Mobilität

Schnäppchen-Stromer aus zweiter Hand

E-Autos findet man inzwischen auf dem Gebrauchtwagenmarkt – und zwar relativ günstig. Aufpassen sollte man beim Akku.

25.06.2021 | Stand 16.09.2023, 2:14 Uhr
Claudius Lüder
Die maximal erzielbare Reichweite wird im Leben eines E-Autos geringer. −Foto: Tobias Hase/dpa-tmn

Jahr für Jahr werden mehr neue Autos mit elektrischem Antrieb zugelassen. Damit steigt auch das Angebot auf dem Gebrauchtwagenmarkt. Gut für Suchende, weil die Preise für Gebrauchte fallen: „Die Verlängerung der großzügigen Förderprämie für E-Autos sorgt für eine ziemliche Verzerrung am Markt“, sagt Holger Ippen von der „Auto Zeitung“.

Die Prämie wurde im Sommer 2020 erhöht. So werden die aufgerufenen Gebrauchtpreise seither quasi von hinten aufgerollt und müssen mit den geförderten Neupreisen konkurrieren. Bis zu 9000 Euro erhalten Käufer eines vollelektrischen Neuwagens vom Staat und Autohersteller dazu. So geraten die realen Verkaufspreise unter Druck, was auch die Deutsche Automobil Treuhand (DAT) bestätigt.

Prämie verschiebt Preisgefüge

„Die aktuell geltenden hohen Förderprämien sorgen in der Tat dafür, dass sich das Preisgefüge vor allem bei kleineren und damit günstigeren E-Autos verschiebt und die bereits am Markt befindlichen Fahrzeuge zusätzlich unter Druck setzt“, sagt Martin Weiss von der DAT.

Eine DAT-Analyse bestätigt den Preisverfall. Der Restwert eines drei Jahre alten E-Autos liegt aktuell nur noch bei 50,7 Prozent des Neupreises, während Diesel und Benziner weiterhin auf stabile 53,1 beziehungsweise 55,8 Prozent kommen.

Weiss rät daher verkaufswilligen E-Auto-Besitzern, ihren Wagen im Zweifel doch noch etwas länger zu fahren oder aber einen harten Schnitt zu machen und gegen einen geförderten Neuwagen zu tauschen. Ein weiterer Grund, warum ältere Stromer schwer zu verkaufen sind, betrifft die Technik. „Gerade bei E-Autos geht die technische Entwicklung enorm schnell voran“, sagt Stefan Bratzel vom Auto-Institut CAM. Das betreffe vor allem die Batterie- und Ladetechnik.

So dauere es bei älteren Modellen oft deutlich länger, den Akku aufzuladen. Kaufinteressenten sollten beispielsweise darauf achten, dass ein Fahrzeug mehrphasig laden könne und möglichst auch über eine Schnelllademöglichkeit verfüge.

Die Batterie gilt als Herzstück eines E-Autos. Hierin sieht Bratzel bei gebrauchten E-Fahrzeugen generell aber keine größeren Fallstricke. Ein großer Vorteil sei, dass viele Hersteller lange Garantien von bis zu acht Jahren auf die Batterie geben. Andere Komponenten eines E-Autos, wie die Elektromotoren, seien sehr robuste Bauteile mit einer langen Lebensdauer.

Abstriche bei der Reichweite

Mit der Kapazität der Batterie allerdings steht und fällt die Reichweite. Hier müssten Kaufinteressenten gerade bei älteren E-Autos Abstriche machen, meint Holger Ippen: „Die Lebensdauer einer Batterie liegt deutlich unter der eines Verbrennermotors. Auf mindestens 250 000 km ist ein Benziner oder Diesel ausgelegt, bei einem E-Auto-Akku kalkulieren die Hersteller mit rund 150 000 km.“ In etwa diese Laufleistung werde bei den Garantieversprechen als Grundlage für die errechneten 80 bis 85 Prozent Restkapazität angenommen.

„Wer über einen gebrauchten Smart nachdenkt, der mit einem neuen Akku eine Reichweite von 130 Kilometern hat, der muss damit rechnen, dass er nur noch knapp 100 Kilometer weit kommt – und im Winter noch weniger“, sagt Ippen.

Martin Weiss rät indes bei der Diskussion über die Batterie zu etwas mehr Gelassenheit. „Nach anfänglicher Skepsis hat sich in der Praxis gezeigt, dass Akkus bei sachgemäßem Umgang sehr robust sind und sich Ängste über die schnelle Zustandsverschlechterung als unbegründet erweisen.“

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