Natur
Bund Naturschutz klärt über Wespen auf

Soll man sie vertreiben oder gewähren lassen? Projektmanager Schwemmer gibt Tipps für den Umgang mit geschützten Insekten.

06.09.2021 | Stand 16.09.2023, 0:39 Uhr
Sie sind lästig für den Menschen, aber wichtig für die Natur: Wespen. −Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Wegen des kühlen und verregneten Frühlings werden im Spätsommer wohl eher weniger Wespen als in den Vorjahren unterwegs sein, trotzdem werden sie sich auch in diesem Jahr wieder an den Kaffeetisch gesellen. Die Kreisgruppe Amberg-Sulzbach des Bund Naturschutz klärt auf, wie man mit den ungebetenen Gästen am besten umgeht und welche wichtige Rolle sie für die Natur spielen.

„Was manchmal wie eine Invasion wirkt, ist in Wirklichkeit nur ein kleiner Ausschnitt der Natur um uns herum. In der Regel trauen sich nur zwei der elf mitteleuropäischen Wespenarten an unsere gedeckten Tafeln, nämlich die Gewöhnliche Wespe und die Deutsche Wespe“, berichtet Horst Schwemmer vom Bund Naturschutz in Amberg-Sulzbach. „Alle anderen Wespenarten interessieren sich nicht für unser Essen. Sie ernähren sich von Nektar, Pollen und Pflanzensäften, dabei bestäuben sie Pflanzen. Für den Nachwuchs vertilgen sie zum Beispiel Fliegen, Mücken, Motten oder Spinnen und sind damit ein wichtiger Teil natürlicher Nahrungsnetze und Ökosysteme.“

Gerade angesichts des dramatischen Insektensterbens sollten die Menschen ihnen mit Respekt und keinesfalls mit Gift begegnen. Von den 562 heimischen Wespenarten seien 255 Arten gefährdet. Um keine Wespen anzulocken, kann man Speisen abdecken, süße Getränke verschließen und auf stark parfümierte Körperpflegeprodukte verzichten, so Schwemmer.

Gesellen sich Wespen doch dazu, heißt es vor allem: Ruhe bewahren! „Angstschweiß versetzt die Wespen in Alarmbereitschaft und das CO2 in der Atemluft beim Wegpusten macht sie aggressiv. Auch sollte man auf keinen Fall nach den Wespen schlagen oder wild mit der Hand herumwedeln“, rät der Fachmann. Grundsätzlich gilt: Wespen haben nicht die Absicht zu stechen. Sie wehren sich aber, wenn sie sich bedroht fühlen. „Dreiste Ruhestörer kann Wasser aus Sprühflaschen zur Raison bringen. Oder Sie lassen die Wespen gewähren und beobachten, wie sie geschickt ein kleines Stück aus einem großen Ganzen herausoperieren und mit der Beute stolz davon fliegen“, so Schwemmer.

Was für die Menschen nur die letzten Sommerwochen des Jahres sind, sind für die Wespen die letzten Tage ihres Lebens. Nur wenige Arten bauen große Nester am Haus. „In den meisten Fällen ist die Angst der Menschen vor Wespen unbegründet. Hornisse, Rote Wespe, sächsische Wespe, Feldwespen und andere Arten sind friedliebende Tiere. Sie zu bekämpfen, ist unnötig und verboten! Deshalb müssen vor einer Bekämpfung am Haus Fachleute vor Ort beurteilen, um welche Wespenart es sich eigentlich handelt. Die Giftspritze gehört, wenn überhaupt, in die Hand von Fachleuten und nicht von Laien“, erläutert Schwemmer. „Hier helfen fachkundige Hornissen- und Wespenberater, die zum Beispiel über die untere Naturschutzbehörde Amberg-Sulzbach erreichbar sind“, so Schwemmer, der Wespen- und Hornissenberatung selbst über mehr als zwei Jahrzehnte durchgeführt hat.

Weitere Infos auf https://www.bund-naturschutz.de/oekologisch-leben/tieren-helfen/wespen-fernhalten. Hornissen- und Wespenhotline über das Landratsamt Amberg-Sulzbach per E-Mail hornissen@amberg-sulzbach.de oder telefonisch (09621) 39844.