Tirol
Mit Rangerin Sina den Steinadler erleben

Am Achensee erleben Gäste die Vögel. Achenkirch lockt mit Spitzenwellness – die man höchstens für die Greifvögel unterbricht.

14.05.2018 | Stand 16.09.2023, 6:14 Uhr

Wo zieht der Steinadler seine Runden? Naturparkranger Sina Hölscher kennt die Gewohnheiten des majestätischen Vogels genau. Foto: Sebastian Pilloni

Jetzt im Mai bricht die schönste Jahreszeit für Sina Hölscher an. Die Naturparkrangerin führt wieder Urlauber ins Steinadlerrevier hoch über dem Tiroler Achensee. Die 39-Jährige liebt die majestätischen Vögel, seit sie als junge Geografiestudentin drei Monate alleine auf einer Alpenhütte verbrachte, um für ein Artenhilfsprogramm ein Revierpaar zu beobachten. Daraus wurde ihre Diplomarbeit.

Die Wahrscheinlichkeit, auf der Tagestour ab Pertisau am Achensee die majestätischen Vögel zu sehen, ist sehr groß, denn Sina Hölscher kennt die Stellen (Sitzwarte), wo das Adlerpaar ruht.

„Das sind sehr faule Vögel“, sagt die Rangerin. „Die sitzen mehrere Stunden am Tag auf Felsvorsprüngen und beobachten die Umgebung.“ Sie nimmt stets ein Fernglas und ein Beobachtungsfernrohr mit.

Ein Gamsteil fällt vom Himmel

Manchmal können die Gäste die Steinadler bei der Jagd beobachten. Weil die Paare ein Leben lang zusammen bleiben und sehr vertraut sind, verfolgen sie eine ausgeklügelte Strategie. Ein Vogel schreckt das Gemsenrudel auf und trennt Kitze von der Mutter. Der Partner schießt um die Ecke und greift ein Jungtier an. „Sie können Tiere bis zum eigenen Körpergewicht tragen“, weiß Sina Hölscher. „Manchmal fällt ein Gamsteil vom Himmel.“ Die Tageswanderung ins Steinadlerrevier führt von Pertisau auf den Feilkopf und nach einer Einkehr wieder zurück.

1,5 Millionen Gästeübernachtungen zählte der Tourismusverband Achensee 2017 in den fünf Orten Achenkirch, Maurach, Pertisau, Steinberg und Wiesing. Sie liegen eingebettet ins Karwendel- und Rofangebirge. Aus der Schweiz und Deutschland reisen die meisten Urlauber an – zum Wandern, Radfahren und wegen der beiden Fünf-Sterne-Wellnesshotels. Die „Alpenrose“ in Maurach hat erst vor einem Jahr eröffnet, das Posthotel in Achenkirch feiert heuer 100. Geburtstag.

„Die Wellnesshotels sind sehr wichtig für uns“, betont Daniela Steinmann vom Tourismusverband. Kurzurlauber aus Bayern und der Schweiz schätzen sie. Die Letzteren auch wegen der für sie günstigen Preise. Das Posthotel geht auf eine im Jahr 1500 eingerichtete Poststation zurück, die sich zu einem Gasthof mauserte. In vierter Generation betreibt Familie Reiter das Haus der Superlative, das von der täglichen Yogastunde über den in acht Meter Tiefe liegenden „Versunkenen Saunatempel“ bis zur Urlaubsassistentin und zum Fitnesstrainer viel bietet.

Der Tiroler Bergwanderführer Christoph Albertini, der beim Hotel angestellt ist, offeriert den Gästen maßgeschneiderte Touren auf dem Karwendelweg und zurück über den Panoramaweg am Achensee. „Eine gemütliche Wanderung mit ein paar Schweißtröpfchen“, urteilt der durchtrainierte Sportwissenschaftler. Etwas anspruchsvoller ist die zweieinhalbstündige Runde zur Zöhreralm. Sein Highlight: Mit der Achensee-Schiffahrt nach Pertisau und zu Fuß zurück über die Gaisalm am Mariensteig. „Das ist die einzige Alm mit Schiffsanlegestelle.“ Bis Achenkirch ist man drei Stunden unterwegs, zum Schluss recht anspruchsvoll.

Wer hoch hinaus will, sollte die Unnütz-Berge ansteuern. Schroffe, hohe Kalkwände kennzeichnen das Naturschutzgebiet Karwendel. Gäste haben die Chance, neben dem Steinadler auch Gemsen, Steinböcke und Schneehühner zu erblicken. Es lohnt sich jedenfalls, den Wellnesstempel für Wanderungen zu verlassen.

Rechtzeitig anmelden

Naturparkrangerin Sina Hölscher freut sich genau wie Christoph Albertini immer wieder, wenn sie gestresste Stadtmenschen fürs Gebirge begeistern kann. Die Steinadlerwanderungen führen in Fauna und Flora ein. Hölscher macht immer wieder Station, erzählt, dass die Vögel mehr als 200 km/h fliegen, dass sie sich dank der Thermik ohne einen Flügelschlag hochschrauben können – und wie der Gipfel gegenüber heißt. Wer sich für einen der Sommertermine mit Hölscher interessiert, sollte sich gleich anmelden, denn es können nur zwölf Naturfreunde mitgehen. Zusätzliche Privatführungen sind ab acht Personen möglich.

Die Termine der Steinadler-Wanderungen: 24. Mai (Donnerstag), 1. Juni (Freitag), 12. Juni (Dienstag), 22. Juni (Freitag), 17. Juli (Dienstag), 25. Juli (Mittwoch). Sina Hölscher bietet noch weitere Naturführungen im Karwendel an. Anmeldung bei Ranger Sina Hölscher unter sina.hoelscher@karwendel.org oder Tel. +43 (0)664 2629535.