REISE-REPORTAGE
Unterwegs in New York: Traumwandeln in der Stadt, die niemals schläft

04.10.2024 | Stand 04.10.2024, 19:00 Uhr |

Wenn die Sonne langsam hinter den Häuserschluchten Manhattans untergeht, sorgen die überdimensionalen LED-Bildschirme am Time Square für taghelle Beleuchtung am berühmtesten Platz in New York City.  − Fotos: Enzensberger

Sehnsuchtsort und hartes Pflaster: New York City ist alles davon. Ein Streifzug durch eine Stadt, die sich an jeder Ecke von einer neuen Seite zeigt.

Die Sonne senkt sich langsam hinter der berühmtesten Skyline der Welt. Doch am Time Square, im Herzen New York Citys, da pulsiert das Leben weiter. Wie auf einer Ameisenstraße strömen die Menschenmassen von A nach B, gestoppt wird nur, um das Smartphone für ein Selfie in die Luft zu recken – oder gemeinschaftlich, wenn die Fußgängerampel Rot zeigt. Während an diesem Abend die letzten Sonnenstrahlen zwischen den Häuserschluchten hindurchblitzen, ersetzen die riesigen LED-Reklametafeln und in allen Farben leuchtenden Neonlichter das Tageslicht. Die Geräuschkulisse ändert sich hingegen kaum, sie bleibt ein faszinierendes Durcheinander aus Musik, hupenden Autos, Marktschreiern und dem Gemurmel der Menschenmenge, das wie ein Grundrauschen in der Luft liegt.

Riesen-Minion winkt zum Soundtrack von Alicia Keys



Erstmals auf dem Time Square stehen, das ist wie ein Fiebertraum. Alles passiert gleichzeitig: Während von der Zehn-Meter-Leinwand ein Riesen-Minion winkt, drückt Elmo aus der Sesamstraße gerade Touristen Flyer in die Hand, ehe er von zwei Polizisten nach der Arbeitsgenehmigung gefragt wird. All das wird musikalisch untermalt mit dem Song „Empire State Of Mind“ von Alicia Keys, der aus den Boxen einer vorbeiradelnden Rikscha kommt.

Wer sich akklimatisiert und an das hohe Tempo Manhattans, die Skurrilitäten und Superlativen gewöhnt hat, für den beginnt die Zeit des Traumwandelns – in einer Stadt, die tatsächlich niemals schläft. Weil in kaum einer Stadt so viele Hollywoodstreifen gedreht wurden wie in New York City, ist es ein leichtes, von einer bekannten Kulisse zur nächsten zu stolpern – und sich dabei selbst auf surreale Weise als Film-Statist zu fühlen. Einmal über die Wall Street am „Charging Bull“ vorbeilaufen, das Empire State Building von unten, innen und oben bestaunen, oder gestresste Locals im legendären Oculus-Bahnhofsgebäude beobachten: Alles zusammen fußläufig kein Problem.

Pizza mit Promi-Faktor und Broadway zum Frühstück



Bei dem ganzen Rummel ist es nicht schwer, den Überblick zu verlieren. Wenn der kleine oder große Hunger kommt, sollte nur im Notfall auf die Hotdog-Stände zurückgegriffen werden, welche mit ihren knatternden Benzingeneratoren an so ziemlich jeder Straßenecke stehen.

Mehr fürs Geld gibt’s auf die Hand bei „Joes Pizza“, eine beliebte To-Go-Anlaufstelle – auch bei Einheimischen. Es lohnt sich, im Laden einen längeren Blick an die Wand zu werfen, wo eine Vielzahl an Fotos von Berühmtheiten angebracht sind, die sich hier schon beim Pizzaschnabulieren ablichten haben lassen. Wer richtiges Little-Italy-Flair im rustikal eingerichteten Restaurant erleben und eine hervorragende Pizza aus dem Holzofen genießen möchte, der ist im „Don Antonio“ gut aufgehoben. Die Preise für die Pizzen, die wortwörtlich über den Tellerrand hinausgehen, liegen zwischen 15 und 25 Dollar – und sind damit für New Yorker Verhältnisse ziemlich moderat.

Vor kaum einem Lokal in Manhattan wird tagsüber so Schlange gestanden wie vor dem „Ellens Stardust Diner“. Denn drinnen wartet ein wirklich außergewöhnliches Erlebnis: Aufgehende Sterne am Broadwayhimmel bringen nicht nur das Essen an den Tisch, nein, sie begeistern zwischendurch mit Gesangseinlagen – mal alleine, mal im Duett. Da keine Reservierungen angenommen werden, empfiehlt sich – Achtung, kleiner Geheimtipp –, das Frühstück vom Hotelbuffet hierher zu verlegen. Morgenstund’ hat Gold im Mund: Denn Frühaufsteher müssen für einen Platz nicht allzu lange anstehen. Eintritt kostet das Diner nicht, dementsprechend sind die Frühstücksmenüs (Pancakes süß und herzhaft, Sandwiches, Bacon and Eggs) inklusive musikalischer Gänsehautmomente mit rund 20 Dollar fast schon ein Schnäppchen.

Der Central Park liegt vom Time Square etwa 15 Gehminuten entfernt – ein kurzer Marsch, bei dem es auch nicht langweilig wird, zu viel los, zu viel zu entdecken. Der Parkeingang mit seinen massiven Eisentoren und den Steinmauern ist eine Schneise in eine komplett andere Welt. Gehupe, Gebrabbel, Motorengeräusche, Abgase und Popmusik aus Boxen weichen Vogelgezwitscher, Pferdekutschen, frischer Luft und einer grundentspannten Atmosphäre. Nicht nur die Größe von rund 341 Hektar lässt den Trubel draußen vergessen, ganz bewusst hatten die Väter und Mütter des Parks diesen vor mehr als 150 Jahren tiefer setzen lassen, um den Lärm fernzuhalten. Eine Wohltat.

Central Park – Garten Eden mitten im Sündenpfuhl



Der Begriff „Grüne Lunge“ wäre eine maßlose Untertreibung, vielmehr ist der Central Park so etwas wie der Garten Eden, umringt von einem Sündenpfuhl aus Fast-Food- und Fast-Fashion-Geschäften, Banken, Souvenirshops und einem Mix an Menschen aus geschäftigen Anzugträgern und umherirrenden Seelen, die in bitterer Armut auf den Straßen ums Überleben kämpfen. Der Park wartet mit vielen kleinen Biotopen auf, Sitzgelegenheiten sind ebenso zahlreich zu finden wie natürliche Plateaus aus großen Schiefersteinen, die einen eindrucksvollen Blick hinein in den Großstadtdschungel erlauben.

Kunstliebhaber dürften im „MoMa“, dem Museum of Modern Art, nur so mit den Ohren schlackern. Für rund 30 Dollar gibt es Zugang zu weltweit wohl bedeutendsten und einflussreichsten Sammlungen moderner und zeitgenössischer Kunst. Picasso, Monet, Miró, Van Gogh, Dalí, Warhol und Hopper – Exponate der Größten ihrer Zunft haben hier ihr Zuhause. Hinzukommen Sonderausstellungen wie in diesem Jahr ein Einblick in das Lebenswerk von Käthe Kollwitz (1867 – 1946) mit rund 120 Zeichnungen, Drucken und Skulpturen der deutschen Künstlerin.

Ikonische Bauten in Queens bewundern



Wenige U-Bahn-Stationen reichen, um in wieder andere Welten einzutauchen. Ergiebig ist dabei der Halt im Bezirk Queens. Hier befindet sich das „Museum of the Moving Image“, das international als eines der bedeutendsten Film- und Videospielmuseen gilt. Der Flushing-Meadows-Park beherbergt neben der ikonischen Unisphere-Weltkugel, die im Rahmen der Weltausstellung 1964 gebaut wurde, auch das weltweit größte plastische Stadtmodell von New York City. Wenige Gehminuten entfernt liegt nicht nur das Tennis-Stadion, in dem jährlich die US-Open ausgetragen werden.

Einen gefühlten Katzensprung davon steht die Heimstätte der New York Mets: das Citi-Field-Stadium. Wer keinen Wert auf einen besonderen Sitzplatz legt und das richtige Spiel erwischt, kommt hier teils für unter zehn Dollar in den Genuss eines Baseball-Matches mit allem Drum und Dran.

Und wen das nicht hinter dem Ofen hervorlocken sollte, dem sei gesagt: Wenn die Athleten zum Song „Meet the Mets“ einlaufen, wenn kleine Fans jubelnd auf der Großleinwand gezeigt werden, ihr Glück nicht fassen könnend, letztlich ein perfekter Schlag den weißen Ball in den Nachhimmel jagt und den ersten Homerun markiert – dann verschwimmt auch für den größten Sportmuffel die Grenze zwischen Traum und Wirklichkeit.


INFORMATIONEN

Die Metropole New York City ist mit rund 8,8 Millionen Einwohnern die bevölkerungsreichste Stadt der USA und liegt an der Ostküste am Atlantischen Ozean.

ANREISEN

Direktflüge von München gibt es zum Beispiel mit Delta Airlines noch bis Ende Oktober ab 650 Euro hin und zurück, United ab 747 Euro. Auch Lufthansa fliegt in etwa achteinhalb Stunden nach NYC.

ÜBERNACHTEN
Wer direkt am Time Square schlafen und es nicht weit zum Central Park haben möchte, kann beispielsweise im Westin New York Grand Central übernachten. Der Preis für ein Doppelzimmer beginnt hier bei 282 Euro pro Nacht.

KULINARIK
Wer in New York City vor hat, lecker essen zu gehen, muss sich darauf einstellen, dass nicht nur die Speisen gesalzen sind. Nicht umsonst gilt New York als die Stadt mit den höchsten Lebenshaltungskosten in den Vereinigten Staaten sowie als eine der teuersten Städte weltweit.

• Verhältnismäßig moderate Preise (umgerechnet zwischen 15 bis 25 Euro für eine Pizza), ein besonderes Ambiente und gute Qualität bietet die Pizzeria Don Antonio im Herzen von Hells Kitchen, 309 W 50th Street. Das Restaurant hat täglich von 11.30 bis 22 Uhr geöffnet. Reservierung empfohlen.

• Etwas ganz besonderes ist Gayle’s Broadway Rose und seine singenden Kellner – Broadwaytalente, die sich hier ihr Taschengeld aufbessern. Das Bistro ist täglich geöffnet von 17 bis 20 Uhr.

www.www.nyctourism.com    www.delta.com


Redakteur Ralf Enzensberger reiste mit Unterstützung von New York City Tourism & Conventions und Delta Airlines.

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