Bildungsprogramm
Auch der Wald hat Regeln

Förster des AELF Amberg-Neumarkt übermittelten 20 Waldbesitzern in Seminaren und im Wald Tipps, Anregungen und Wissen.

19.11.2021 | Stand 15.09.2023, 23:09 Uhr
Naturverjüngung - Revierleiter Michael Bartl zeigt eine Bergulme in einem natürlich verjüngten Bestand. −Foto: Sven Grünert

Borkenkäfer, Trockenheit und Stürme setzen dem Wald seit vielen Jahren zu. 20 Waldbesitzer erhielten nun wertvolle Tipps, Anregungen und Hintergrundwissen beim Bildungsprogramm Wald.

Die Förster des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Amberg-Neumarkt in der Oberpfalz vermittelten hierzu an sechs Seminarabenden Grundlagenwissen über Wald und Waldbewirtschaftung, vor allem aber auch aktuelle Erkenntnisse zum Thema Klimawandel und dem Aufbau stabiler Mischbestände, so teilt dies der Pressesprecher des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Amberg-Neumarkt (AELF). Im Vordergrund stand die Frage nach Baumarten, die im Jahr 2100 bei höheren Temperaturen und geringeren Niederschlägen im Landkreis Amberg-Sulzbach sich noch wohlfühlen und gut wachsen werden. Schließlich wollen auch die Enkel und Urenkel der heutigen Waldbesitzenden ihren Wald bewirtschaften und Nutzholz produzieren. Denn eines ist gewiss, Holz wird auch in hundert Jahren ein begehrter, umweltfreundlich nachwachsender Rohstoff sein.

Waldnutzung und Tierschutz

Neben der Waldnutzung ist der Schutz der Tiere und Pflanzen im Wald ein wichtiges Aufgabenfeld für die Waldbesitzer. Das Belassen von Höhlenbäumen und Totholz für Spechte, Fledermäuse, Käfer und Pilze gehört ebenso zur modernen Forstwirtschaft wie die Holznutzung. Weitere Themen wie die kostenlose Beratung der Waldbesitzenden durch Förster der Bayerischen Forstverwaltung, verschiedene Förderprogramme für den Wald, moderne Forsttechnik und Holzernteverfahren sowie Holzverkauf wurden an weiteren Seminarabenden ausführlich behandelt. Wie überall gibt es auch im Wald Regeln, die zu beachten sind. Einschlägig sind hier vor allem das Bayerische Waldgesetz, aber auch das Naturschutzrecht sowie das Jagdrecht. Schließlich ging es an zwei Tagen raus in den Wald. Hier wurde in der Praxis vorgeführt und umgesetzt, was vorher in der Theorie gelernt wurde.

Revierleiter Michael Bartl erläuterte an zwei Beispielen, wie Waldbestände verjüngt werden können. Nach fachgerechter Durchforstung eines Altbestandes stellt sich in der Regel von selbst Naturverjüngung ein. Vorteile der Naturverjüngung sind eine ungestörte Wurzelentwicklung der Bäume, Schutz vor Spätfrost und Sonneneinstrahlung durch den Schirm des Altbestandes, keine Pflanzung und kein Ausgrasen der Kultur. Besonders im Jura können auf diese Weise gemischte Wälder aus Buche, Fichte, Kiefer, Ahorn, Tanne und weiteren seltenen Baumarten wie zum Beispiel Ulme und Linde begründet werden. Eine entscheidende Voraussetzung hierfür sind entsprechend angepasste Wildbestände mit einer tragbaren Verbissbelastung.

Auf Kahlflächen infolge Borkenkäferbefall oder Sturmwurf aber auch für das Einbringen von klimatoleranten Baumarten ist eine Pflanzung unumgänglich. Forstwirtschaftsmeister Markus Schneider zeigte auf, wie Frische, Gesundheit und Qualität von Forstpflanzen geprüft werden. Er erläuterte die Vorteile von Ballenpflanzen und führte verschiedene Pflanzverfahren vor.

Stabilität und Qualität

Bereits ab einem Alter von zehn bis 15 Jahren kann die Stabilität und Qualität von Waldbeständen durch zielgerichtete Eingriffe gefördert werden. Forstwirtschaftsmeister Markus Schneider führte verschiedene Verfahren und Geräte der Jungbestandspflege vor. Abteilungsleiter Franz Eichenseer betonte, dass hierbei der Grundstein für das Heranwachsen von wertvollen, stabilen Mischwäldern gelegt wird. Diese Entwicklung muss auch in älteren Beständen durch regelmäßige Pflegeeingriffe fortgeführt werden. Dabei entscheidet der Waldbesitzende, welcher Baum gefördert wird, welche Konkurrenten weichen müssen und in welchen Abständen die Zukunftsbäume voneinander stehen sollen. Zum Schluss übergab Abteilungsleiter Franz Eichenseer die Teilnehmerurkunden mit der Hoffnung, dass die Waldbesitzer mit Freude und Begeisterung, vor allem aber unfallfrei den eigenen Wald bewirtschaften.