Heimatgeschichte
„Der Eisengau“ erscheint letztmals

Mehrere Heimatpfleger haben sich nochmals bereiterklärt, Band 56 über die Region Amberg/Amberg-Sulzbach zu publizieren.

23.11.2021 | Stand 15.09.2023, 23:05 Uhr
Eine Rekonstruktion der baulichen Endphase des Versuchsmodells „Deutsches Stadion“ im Hirschbachtal ist auf dem Titelbild von Band 56 zu sehen. −Foto: Rekonquista

Es war 1992, da fanden sich unter Federführung von Matthias Conrad und Hans Metz, beide Mitbegründer des damaligen Heimatkundlichen Arbeitskreises, einige historisch Interessierte zusammen und beschlossen, ihr Wissen um die Region zu publizieren. Das einzige heimatkundliche Periodikum im Landkreis Amberg-Sulzbach, „Der Eisengau“, war geboren. Zur Halbzeit, mit Band 25, wollten die Väter des Eisengau diesen einerseits wegen der Arbeitsbelastung, andererseits aber auch wegen der Veränderung der Lebensumstände einstellen.

Groß war der Aufschrei unter den bisherigen Zu- und Mitarbeitern, inzwischen alles Heimatpfleger: Armin Binder (verstorben), Reinhard Dähne (verstorben), Dr. Markus Lommer, Josef Schmaußer, Walter Schraml und Dieter Dörner. So erklärte sich Letzterer bereit, auch mit Unterstützung von Mathias Conrad, die Redaktion zu übernehmen. Herausgegeben wurde „Der Eisengau“ nun von der Regionalgruppe Amberg des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg. Hinzu kam in den letzten Jahren Rolf Rupp, der das Lektorat übernahm.

Nun erscheint mit Nummer 56 der endgültig letzte Band. Dieser beinhaltet eine Vielzahl von Artikeln zur Heimatgeschichte, so über den Truppenübungsplatz Hohenfels: „Bewegte Geschichte, kulturelles Erbe und Artenschutz“ mit Schwerpunkt „Schloss Lutzmannstein“. Ein bildreicher Artikel befasst sich mit simulierten Digitalisaten mit dem Versuchsmodell des „Deutschen Stadions“ im Hirschbachtal und ein weiterer mit diesem und einem Projekt des nationalsozialistischen Größenwahns in Berlin.

Nicht unumstritten ist die Einordnung der Vilsquelle. War diese ursprünglich in Kleinschönbrunn? Die Geschichte der Bahnstrecke Neukirchen-Weiden füllt die letzte Lücke der Eisenbahngeschichten im Landkreis. Dazu passt ein Artikel über die historischen Eisenbahnbrücken im Lehenbachtal. Umfangreich beschrieben sind die Aktivitäten des Fördervereins „Militärhistorische Lehrmittelsammlung der Garnison Amberg“ und, schon lange überfällig, die Geschichte der Tonerdegruben in Ehenfeld. Spitznamen im Sulzbacher Bergbau gehörten zum Arbeitsalltag, Beispiele und Hintergründe runden das Bild ab.

Schließlich gibt es noch kleinere Artikel über den Altar der katholischen Pfarrkirche St. Peter und Paul in Neukirchen, über den Absturz eines deutschen Militärflugzeuges bei Neukirchen und über eine Süßigkeitenspende eines ehemaligen Besatzungssoldaten. Ein nach Gemeinden geordnetes Inhaltsverzeichnis aller in 56 Bänden veröffentlichten Titel rundet den letzten Eisengau ab.

Die Redaktion lag bei Dieter Dörner, dem inzwischen 80-jährigen Leiter der Regionalgruppe des Historischen Vereins. Je nach Vorgabe der verschiedenen Autoren erfordert jeder Band 100 bis 150 Stunden redaktionellen Einsatz. Altersbedingt wäre es notwendig, diese ehrenamtliche Arbeit Jüngeren zu überlassen. Da allerdings aus vielerlei Gründen die Bereitschaft dazu fehlt, muss das Erscheinen des Eisengau eingestellt werden. Vorrätige Bände sind unter www.der-eisengau.de im Internet zu finden und beim Buchhandel und bei der Regionalgruppe des Historischen Vereins unter geschichtsnetzwerk.oberpfalz@gmx.de beziehbar.