Sich dünne machen ist mit dem „Bauch Beine Po“-Refrain „Geh ins Gymmie, werde skinny“ in aller Ohren und preist ein altes Schönheitsideal. Warum sich Eltern auch an die eigene Nase fassen sollten.
Sie war ein Vorbild für eine ganze Teenie-Generation mit ihrer „You go Girl“-Message: Hauptsache, du gefällst dir selbst. Das beinhaltete auch, seinen Körper so zu akzeptieren, wie er ist. Dann kam die Rap-Queen Shirin David mit dem Song „Bauch Beine Po“ um die Ecke, der gerade zum Sommerhit 2024 gekürt wurde. Darin geht es darum, wie heiß ein dünner Körper ist. Was macht das mit dem Körpergefühl von Jugendlichen und wie gehen Eltern mit dem Problem um?
In der Pubertät ist ohnehin kein tolles Körpergefühl da
„Wenn 12- bis 16-Jährige in die Pubertät kommen, haben sie wenig Selbstwert- und Körpergefühl - das ist normal“, sagt Kira Liebmann, Gründerin der Akademie für Familiencoaching im bayerischen Maisach. Denn der Körper sei im Wachstum und innerhalb weniger Wochen verändert er sich ständig. „Woher soll da ein gutes Körpergefühl kommen?“, fragt die Familiencoachin.
„Bauch Beine Po“-Song als Motivation zum Sport treiben
Sie sieht den Hype um den David-Song ambivalent. Wenn Teenager nun vermehrt ins Gym rennen, sei das ja nicht verkehrt. „Sport zu machen, ist nicht nur gut, um abzunehmen, sondern auch gesund“, sagt Liebmann. Sie hat beobachtet, wie der „Bauch Beine Po“-Song sogar richtig motiviert, sich zu bewegen und beim Abstrampeln gern in Dauerschleife gehört wird.
Andererseits sei ja Shirin David nicht allein mit der Skinny-Message, so die Erziehungsberaterin. „Eine ganze Blase aus Influencerinnen lebt auf allen Social Media-Kanälen vor, dass du nur schön bist, wenn du dünn bist“, sagt Liebmann.
Wenn auch Mütter ständig am eigenen Körper herummäkeln
Und auch daheim werde Jugendlichen vorgelebt, dass man ständig am Körper herummäkelt: „Die wenigsten Teenager haben Mütter, die sich im Spiegel betrachten und sagen "Wow, was ich für einen tollen Body habe". Stattdessen wird immer wieder mit unperfekten Körperpartien gehadert“, beschreibt Liebmann typische Alltagssituationen.
Sie fragt sich, woher da ein anderes Körper- und Selbstwertgefühl kommen soll? Dass das „Akzeptieren, wie ich bin“-Denken von allen Seiten vorgelebt wird, soweit seien wir noch nicht. Oder besser gesagt: „Wir waren schon mal weiter - in Zeiten vor TikTok und Social Media-Co“, erinnert sich die zweifache Mutter.
Teenies machen noch andere Talente aus
Sie regt in puncto Vorleben einen Haltungs- und Perspektivwechsel an. Sowohl im Elternhaus als auch in der Schule sollte vorgelebt werden, dass gute Laune und Selbstwertgefühl nicht von der Kleidergröße abhängt, sondern von viel mehr Fähigkeiten, Einstellungen und Werten, die junge Menschen haben und ausmachen.
Kira Liebmanns Appell an alle Erwachsenen lautet: „Man kann ohnehin nicht jedem gefallen, daher sollte man Heranwachsende nicht auf Körpermaße reduzieren. Stattdessen sollte man helfen, deren Talente und anderen vielfältigen Fertigkeiten zu entfalten und zu fördern.“
© dpa-infocom, dpa:240829-930-216493/1
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