, wie sie unsere Generation noch nicht erlebt hat.“Die Kirche müsse Gläubige bestärken, trotzdem mit Zuversicht zu leben.

Heizkostengeld geplant

Der 59-Jährige steht seit 2019 an der Spitze des Kirchenkreises Regensburg, der flächenmäßig der größte in Bayern ist und von Ingolstadt bis Passau und von Neumarkt bis Cham reicht. Mit nur rund 270 000 Gläubigen gilt die Region aber als Diaspora. Stiegler spürt wie jeder in seiner Kirche Spardruck. Alles komme gerade auf den Prüfstand, sagt er. Selbst der Bischofssitz in Regensburg ist nicht sakrosankt. Leer stehende Etagen könnten künftig untervermietet werden. Stiegler wappnet sich zudem für große Personalnot. „Wir wissen, dass wir in zehn Jahren nur noch die Hälfte der Pfarrerinnen und Pfarrer haben werden.“ Auch hier sind die Babyboomer im Spiel. Sie stehen vor dem Renteneintritt.

Stiegler dreht als Mitglied des Landeskirchenrats selbst an vielen Stellschrauben. Auch unter Spardruck blieben aber die Kernaufgaben im Blick, sagt er. So sieht der Haushaltsplan 2023 vor, fünf Millionen Euro für Heizkostenzuschüsse zur Verfügung zu stellen. „Wir wollen nicht, dass an Heiligabend aus Heizgründen Gottesdienste ausfallen müssen. Auch in unseren Seniorenheimen soll niemand frieren.“

Landessynode

Synode:Der Begriff Synode kommt aus dem Griechischen und bedeutet Zusammenkunft. Die Landessynode ist das „Kirchenparlament“ der evangelischen Kirche in Bayern. Das Gremium zählt – neben Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, Landeskirchenrat und Landessynodalausschuss – zu den vier wichtigsten Entscheidungsebenen. Ehrenamtliche sind in der Synode in der Mehrzahl. Die Zahl der Pfarrer ist auf rund ein Drittel begrenzt.

Programm:Die Synode beginnt am Sonntag um 17 Uhr mit einem Gottesdienst in der Amberger Paulaner-Kirche. Prediger ist Regionalbischof Klaus Stiegler. Die Plenums-Sitzungen starten noch am Sonntag und dauern bis in die Nacht. Im Zentrum: der Haushalt 2023. Die Synode endet am Mittwoch mit dem Segen des Landesbischofs.