Viele Geldautomaten gesprengt
Versuchter Mord: Polizei weitet Ermittlungen gegen Diebesbanden aus

22.07.2022 | Stand 15.09.2023, 4:18 Uhr
Eine gewaltige Explosion zerstörte am 8. Juli eine Sparkasse in Regensburg – nun wird, wie in einem zweiten Fall in der Oberpfalz, auch wegen versuchten Mordes ermittelt. −Foto: Baumgarten

15 Geldautomaten sind seit Jahresbeginn in Bayern gesprengt worden, auch in Regensburg und Wernberg-Köblitz (Kreis Schwandorf). Häufigkeit und Professionalität der Täter versetzen die Polizei in Alarmbereitschaft. Das Landeskriminalamt will jetzt zu neuen Methoden greifen – und ermittelt in den Oberpfälzer Fällen wegen versuchten Mordes.



Ob im LandkreisSchwandorf,Passauoder in den StädtenRegensburgundIngolstadt: Geldautomatensprenger waren in diesem Jahr schon in vielen Teilen Bayerns aktiv. Unabhängig vom Diebesgut ist der Sachschaden bei jedem Coup immens. Auch die Gefahr für Anwohner wird größer: Denn laut Polizei schrecken die Täter auch nicht vor Automaten in Wohnkomplexen zurück.

Sprengungen teils auch versuchte Tötungsdelikte

So ermittelt die Staatsanwaltschaft in Bamberg derzeit in sechs Fällen zusätzlich wegen eines versuchten Tötungsdeliktes – auch nach den Taten im Einkaufzentrum West in Regensburg und mitten auf dem Marktplatz in Wernberg-Köblitz. „Der Grund dafür ist, dass die Täter keine Rücksicht darauf genommen haben, ob Personen, die in unmittelbarer Nähe zu den Automaten wohnen, geschädigt werden können“, erklärt Oberstaatsanwältin Dr. Ursula Redler.

Das Bayerische Landeskriminalamt (LKA) intensiviert deshalb die Zusammenarbeit mit Banken und Versicherungswirtschaft, um derartige Taten in Zukunft möglichst präventiv verhindern zu können. Seit 2011 existiert ein regelmäßiger Austausch zwischen Polizei und Bankenbranche für verschiedenste Deliktfelder. Dieses soll nun auch zur Bekämpfung der Geldautomatensprengungen verwendet werden.

Täter meist Kleingruppen aus den Niederlanden

Das LKA hat die bisherigen Fälle analysiert und ausgewertet und stellte dabei fest, dass die Täter meist in Kleingruppen aus den Niederlanden einreisen und häufig Geldautomaten in Autobahnnähe auswählen. Von dort können sie mit laut Polizei „hochmotorisierten Fahrzeugen“ leicht flüchten. Diese und weitere Erkenntnisse könnten dabei aus Sicht der Ermittler „im Bereich der Vorbeugung gewinnbringend eingesetzt werden“.

Farb- und Klebepatronen machen Geld unbrauchbar

Präventionsexperten haben sich derweil mit den Maßnahmen anderer Länder beschäftigt. So konnten Banken in den Niederlanden und in Frankreich die Zahl der gesprengten Automaten deutlich reduzieren, indem sie Systeme verbauten, die das noch im Automaten befindliche Bargeld durch Farb- oder Klebepatronen im Falle einer Explosion unbrauchbar machen. Die Niederlande haben ihre Strategie sogar noch ausgebaut: Dort schließen Banken nachts teilweise ihre Selbstbedienungsfilialen oder bauen gefährdete Automaten komplett ab.

Ähnlich wie beim „klassischen“ Bankraub könnte die geringere Chance auf eine erfolgreiche Tatausführung und die gleichzeitig höhere Gefahr einer Festnahme auch bei den Sprengungen die Banden dauerhaft abschrecken.

− lha/ba