Mitten in der Fußgängerzone
Schwertattacke: 65-Jährige verletzt in Weiden drei Menschen

23.08.2022 | Stand 15.09.2023, 3:56 Uhr
Die Polizei ist in Weiden mit einem Großaufgebot im Einsatz: Das Bild zeigt die Situation kurz nach der Tat. Die Verdächtige ist am Boden fixiert. Rettungskräfte sind vor Ort. −Foto: dfk

Es geschieht am Dienstagmittag, mitten in der belebten Weidener Fußgängerzone: Eine 65-jährige Frau attackiert Passanten mit einem Schwert. Drei Menschen werden verletzt, bevor Passanten die Frau auf den Boden drücken können und bis zum Eintreffen der Polizei in Schach halten.



Unter ihnen Nicolas Schöner. Er habe versucht, sein Bestes zu geben, sagte er hinterher der Nachrichtenagentur News5. Es hätte auch sehr böse enden können. Er sei dankbar für die, „die auch Courage gezeigt haben.“ Die Frau, die mit einem Auto in die Fußgängerzone gefahren war, hatte auf ihn einen verwirrten Eindruck gemacht.

Zwei der Opfer – Männer im Alter von 46 und 61 Jahren – müssen später in ein Krankenhaus eingeliefert werden. Polizeisprecher Claus Feldmeier hat am frühen Nachmittag erste gute Nachricht parat. „Nach aktuellem Stand gehen wir nicht von Lebensgefahr aus.“ Tatsächlich kann einer der Verletzten das Krankenhaus schon am Nachmittag wieder verlassen.

Motiv unklar – Kripo hofft auf Zeugenvideos

Unklar bleibt zunächst das Motiv der Angreiferin. Die Kriminalpolizei Weiden ermittelt in enger Abstimmung mit der Staatsanwaltschaft − und setzt auf Zeugen, die Aussagen zum Tathergang machen können oder Videos oder Bilder vom Geschehen beisteuern können. Verbunden wird es mit der Bitte, das Fotomaterial nicht in soziale Netzwerke hochzuladen. Befand sich die Frau in einem psychischen Ausnahmezustand? Aktuell ist die Tatverdächtige in Polizeigewahrsam und soll dem Vernehmen am Mittwoch einem Richter vorgeführt werden. Er entscheidet dann über U-Haft, Unterbringung in einem Krankenhaus oder Freilassung.

Polizei und Einsatzkräfte waren am Mittag sofort mit einem Großaufgebot zum Tatort geeilt, der sich am Unteren Markt hinter dem historischen Rathaus befindet. Das Foto einer Passantin zeigt, wie die Beamten die Tatverdächtige zunächst auf dem Boden fixieren. Weitere Polizisten haben sich im Kreis formiert. Ein Absperrband verhindert, dass Weidener, die auf das Geschehen aufmerksam geworden sind, dem Einsatzort zu nahe kommen.

Fußgängerzone zur Tatzeit gut besucht

Die Fußgängerzone ist am Unteren Markt von Geschäften und Restaurants gesäumt, die um die Mittagszeit gut besucht sind. Die Polizei beeilt sich, rasch erste Entwarnungen zu geben, um mögliche Panikreaktionen in der Stadt zu verhindern. In einer ersten Meldung, die um 12.30 Uhr verschickt wird, heißt es, dass die Gefahr vorüber ist. Die Sicherheitsbehörden gehen zu diesem Zeitpunkt bereits davon aus, dass es sich um eine Einzeltäterin handelt und keine weiteren bewaffneten Komplizen in den angrenzenden Straßen unterwegs oder auf der Flucht sind.

Alexandros Smardenkas, Wirt im nahen griechischen Lokal „Pallas“ war durch laute Schreie auf die Schwertattacke aufmerksam geworden. „Lass das Schwer los“, habe jemand gerufen. Später sah er zwei Verletzte, die bluteten – einer hatte eine Wunde am Unterarm, der andere eine Wunde im Nackenbereich. Ein Arzt, der zufällig vorbeikam, habe Erste Hilfe geleistet.

Zivilcourage von Zeugen: „Hat in diesem Fall funkioniert“

Hat das beherzte Eingreifen von Zeugen, die die Tatverdächtige überwältigten, Schlimmeres verhindert? Florian Beck, ebenfalls Pressesprecher der Polizei Oberpfalz, mochte darüber nicht spekulieren. „Zivilcourage ist etwas Gutes“, sagt er – schickt aber hinterher, dass sich niemand selbst in Gefahr bringen müsse. „In diesem Fall hat es funktioniert.“

Der Weidener Oberbürgermeister Jens Meyer (SPD) reagierte bestürzt auf die Gewalttat: „Ich bin schockiert und tief betroffen. Meine Gedanken sind bei den Verletzten. Ich wünsche ihnen schnelle und gute Besserung.“

Weiden wird zum zweiten Mal binnen weniger Monate von einem Großeinsatz erschüttert. In einem Restaurant nur ein paar Häuser vom Tatort entfernt, war im Februar ein Mann gestorben, nachdem er vermeintlichen Champagner getrunken hatte, der sich als flüssiges Ecstasy entpuppte. Die Magnum-Flasche enthielt die Droge hoch konzentriert. Der Wirt hatte den Champagner auf einem Online-Portal speziell für eine Gäste-Gruppe gekauft und ahnungslos serviert.