Medizin
Die Integrative Onkologie finanzieren

In Amberg diskutierten Minister Holetschek sowie Vertreter von Kassen und vom Klinikum. Der runde Tisch zeigt Erfolge.

13.04.2022 | Stand 15.09.2023, 5:52 Uhr
Manfred Wendl, Vorstand des Klinikums, und Harald Hollnberger, Ärztlicher Direktor (von links) sprachen mit dem bayerischen Gesundheitsminister Klaus Holetschek (Mitte) sowie Vertretern der Kassen. −Foto: Klinikum/Obendorfer

Der Bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek hat dem Klinikum St. Marien Amberg ein Versprechen gegeben: „Ich sichere Ihnen zu, dass wir einen Runden Tisch mit den Krankenkassen machen werden.“ Dieses wurde nun erfüllt, wie es in einer Mitteilung des Klinikums heißt. Im Amberger Rathaussaal sind Vertreter der Krankenkassen AOK, DAK, VDEK, IKK Classic, Knappschaft sowie vom BKK Landesverband Bayern zusammengekommen. Gemeinsam mit dem Klinikum Amberg sowie Vertretern des Universitätsklinikums Erlangen und des Comprehensive Cancer Centers Erlangen-Europäische Metropolregion Nürnberg wurde über die Möglichkeiten einer Finanzierung für das Therapieangebot des Amberger Modells Integrative Onkologie gesprochen.

„Seit 2016 beschäftigen wir uns am Klinikum Amberg mit dem Thema Integrative Onkologie. Wir wollen den Patienten aktiv in die Behandlung mit einbeziehen“, so Harald Hollnberger, Ärztlicher Direktor und Administrativer Leiter des Onkologischen Zentrums. „Bisher haben wir es geschafft, mit der Knappschaft einen Vertrag als Rechtsgrundlage für eine Finanzierung abzuschließen. Alle anderen Verhandlungen mit den Kassen waren bisher erfolglos.“

Die Integrative Onkologie umfasst vier wichtige Säulen: Bewegung, Ernährung, Psychoonkologie und den Bereich Komplementäre Medizin. „Für alle unsere Therapieangebote gibt es zahlreiche klinische Studien, die die Wirksamkeit belegen“, erklärte Ludwig Fischer von Weikersthal, Spezialist für Krebserkrankungen und klinischer Leiter des Onkologischen Zentrums Amberg. Prof. Matthias Beckmann, Direktor der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Universität Erlangen und Direktor des CCC ER-EMN, wies auf die Auswirkungen der Integrativen Onkologie hin: „Eine Patientin, die mithilfe der Integrativen Onkologie mit Nebenwirkungen einer jahrelangen Hormontherapie besser zurechtkommt und deshalb die Hormontherapie nicht abbricht, hat bessere Überlebenschancen.“

„Uns eint, dass wir solche Innovationen im Gesundheitssystem weiter voranbringen wollen“, so Peter Krase, Bevollmächtigter Leistungs- und Versorgungssteuerung der AOK Bayern. Die Signale seitens der Kassen waren positiv, dennoch gibt es weiterhin unterschiedliche Sichtweisen, was die Finanzierung betrifft, so die Mitteilung weiter. „Wir wünschen uns eine direkte Finanzierung mit einzelnen Krankenkassen. Nur so ist zeitnah eine Finanzierung unseres Programms sichergestellt“, so Hollnberger. Eine Finanzierung über den Innovationsfonds würde die Angebote der Integrativen Onkologie zwar in die Regelversorgung bringen, sei aber ein aufwendiges Verfahren, wofür es Unterstützung brauche.

Der Runde Tisch war ein Erfolg. Am Ende konnten Perspektiven geschaffen werden. So bot sich das CCC Erlangen-Nürnberg an, parallel zum Amberger Modell Integrative Onkologie einen Antrag für den Innovationsfond zu stellen. Und auch eine größere Krankenkasse stellte in Aussicht, für einen Vertrag mit dem Amberger Klinikum in Bezug auf die Integrative Onkologie offen zu sein.