Vermisst seit Samstag
Drama am Hochkalter: Bergwacht sucht im Schnee-Chaos verzweifelt nach Wanderer

19.09.2022 | Stand 15.09.2023, 3:37 Uhr
Schneesturm und Nebel erschweren die Suche der Bergwacht Ramsau am Hochkalter enorm. −Foto: Bergwacht Ramsau

Ein Wanderer wird seit Samstag am Hochkalter (Landkreis Berchtesgadener Land) vermisst. Obwohl die Retter mehrmals in Kontakt mit dem 24-Jährigen standen, blieb jede Suche aufgrund des plötzlichen Wintereinbruchs erfolglos.



Ein halber Meter Neuschnee, Starkregen, Wind und Nebel: Bei widrigen Winterverhältnissen verunglückte am Samstagnachmittag ein Wanderer aus Niedersachsen am Hochkalter.Gegen 15 Uhr setzte der 24-Jährige einen Notruf ab.Polizei und Bergwacht suchen seitdem fieberhaft nach dem Mann - obwohl sie am Samstag mehrmals Kontakt zu ihm herstellen konnten, bleibt sein Aufenthaltsort ein Rätsel. Sonntagnacht musste die Suche erneut ergebnislos abgebrochen werden.

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Der Unfall passierte laut eigenen Angaben des Vermissten bei seinem Anstieg auf den Hochkalter auf einer Höhe von etwa 2400 Metern. Er rutschte ab, verletzte sich angeblich schwer und blieb in schwierigem, absturzgefährdetem Gelände zurück. Über den Zustand des Wanderers herrschte am Samstag zunächst Unklarheit. Wie der Berchtesgadener Kreisverband des Bayerischen Roten Kreuzes am Sonntagabend mitteilte, gab der Mann beim Absetzen des Notrufs gegenüber der Leitstelle Tirol an, sich beim Absturz am Kopf verletzt und beide Arme gebrochen zu haben.

Immer wieder Telefonkontakt mit dem Verunglückten

Die Bergwacht Ramsau machte sich bei Nebel und Schneefall sofort auf die Suche nach dem Mann. Er wurde im Bereich des Ofentals vermutet. Dem Einsatzleiter gelang es, schnell eine telefonische Verbindung zum Vermissten herzustellen. Hierbei gab er laut BRK an, doch nicht ernsthaft verletzt zu sein.

Gegen 19 Uhr gelang es den Rettern, erneut Telefonkontakt zum Verunglückten herzustellen. Er steckte demnach in einem Schneesturm fest und konnte nicht sagen, wo genau er sich befand. Rund eine halbe Stunde später erreichte der Rettertrupp aus dem Ofental dann eine Höhe von 2600 Metern. Trotz der schlechten Sicht und des vereisten, teilweise mit einem halben Meter Schnee bedeckten Untergrunds suchten die Retter laut BRK „die eingeschneiten und eingewehten Rinnen und Querungen so gut wie möglich ab“. Aufgrund des starken Winds konnten sie sich kaum untereinander verständigen.

Genauer Standort bleibt unklar

Bei einem weiteren Telefonat mit dem Vermissten gab er an, von der Blaueishütte aus über die Ostseite des Bergs aufgestiegen zu sein. Eine genaue Ortung seines Telefons misslang jedoch mehrfach. Immerhin konnte die Bergwacht nun das Suchgebiet auf die Westseite des Grats zwischen Kleinkalter und Hochkalter in Richtung Ofental eingrenzen. Trotzdem musste der Einsatzleiter wenig später alle Kräfte, die sich auf der Westseite im Ofental befanden, aufgrund der widrigen Verhältnisse im Schneesturm absteigen lassen. Das Risiko für die Retter wurde zu groß.



Als die Bergwacht ein weiteres Mal mit dem Vermissten telefonierte, gab er neue Koordinaten seines Smartphones an - welche erneut einen anderen Unglücksort vermuten ließen. Gegen 21.30 Uhr erreichten die Retter den Mann ein letztes Mal. Sie sprachen dem offenbar stark unterkühlten Mann Mut zu. Die Eltern des Vermissten hatten sich mittlerweile von Niedersachsen aus auf den Weg nach Ramsau gemacht.

Jede Suche am Wochenende blieb erfolglos

Ob zu Fuß, per Drohne oder mit dem Hubschrauber: Alle weiteren Suchmaßnahmen blieben erfolglos, am Samstag wie am Sonntag. Eine gemeldete Sichtung im Bereich der Ofentalscharte bestätigte sich nicht. Das BRK spricht in seinem Einsatzbericht von „extrem schlechten“ Wetterbedingungen. Mehrmals mussten die Rettungskräfte demnach ihre Suche unterbrechen, weil Lebensgefahr bestand. Mit Einbruch der Nacht wurde die Vermisstensuche am Sonntagabend schließlich ergebnislos abgebrochen. Sie werde laut Polizeipräsidium Oberbayern Süd fortgesetzt, sobald das Wetter es zulasse. Genauere Angaben konnte die Polizei am Montagmorgen auf Nachfrage nicht machen.