Vorbild Niederlande
Viele Geldautomaten gesprengt: Polizei will gegen Diebesbanden vorgehen

22.07.2022 | Stand 22.07.2022, 11:47 Uhr
Ein gesprengter Geldautomat ist auf einer Pressekonferenz beim Landeskriminalamt (LKA) im Jahr 2020. −Foto: Matthias Balk/dpa

15 Geldautomaten sind 2022 in Bayern bis Mitte Juli gesprengt worden, auch in der Region. Die Häufigkeit und Professionalität der Täter versetzt die Polizei in Alarmbereitschaft. Das Landeskriminalamt will jetzt mit den Banken zu neuen Methoden greifen.



Ob im LandkreisSchwandorf,Passauoder in den StädtenRegensburgundIngolstadt: Geldautomatensprenger waren in diesem Jahr schon in weiten Teilen Bayerns tätig. Unabhängig vom Diebesgut ist der Sachschaden jedes Mal immens – und auch die Gefahr für Anwohner wird größer. Denn laut Polizei schrecken die Täter auch nicht vor Automaten in Wohnkomplexen zurück.

Sprengungen teils auch versuchte Tötungsdelikte

So ermittelt die Staatsanwaltschaft Bamberg derzeit in sechs Fällen zusätzlich wegen eines versuchten Tötungsdeliktes. „Der Grund dafür ist, dass die Täter keine Rücksicht darauf genommen haben, ob Personen, die in unmittelbarer Nähe zu den Automaten wohnen, geschädigt werden können“, erklärt Oberstaatsanwältin Dr. Ursula Redler.

Das Bayerische Landeskriminalamt (LKA) intensiviert deshalb die Zusammenarbeit mit den Banken und der Versicherungswirtschaft, um derartige Taten in Zukunft möglichst präventiv verhindern zu können. Bereits seit 2011 existiert ein regelmäßiger Austausch zwischen Polizei und Bankenbranche für verschiedenste Deliktfelder. Dieses soll nun auch zur Bekämpfung der Geldautomatensprengungen verwendet werden.

Täter meist Kleingruppen aus den Niederlanden

Das LKA hat die bisherigen Fälle analysiert und ausgewertet und stellte dabei fest, dass die Täter meist in Kleingruppen aus den Niederlanden einreisen und häufig Geldautomaten in Autobahnnähe auswählen. Von dort können sie leicht mit laut Polizei „hochmotorisierten Fahrzeugen“ flüchten. Diese und weitere Erkenntnisse könnten dabei aus Sicht der Ermittler „im Bereich der Vorbeugung gewinnbringend eingesetzt werden“.

Farb- und Klebepatronen machen Geld unbrauchbar

Präventionsexperten haben sich derweil mit den Maßnahmen anderer Länder beschäftigt. So konnten unter anderem Banken in den Niederlanden und in Frankreich die Zahl der gesprengten Automaten deutlich reduzieren, indem sie Systeme verbauten, die das noch im Automaten befindliche Bargeld durch Farb- oder Klebepatronen im Falle einer Explosion unbrauchbar machen. Die Niederlande haben ihre Strategie sogar noch ausgebaut: Dort schließen Banken nachts teilweise ihre Selbstbedienungsfilialen oder bauen besonders gefährdete Bankautomaten komplett ab.

Ähnlich wie beim „klassischen“ Bankraub könnte die geringere Chance auf eine erfolgreiche Tatausführung und die gleichzeitig höhere Gefahr einer Festnahme auch bei den Sprengungen die Banden dauerhaft abschrecken.

− lha