Energie
Die Südostlink-Trasse stößt auf Kritik

Hoffnung der betroffenen Gemeinden, dass sich am Vorschlag für die Erdkabel-Starkstromleitung noch viel ändert, ist gering.

07.03.2017 | Stand 16.09.2023, 6:31 Uhr
Die Rohre, in denen die Erdkabel von Südostlink Strom in Gigawatt-Stärke transportieren, sollen durch den Landkreisosten nach Süden verlaufen. −Foto: dpa

Erleichterung und Kritik: Die Reaktionen im Hörsaal H3 der Uni Regensburg waren am Dienstagabend unterschiedlich. Die Tennet TSO GmbH stellte dort Kommunalpolitikern aus der Oberpfalz den konkreten Trassenvorschlag für die Hochleistungs-Stromleitung Südostlink vor. Diese Erdkabelleitung, deren Bau die Bundesregierung beschlossen hat, wird auch quer durch den Raum Regensburg verlaufen.

Im Herbst hatte Tennet die verschiedenen Möglichkeiten für die Leitungsverlauf im Landkreis vorgestellt.Damals gab es noch drei Trassen mit mehreren Verknüpfungsvarianten.Diese Varianten hat Tennet in den vergangenen Monaten geprüft und nun – nach gesetzlicher Vorgabe – einen konkreten Vorschlagstrassenkorridor sowie mehrere Alternativen vorgestellt (unser Medienhaus berichtete gestern). Dieser Korridor ist etwa einen Kilometer breit und zeigt, wo Südostlink einmal verlaufen soll. Er sagt aber noch nichts über die exakte Lage der Leitung aus.

Der Westen ist nicht mehr betroffen

Für Erleichterung sorgte bei einigen Bürgermeistern die Tatsache, dass die westlichste der ursprünglichen Trassenvarianten ausgeschieden ist. Sie hätte unter anderem Pettendorf und Sinzing betroffen. Der konkrete Vorschlag betrifft vor allem den Landkreisosten und -süden. Diese Trasse führt östlich von Bernhardswald über den Bereich Altenthann, Brennberg, Wiesent und Wörth bis zur Donau bei Pfatter und von dort nach Süden vorbei an Geisling, Sengkofen und Aufhausen bis zur Landkreisgrenze. Als Alternative ist noch die ursprüngliche mittlere Variante im Rennen, die von Burglengenfeld kommend durch den Raum Zeitlarn und Wenzenbach führt, die Donau östlich von Barbing quert und in Höhe Mintraching auf die Vorschlagstrasse trifft. Nach Tennet-Angaben wird diese Variante im weiteren Verfahren genauso intensiv geprüft wie die Vorschlagstrasse.

Bei den Bürgermeistern, die von dieser Osttrasse betroffen sind, sind die Reaktionen sehr unterschiedlich. Bernhardswald Rathauschef Werner Fischer sieht in dem Vorschlag für seine Gemeinde keine gravierenden Probleme. Es seien keine größeren Siedlungen betroffen und die Trasse verlaufe entlang einer bestehenden Stromleitung.

In Altenthann und Brennberg fallen die Reaktionen sehr viel kritischer aus. Brennbergs Bürgermeisterin Irmgard Sauerer hatte bereits zuvor befürchtet, dass es im ländlichen Vorwald aus Sicht der Leitungsplaner weniger Hindernisse gibt als im dicht besiedelten Umfeld von Regensburg. Es seien aber gerade die weichen Faktoren wie die unberührte Naturlandschaft, die hier von Bedeutung seien. Tourismus spielt im Vorwald eine erhebliche Rolle.

„Für uns ist das schon besorgniserregend“, sagt Sauerer. Vor allem der Plan, die Erdkabelleitung durch das Himmeltal zu legen, stößt auf ihre Kritik.Das Gebiet zwischen Altenthann und Frauenzell ist eine vielfältige, klein strukturierte Kulturlandschaft, die auf die Mönche des Klosters Frauenzell zurückgeht. In dem Bereich gibt es zudem eine Wasserversorgung und Pläne für eine Brunnenanlage. Sauerer spricht von einer Kulturachse, die gefährdet werde. Außerdem sei bisher nicht geprüft, welche Biotope von der Erdkabelleitung betroffen wären. Auch für den Altenthanner Bürgermeister Harald Herrmann ist die Himmeltal-Trasse „kompletter Blödsinn“. Seine Gemeinde werde ihre Einwände erneut einreichen, Herrmann befürchtet allerdings, dass der Südostlink-Trassenverlauf „wohl kaum zu stoppen ist“.

Dieser Überzeugung ist auch die Mintrachinger Bürgermeisterin Angelika Ritt-Frank. Sie fürchtet Einschränkungen bei der Entwicklung der einzelnen Orte in der Gemeinde. Die Osttrasse wäre ihr lieber, weil der Eingriff dann geringer ausfiele. Ritt-Frank ist ebenso wie der Pfatterer Bürgermeister Jürgen Koch und Aufhausens Rathauschef Johann Jurgowsky nicht grundsätzlich gegen Südostlink. Koch: „Das ist beschlossene Sache.“ Wichtig sei nun eine genaue Prüfung des Trassenvorschlags. Alle Bürgermeister betonen zudem, dass die Einwände der Landwirte berücksichtigt werden müssten.

Eine Freileitung wäre flexibler

Jurgowsky wäre eine Freileitung lieber gewesen. Sie wäre leichter nachrüstbar und könnte bei Bedarf auch versetzt werden. Beides sei bei einem Erdkabel nicht möglich, sagt der Bürgermeister, der von Beruf Elektroingenieur ist. Die optische Wirkung einer Freileitung würden die Menschen schon bald nicht mehr wahrnehmen.

Landrätin Tanja Schweiger lehnt die Starkstromleitung aus grundsätzlichen Überlegungen heraus ab.Daran würden auch die konkretisierten Planungen nichts ändern, betont sie gegenüber unserem Medienhaus. „Wir brauchen den Südost-Link nicht.“ sagt sie. Die Stromautobahn diene in erster Linie dazu, Braunkohlestrom nach Bayern zu transportieren. Dass Südostlink nötig ist, um Windenergie aus Norddeutschland nach Süden zu transportieren, sei bis heute nicht belegt.

Der aktuelle Vorschlag ist samt den Alternativen die Basis für das Bundesfachplanungsverfahren. Erst in diesem Rahmen sollen vertiefende Analysen und Detailuntersuchungen vor Ort zu einer abschließenden Bewertung führen. Die endgültige Entscheidung über den 1000 Meter breiten Korridorverlauf soll Ende 2018 durch die Bundesnetzagentur fallen. Erst danach legt Tennet innerhalb dieses Korridors die endgültige Trasse der Erdkabelleitung fest.

Die Inhalte des aktuellen Trassenvorschlags will Tennet den Bürgern im Landkreis bei einem Öffentlichkeitstermin zwischen dem 15. März und 6. April vorstellen.

Lex Hartman, Mitglied der Geschäftsführung von Tennet, sagte bei der Veröffentlichung des Trassen-Vorschlags: „Uns war wichtig, einen Korridor zu finden, der die Region möglichst wenig belastet und die Hinweise der Bürger vor Ort mit berücksichtigt. Das haben wir erreicht.“ Südostlink soll nach seinen Angaben ab 2025 als Gleichstrom-Erdkabelverbindung die windreichen Regionen Ostdeutschlands mit Bayern verbinden.