Ausstattungslisten abgearbeitet - und die gekauften Babysachen dann nie benutzt. So geht es wohl manchen Eltern. Damit Ihnen das nicht passiert, zeigen wir Ihnen, welche Dinge wirklich nutzlos sind.
Ein neues Familienmitglied bringt Freude, Aufregung und eine Flut von Ratschlägen für die richtige Kinderausstattung mit sich. Zwischen Stubenwagen, Laufgitter und Windeleimer kann die Liste der vermeintlichen „Must-haves“ schier endlos sein. Doch Eltern fragen sich später oft, ob all diese Dinge wirklich notwendig waren.
Wir haben drei Expertinnen und einen Experten zum Thema gefragt, die entweder selbst Kinder haben und/oder beruflich mit ihnen zu tun haben. Hier sind ihre Tipps gegen Fehlkäufe.
1. Stubenwagen
Ein Stubenwagen sieht schön aus, eignet sich aber nur in den ersten sechs Monaten. „Wir haben den Stubenwagen nie genutzt, denn unser Sohn hat im Alltag häufig im Kinderwagen, der Babytrage oder zu Hause in seinem Bett geschlafen“, sagt Patrick Konrad, Vater und Gründer von babelli.de, einem Online-Magazin rund um Baby und Kleinkind.
Auch Sandra Uffelmann, leitende Hebamme an der Oberhavel Klinik Oranienburg rät davon ab, sich einen solchen Wagen ins Wohnzimmer zu stellen. „Hierfür hat kaum jemand Platz und man kann genauso gut den Kinderwagen nutzen“, sagt sie.
2. Laufstall/Laufgitter
Bei Nicole Weiß kam der Ratschlag mit dem Laufstall von der Oma. „Die Kinder wollten den Laufstall aber nicht von innen sehen“, erzählt die Ordnungscoachin und Buchautorin von „Familie Minimalistisch“. Da er viel Platz einnimmt, sei es unangenehm gewesen, dass er ungenutzt herumstand, so die dreifache Mutter.
Auch Nicola Schmidt, Bestseller-Autorin und Initiatorin des „artgerecht“-Projekts, hält nichts vom Laufstall und dem Kinderparken hinter Gittern. „Empfehlenswert ist eine Ja-Umgebung“, sagt sie. Also eine Umgebung, in der sich Kinder frei und sicher bewegen können.
3. Babybadewanne
Eine Badewanne fürs Baby erscheint zunächst sinnvoll. Doch: „Die meisten Eltern nutzen sie nur wenige Male“, sagt Sandra Uffelmann. Danach steht die sperrige Wanne im Bad herum. „Platzsparender ist ein Babyeimer, den man in den Schrank stellen kann“, rät sie. Oder man badet mit dem Kind zusammen. Dann kann man auf das Utensil verzichten.
4. Windeltwister
Nicht notwendig sind Windeleimer, insbesondere die High-End-Variante „Windeltwister“. Das ist ein Windel-Mülleimer, der jede einzelne Windel in einer Tüte verpackt. Patrick Konrad hat so einen geschenkt bekommen. „Hier wird Geld mit teuren Nachfüllkassetten verdient“, sagt er. Er ist zu einem einfachen Eimer mit Deckel übergegangen. Ein normaler, gut verschließbarer Eimer ist auch das, was Hebamme Uffelmann empfiehlt.
5. Wickelkommode
Eine Wickelkommode im Babyzimmer gehört für viele werdende Eltern dazu. Dabei wird sie nicht so häufig genutzt. Die Gründe: „Ein Wickelaufsatz im Bad ist praktischer, weil es dort wärmer ist und direkt Wasser vorhanden ist“, sagt Nicole Weiß. Außerdem ist das Wickeln in der Höhe nicht für jedes Alter empfehlenswert. „Wenn die Kleinen mobil sind, ist es leichter, sie im Stehen oder auf dem Boden zu wickeln“, erzählt sie.
Wichtiger als die Kommode ist die Wickelauflage. „Hier empfiehlt sich eine gepolsterte, breite Auflage, die an den Rändern hochgeht, damit die Kleinen nicht herunterrollen“, so Uffelmann. „Die kann man auch auf die Couch legen oder auch woanders hin“, sagt sie.
6. Wickeltasche
Ob Windeln, Fläschchen oder Ersatzkleidung: Wickeltaschen und Wickelrucksäcke bieten vordefinierten Platz für alles, was ein Baby unterwegs brauchen könnte. Sobald das Kind älter wird, verliert sie aber schnell ihren Nutzen. „Eine Tasche, die nur einen Zweck hat, ist unnötig“, findet Nicole Weiß. Schließlich lasse sich auch eine andere Tasche für die erste Zeit mit Babyzubehör ausstatten.
7. Matratzen mit Alarmfunktion
Babymatratzen, die den Atem des Kindes „überwachen“, versprechen, die Gefahr vor plötzlichem Kindstod zu senken. „In der Praxis verursachen die Matratzen aber oft Fehlalarme, die bei Mutter und Kind zu noch weniger Schlaf führen“, sagt Nicola Schmidt. Wirklich schützen tun die Matratzen nicht. „Dafür bräuchten die Eltern eine Schulung, in der sie lernen, wie man sich verhält, wenn das Kind schwer atmet“, sagt Sandra Uffelmann.
8. Kombi-Kinderwagen
Schicke Kombi-Kinderwagen, die man variabel umbauen kann, sind in Mode. Dennoch stellen sie sich in manchen Familien als unnütz heraus. „Unser erster Sohn lag so gut wie gar nicht drin, weil er überhaupt nicht gefahren werden wollte, bevor er sitzen konnte“, berichtet Nicole Weiß. Ähnlich war es bei ihren beiden anderen Kindern. Als sie sitzen konnten, war der große Kinderwagen zu unpraktisch, um ihn im Auto mitzunehmen. Sie sind auf einen Buggy umgestiegen.
Ihr Tipp: „Erstmal bei Bekannten ausprobieren, ob sich das Kind in einen Wagen ablegen lässt.“ Viele Babys wollen am Anfang getragen werden. Auch Nicola Schmidt empfiehlt den Körperkontakt.
9. Kinder-Fahrzeuge
„Wir haben sehr viele Fahrzeuge gehabt: einen Bobby-Car, zwei Laufräder, einen Roller und ein Fahrrad“, erzählt Patrick Konrad. Alle für unterschiedliche Lebensabschnitte. „Heute würde ich tauschen und mich auf zwei Fahrzeuge parallel beschränken“, erzählt er. Nicole Weiß hat Ähnliches erlebt. „Anstatt fünf verschiedene Fahrzeuge genügen zwei: ein Roller und ein Laufrad“, sagt sie. Übrigens wechseln heute viele Kinder vom Laufrad direkt zum Fahrrad und brauchen keine Stützräder mehr.
10. Reisebett
Reisebetten sind praktisch, aber bei Kindern nicht immer beliebt. „Wir haben es nicht benutzt, weil die Kinder unterwegs lieber im Elternbett schlafen wollten“, erzählt Nicole Weiß. Hinzu kommt, dass viele Hotels und Ferienunterkünfte Reisebetten bereitstellen. Eine Anschaffung ist daher nicht zwingend erforderlich.
Fazit: Nicht von Erstausstattungslisten blenden lassen. Die meisten Dinge können gekauft werden, wenn sie wirklich benötigt werden.
© dpa-infocom, dpa:231116-99-972831/2
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