Manchmal ist es für Erwachsene schwierig, Gesprächen von Jugendlichen zu folgen. Das ist gewollt, sie wollen bewusst anders sprechen. Wie Eltern damit umgehen, erklärt ein Erziehungsexperte.
Oft denken Eltern, das kommt richtig cool an, wenn sie Jugendsprache oder zumindest einzelne bei jungen Leuten beliebte Jugendwörter in Gespräche mit ihrem Nachwuchs einfließen lassen. Doch das geht meist nach hinten los.
„Wenn ich versuche, solche Wörter zu benutzen, ist das meist nie im richtigen Moment oder in der richtigen Bedeutung“, erklärt Ulric Ritzer-Sachs von der Onlineberatung der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung (bke). Deshalb müsse man sich auch nicht wundern, wenn man nur Augenrollen von seinen Kids erntet. „Es wirkt einfach nur peinlich“, stellt der Sozialpädagoge klar. Selbst wenn es Wörter sind, die man durchaus versteht, weil sie schon mal da waren, etwa wenn man findet „Das ist ja ein richtiger Macher“.
Bedeutung ruhig erfragen, aber nicht verwenden
Trotzdem rät er Eltern, ihren Sprösslingen aufmerksam zuzuhören und bei unbekannten Redewendungen nachzuhaken und zu fragen: „Was bedeutet das eigentlich?“ Ansonsten sei das wie bei Übersetzungen von englischsprachigen Texten, die man oft grob übersetzt und sich einige Wörter aus dem Kontext erschließen kann, ohne genau zu wissen, was sie bedeuten.
Um sich mit den eigenen Kindern zu unterhalten, bräuchten Eltern diese Jugendsprache allerdings nicht. „Keine Sorge, die Kinder verstehen einen auch so“, sagt Ritzer-Sachs. Zudem könnte das Nachäffen von Jugendslang von den Teenagern als Provokation angesehen werden. Wenn man in seiner Sprache bliebe, wirke es allemal authentischer, verspricht der Erziehungsexperte. „Gerade, wenn man ein ernstes Gespräch führt, sollte man eine Sprache sprechen.“
Problematische Wörter für die No-Go-Liste daheim
Verbieten sollten man sich schlimme Ausdrücke und Wörter mit beleidigendem oder diskriminierendem Bezug. „Da sollte man schon klarmachen, dass solche Wortwahl nicht mit dem eigenen Verständnis übereinkommt“, so Ritzer-Sachs. Bei problematischen Wörtern greift er selbst auch zu einer unkonventionellen Reaktion: „Auch ein super Wort. Das kommt gleich auf die No-Go-Liste, die am Kühlschrank hängt.“
Ulric Ritzer-Sachs rät, dass solch eine Liste nicht gleich 100 Wörter haben sollte. „Aber es ist beeindruckend, wenn Besuch kommt und fragt: "Was hat das zu bedeuten?".“ Dann sollte da ruhig der Jugendliche selbst antworten, so der Tipp des Experten.
© dpa-infocom, dpa:241018-930-263561/1
Artikel kommentieren