Volkstrauertag
Die Mahnung der Toten hören

Schmidmühlen gedachte der 107 Gefallenen und 36 Vermissten der Weltkriege. Gedenkstätten sollen Orte des Lernens sein.

15.11.2021 | Stand 15.09.2023, 23:18 Uhr
Paul Böhm
In der Pfarrei St. Ägidius Schmidmühlen gedachte man am Volkstrauertag der 107 Gefallenen und 36 Vermissten aus den beiden Weltkriegen. −Foto: Paul Böhm

Einen Appell, den Frieden zu wahren und miteinander zu sprechen – so nannte Pfarrer Werner Sulzer das Gedenken am Volkstrauertag an die Gefallenen, Vermissten und zivilen Opfer aus den beiden Weltkriegen. Alleine aus Schmidmühlen und Winbuch sind es 107 Gefallene und 36 Vermisste, deren Namen Karl Fochtner von der Reservistenkameradschaft verlesen hat. Bürgermeister Peter Braun und die Pateneinheit 1./472 legten ein Kranzgebinde nieder. Musikalisch wurden sowohl der Gottesdienst als auch die Ehrung am Kriegerdenkmal von der Blaskapelle St. Ägidius gestaltet.

Wie Pfarrer Sulzer sagte, könne man momentan den Eindruck gewinnen, dass sich in unterschiedlichen Bereichen eine giftige und aggressive Atomsphäre breitmache. Es sei immer wieder festzustellen, dass Frieden auf Erden keine pure Harmonie ist. „Es herrscht ein spannungsreicher Friede, ein Friede, der mit Unterschieden zurechtkommen muss.“

„Weil die Toten schweigen, beginnt immer wieder alles von vorn“, mahnte Bürgermeister Braun. Damit die Toten nicht schweigen, damit jeder ihre Stimme höre, haben wir den Volkstrauertag – schon seit 1922, erinnerte er. Es sei wichtig in der Gesellschaft, sich am Volkstrauertag der Kriegstoten zu erinnern. Die Anzahl derjenigen, die noch Kriegserlebnisse aus erster Hand erzählen können, werde naturgemäß immer geringer. Vielfach sei die unmittelbare Trauer, die sich auf dem Verlust eines geliebten Menschen gründet, verblasst, da der Zweite Weltkrieg viele Jahrzehnte zurückliegt.

„Oft fällt es besonders jüngeren Menschen schwer, die Bedeutung, die der Volkstrauertag für die Kriegs- und Nachkriegsgeneration hat, in der Tiefe zu begreifen“, sagte der Bürgermeister. Mit der geschichtlichen Entfernung zu den Ereignissen des Zweiten Weltkrieges komme den Gedenkstätten zunehmend eine neue Bedeutung zu: „Sie werden von Orten der individuellen Trauer zu Orten des Lernens.“ Der Volkstrauertag sollte daher genutzt werden, ein Gespür dafür zu vermitteln, was Krieg, Gewalt und Flucht bedeuten, gab Braun den Gottesdienstbesuchern mit auf den Weg. (abp)