MZ-Serie

Er ist fasziniert von Oldtimern

Die freien Plätze in Armin Hölzls Tiefgarage in Roding sind rar. Trotzdem ist er fast täglich auf der Suche nach Schnäppchen.

28.11.2016 | Stand 16.09.2023, 6:39 Uhr
Gregor Raab
Armin Hölzl hegt und pflegt seine Oldtimer: „Zu allen habe ich eine Geschichte“, sagt er. −Foto: Tschannerl

Armin Hölzl öffnet das Tor seiner Tiefgarage. Laut ratternd fährt es nach oben und gibt den Blick auf eine längst vergangene Welt frei. In der Halle schlummern unter Schutzhüllen die Oldtimer, welche der Rodinger seit Jahren liebevoll hegt und pflegt. „Zu allen habe ich eine Geschichte“, sagt der 48-Jährige und lächelt. Vor allem die Marke BMW hat es ihm angetan. Allein hiervon besitzt der Bauingenieur acht Modelle. Darunter echte Raritäten wie den BMW 2500 (Baujahr 1979) – den legendären Vorgänger der 7er-Reihe.

Sein erster eigener Wagen war schließlich ein Ford Fiesta. „Zu mehr hatte es leider noch nicht gereicht“, sagt Hölzl mit einem Schmunzeln. Gerne denkt er an diese Zeit zurück. „Damals hatten die Autos noch Charakter. Echte Traumwagen. Heute sehen doch alle gleich aus“, findet er. Verglichen mit dem Einheitsbrei der modernen Autoindustrie versprühen die alten Karossen aus seiner Sicht unverwechselbare Eleganz, einmalige Sportlichkeit und wahren Charakter. Das Design der Boliden, das Röhren alter Motoren, der Geruch der Abgase – all das lässt die Augen von Hölzl leuchten.

Das „puristische Fahren“ fasziniert

Am Steuer seines BMW M 635, der 1984 vom Band lief, fühle er sich in eine Zeit zurückversetzt, in der die Fahrer noch ohne großen Komfort zurechtkommen mussten. Doch gerade dieses „puristische Fahren“ – wie Hölzl diesen Stil nennt – fasziniere ihn immer wieder aufs Neue. Gegenüber den heutigen Fahrzeugen mit ihren elektronischen Displays und Fahrassistenten wirken die Oldies im Innenraum bisweilen karg bis nüchtern. Dieser Anblick mache für den Rodinger jedoch erst den Reiz der Klassiker aus.

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Wie der passionierte BMW-Fan erzählt, habe er auch schon eine Probefahrt im hochmodernen Elektro-Flitzer i8 gemacht. Sein Urteil: „Langweilig. Viel Schnickschnack, der keine Emotionen weckt.“ Hölzl kann stundenlang von seinen Autos erzählen. So ist der Lack seiner Kostbarkeiten noch im Originalzustand. Beulen oder Kratzer lässt er nicht entfernen. „Jedes Auto hat seinen Charme und den gilt es auch zu bewahren. Dazu gehören auch solche Makel“, erklärt der Oldie-Liebhaber.

Wie viel Geld er in seine Flotte bisher investiert hat, bleibt ebenso sein Geheimnis wie ihr aktueller Wert. Nur so viel verrät er: „Sie sind alle unverkäuflich.“ Den Startschuss für seine umfangreiche Sammlung gab vor 18 Jahren ein BMW 3,0 CS (Baujahr 1975), den er in Dachau erwarb und bei seiner Hochzeit selbst lenkte. Ein Rentner, der den Wagen eigenhändig aufbereitet hatte, inserierte das Schmuckstück in der Münchner TZ. „Ich habe ihn gesehen und sofort zugeschlagen. Ich konnte nicht anders“, sagt Hölzl.

Sein Faible für die sportlichen Modelle zeigt sich wiederum in seinem roten BMW 850 (Baujahr 1990), dem seinerzeit einzigen Coupé in Deutschland mit 12-Zylinder-Motor. Der Wagen besitzt nicht nur eine Unterschrift von Rallye-Legende Walter Röhrl auf den markanten Klappscheinwerfern, sondern darüber hinaus eine „interessante Vergangenheit“. Nach einem von der Polizei aufgeklärten Diebstahl stand der Bolide zunächst bei der Beweissicherung umher. Da der rechtmäßige Eigentümer ebenso mit dem Gesetz in Konflikt stand, wurde der Flitzer schließlich in Dresden zur Versteigerung freigegeben. Mit dem richtigen Riecher und dem passenden Gespür für den optimalen Zeitpunkt schnappte sich Hölzl das 1,8 Tonnen schwere Gefährt, welches mit einem Hubraum von fünf Litern und mehr als 300 Pferdestärken über den Asphalt donnert.

Aber das Biest unter der Haube ist durstig. „Unter 15 Litern geht hier gar nichts“, sagt der Unternehmer. Der Spritverbrauch ist für den Sammler aber kein Grund, diesen Sportwagen nur zum Verstauben in der Garage stehen zu lassen. „Solche Fahrzeuge müssen bewegt werden“, betont Hölzls. Andernfalls würden sich schnell bestimmte Standschäden einschleichen, die die Oldtimer auf Dauer kaputt machen.

Aus Oldies werden Goldies

Als echter Kenner der Branche möchte sich Hölzl aber nicht ausschließlich auf BMW-Modelle beschränken. So befindet sich in seinem Fuhrpark unter anderem noch ein blauer VW Santana (Baujahr 1984) mit lediglich 70 000 Kilometern auf den Achsen. Echte Automobilfans werden auch beim Anblick des VW Busses T3, Renault R5 GT Turbo oder Lancia 2000 schwach. Sogar das ausgediente Einsatzfahrzeug der Feuerwehr Neuhaus – ein Ford Transit – findet sich in der Sammlung.

Auch wenn die freien Stellenplätze in seiner Tiefgarage inzwischen rar geworden sind, ist Hölzl fast täglich im Internet auf verschiedenen Plattformen unterwegs, um noch das eine oder andere Schnäppchen zu ergattern. Kein leichtes Unterfangen, wie er erklärt, denn zum einen sei die Szene in den vergangenen Jahren enorm gewachsen, zum anderen wurden mit der Abwrackprämie im Jahr 2009 viele interessante Karossen verschrottet. Für Hölzl ist das veränderte Umfeld aber kein Grund zur Sorge. Im Gegenteil: Seine Oldies werden damit im wahrsten Sinn des Wortes zu Goldies.

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