Polizei
Weniger Unfälle, aber mehr Verkehrstote

Anzahl der Unfälle nimmt im Landkreis Kelheim laut Polizei ab: Es gibt auch weniger Verletzte, dafür aber mehr Todesfälle.

23.02.2021 | Stand 16.09.2023, 4:14 Uhr
2020 sank die Anzahl der Verkehrsunfälle im Landkreis Kelheim – auch wegen der Corona-Pandemie −Foto: Antczak

Auf den Straßen war 2020 wegen Corona weniger los als üblich. Deutschlandweit spricht man von einen Rückgang von 15 Prozent der Verkehrsunfälle und einem Jahr mit den wenigsten Verkehrstoten seit Einführung der Statistik. Für den Landkreis Kelheim trifft nur Ersteres zu.

Insgesamt wurden 2020 im Zuständigkeitsbereich der PI Kelheim 2005 Unfälle aufgenommen. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum Den Rückgang um 327 Unfälle. „Absolut positiv ist, dass sich gleichzeitig die Zahl der Personenschadensunfälle, die schweren Sachschadensunfälle und die Kleinunfälle reduziert haben“, sagt Polizeihauptkommissar Gerald Halbritter. So sank die Zahl der verletzten Personen von 436 auf 364. Das sind die wenigesten Verletzten seit zehn Jahren.

Auch die PI Mainburg kann für das Jahr 2020 eine überwiegend positive Verkehrsunfallstatistik mitteilen. Die Zahl der Unfälle sank von 1745 im Jahr 2019 auf 1469 im Jahr 2020. „278 dieser Unfälle wurden auf der Autobahn A 93 registriert“, teilt Polizeioberkommissar Andreas Lehner mit. Folgerichtig sei auch die Zahl der Verletzten von 248 auf 220 gesunken.

Zehn Menschen sterben

Trotz weniger Unfällen stieg aber die Anzahl der Verkehrstoten im Landkreis Kelheim stark an. Insgesamt kamen im Jahr 2020 zehn Menschen ums Leben. Im Bereich der PI Kelheim stieg die Zahl der Verkehrstoten von zwei auf sieben, im Bereich der PI Mainburg von null auf drei.

Eine der Hauptunfallursachen bleibt im Landkreis überhöhte Geschwindigkeit – auch wenn sich die Zahlen teils stark reduzierten. Statt 116 notierte die PI Mainburg 79 diese Unfallursache. „Die Zahl der bei diesen Unfällen aber verletzten Personen ist dabei nahezu konstant geblieben, 54 waren es 2019 und 52 waren es 2020“, teilt Lehner mit. Auch bei der PI Kelheim sank die Zahl von 82 auf 73. Gleichzeitig ging hier auch die Zahl der Verletzten zurück, nämlich von 53 auf 39.

Eine weitere Unfallursache nehme zwar gefühlt zu, sei aber nicht zu beziffern, teilen die Polizeibeamten mit. „Wie viele Unfälle sich aufgrund der Ablenkung durch Handybenutzung ereignen, ist schwer zu ermitteln, weil das bei der Unfallaufnahme zumeist nicht nachgewiesen werden kann“, sagt Lehner, nennt aber einen kuriosen Fall. 2020 wurde eine Autofahrerin schwer verletzt, als sie mit ihrem Auto von der Fahrbahn abkam und gegen einen Baum prallte. Bei der Unfallaufnahme wurde festgestellt, dass die Frau unmittelbar vor dem Unfall mit ihrem Mobiltelefon Fotos gemacht hatte.

Deutliche Unterschiede zeigen sich bei den beiden Polizeiinspektionen, wenn es um Unfälle unter Alkoholeinfluss geht. „Leider muss die PI Mainburg resümieren, dass die Zahl deutlich zugenommen hat“, sagt Lehner. Die Zahl steig von acht auf 22 und erreichte dabei beinahe wieder das Niveau des Jahres 2018 – damals waren es 24. In der Statistik der PI Kelheim ist das anders: „Die Verkehrsunfälle, bei denen die Ursache Alkoholeinfluss zugrunde lag, ging von 35 auf 29 Unfälle zurück“, sagt Gerald Halbritter. Die Zahl der Trunkenheitsfahrten, bei welchen sich keine Verkehrsunfälle ereigneten, ging von 123 auf 116 zurück.

Die Zahl Verkehrsunfälle mit Ursache Drogeneinfluss blieb für Kelheim mit drei Unfällen auf dem Level des Vorjahres. Allerdings stieg die Zahl der festgestellten folgenlosen Drogenfahrten von 33 auf 43 stark an. Die Zahl der Drogenunfälle, die die PI Mainburg aufnahm, ist hingegen mit fünf auf drei rückläufig.

Mainburg:Kelheim:
Im vergangenen Jahr waren bei der PI Mainburg 191 Verkehrsunfälle zu bearbeiten, bei denen der Verursacher geflüchtet war. Ein Rückgang von rund 23 Prozent im Vergleich zu 2019 – da waren es noch 247 Unfälle. Allerdings gab es bei den Unfällen mit Unfallflucht einen deutlichen Anstieg der Verletzten, von acht Verletzten im Vorjahr auf 21 Verletzte in 2020. Bei 80 dieser Unfallfluchten konnte der Fahrer im Nachgang durch die Polizei ermittelt werden, teilt die PI mit.Als „erfreulich“ bezeichnet Gerald Halbritter von der Polizeiinspektion in Kelheim die Entwicklung bei den Verkehrsunfällen, bei denen sich die Unfallverursacher unerlaubt von der Unfallstelle entfernt hatten. Während im Jahr 2019 insgesamt 393 Unfälle wegen unerlaubten Entfernens vom Unfallort zur Anzeige gebracht wurden, reduzierte sich diese Zahl im Jahr 2020 auf 317 Unfälle und folgte damit dem allgemeinen Trend. Dennoch bleibe Unfallflucht ein Massendelikt.

Die Anzahl der Schulwegunfälle halbierte sich – beide Polizeiinspektionen zusammengenommen – von vier auf zwei. Je einer davon ereignete sich in Kelheim bzw. Mainburg. „In Mainburg tragen acht Schulweghelfer durch ihren Einsatz wesentlich zur Sicherheit der Kinder auf dem Schulweg bei. Dafür möchte sich die Polizeiinspektion Mainburg in diesem Zusammenhang sehr herzlich bedanken“, sagt Andreas Lehner.

Die Verkehrserzieher der PI Kelheim waren 2020 im Zuge der Unfall-Prävention in Schulen, Kindergärten und anderen Informationsveranstaltungen unterwegs. „Aufgrund der Corona-Pandemie kamen diese Tätigkeiten aber leider nahezu vollends zum Erliegen. Dennoch konnten im Dienstbereich der Polizeiinspektion Kelheim 474 Schüler von Grund- und Förderschulen zumindest teilweise in Bezug auf das richtige Verkehrsverhalten geschult werden“, sagt Halbritter.

Risikogruppe Fahranfänger

Ein besonderes Augenmerk legt die Polizei bei der Unfallstatistik auf die Risikogruppe der Fahranfänger, die in der Unfallstatistik auch junge Erwachsene genannt werden. Hier ist die Altersklasse von 18 bis 24 Jahren erfasst. Die Beteiligung dieser gruppe an Unfällen hat sich bei beiden Polizeiinspektionen „erfreulich entwickelt“, sagt Halbritter. 2020 hatt die PI Kelheim statt 156 Fälle zu bearbeiten, 2019 waren es noch 189 gewesen. Für Mainburg sind 109 Fälle in der Statistik aufgeführt, und damit 33 weniger als 2019.

Ein Sorgenkind waren in den vergangenen Jahren die Motorradfahrer. Doch auch hier bestätigt sich der allgemeine Trend. „Im Bereich des motorisierten Zweiradverkehrs ergab sich eine erfreuliche Entwicklung. So verringerte sich hier die Zahl der Verkehrsunfälle von 60 auf 45“, teilt Halbritter für Kelheim mit und fügt an, dass auch die Zahl der Verletzten sank – von 71 auf 49. „Erstaunlicherweise haben in Mainburg die Motorradunfälle zugenommen“, berichtet hingegen Lehner. Im Vergleich zu 17 Unfällen mit 15 Verletzten im Vorjahr verunglückten 2020 insgesamt 24 Biker – 22 wurden dabei verletzt.

Einen Rückgang hat Lehner hingegen bei Wildunfällen notiert. 2020 sei „ein Rückgang um 14,2 Prozent auf 655 zu verzeichnen. Auffallend ist hier, dass auch erheblich weniger Wildschweine zu Schaden kamen. Waren es 2019 noch 50 Schwarzkittel, die angefahren wurden, so waren 2020 noch 17“, schreibt der Mainburger Polizeioberkommissar. Im Bereich der PI Kelheim verringerten sich die Wildunfälle ebenfalls – von 871 auf 806.