Medizin
Ein Freund der Menschen geht

Vor 25 Jahren kam Dr. Ioannis Rafailidis an das Klinikum St. Marien. Nun verabschiedet die Klinik den Chefarzt in den Ruhestand.

03.06.2021 | Stand 16.09.2023, 2:41 Uhr
Coronabedingt eine kleine Runde anstatt eines großes Abschiedsfestes: Dr. Ioannis Rafailidis (Mitte) wird von Oberbürgermeister Michael Cerny, Hubert Graf (von links) sowie Manfred Wendl und Dr. Harald Hollnberger (von rechts) verabschiedet. −Foto: Stadt Amberg, Schwab

„Ich habe bis zu meinem letzten Tag gerne operiert. Das war immer meine Entspannung.“ Das sind die Worte des scheidenden Chefarztes der Klinik für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin am Klinikum St. Marien Amberg, Dr. Ioannis Rafailidis.

Ein großes Abschiedsfest mit allem Drum und Dran, das ihm die Klinik gerne ausgerichtet hätte, gab es coronabedingt nicht, wie die Klinik in einer Pressemitteilung erläuterte. So verabschiedeten Oberbürgermeister und Verwaltungsratsvorsitzender Michael Cerny zusammen mit der Klinikumsleitung den scheidenden Chefarzt.

Am 1. April dieses Jahres trat Rafailidis nach 25 Jahren Tätigkeit als Gefäßchirurg am Klinikum St. Marien Amberg in den Ruhestand. Die Klinik bezeichnet ihn in ihrer Mitteilung als einen Menschenfreund mit Leib und Seele. „Schon im Studium standen für mich nie der Status des Arztes oder die Bezahlung im Vordergrund, ich hatte und habe einfach großes Interesse an den Menschen allgemein und besonders an meinen Patienten. Sehr gerne habe ich auch junge Ärzte für die Gefäßchirurgie ausgebildet“, wird der Mediziner zitiert.

1996 kam der gebürtige Grieche als Oberarzt an das Klinikum Amberg in die damalige Chirurgische Klinik. Bald wurde er zum Leitenden Abteilungsarzt der Gefäßchirurgie. Mit der fortschreitenden Spezialisierung der Medizin wurde die Klinik in die Fachgebiete geteilt und so wurde Rafailidis Anfang 2011 Chefarzt der Klinik für Gefäßchirurgie. Unter seiner Verantwortung wurde der Fachbereich weiterentwickelt, ein Gefäßzentrum etabliert und die Gefäßchirurgie so ausgebaut, dass heute im Amberger Klinikum das gesamte Spektrum der Gefäßchirurgie behandelt werden kann und unter seiner Leitung auch die vollständige Weiterbildung für die Assistenzärzte gewährleistet ist.

Hilfe für Kriegskinder

„Der gesamte Aufbau und die Etablierung der Gefäßchirurgie war eine Herkulesaufgabe, die wir aus meiner Sicht gemeinsam hervorragend gemeistert haben. Das spiegeln uns auch die Zahlen wieder. Das Angebot in diesem Bereich wird von der Bevölkerung hervorragend angenommen. Wir sind eine zentrale Anlaufstelle für die Menschen geworden. Darauf können wir alle stolz sein“, sagte Rafailidis.

Unzählige Operationen hat er in 25 Jahren durchgeführt. Sein Ziel war es immer, die Patienten optimal zu behandeln und selber menschlich zu bleiben. Zwei Jahre nach seinem Beginn im Klinikum Amberg wurde er aufgrund eines Stadtratsbeschlusses aus dem Jahr 1998 stellvertretend für das Klinikum Amberg ausgewählt, Kindern aus Kriegs- und Krisengebieten medizinisch zu helfen. Somit hat er sich fast von Beginn an im Hammer Forum engagiert – einer humanitären Einrichtung. Bis zu seinem Ruhestand sind etwa 40 Kinder erfolgreich im Klinikum Amberg behandelt worden.

Doch nicht nur die medizinische Versorgung dieser Kinder, die aus Eritrea, dem Jemen oder auch aus Afrika kamen, zählte zu seinen Aufgaben. „Wir haben auch Pflegefamilien für die Kinder gesucht, wo diese nach ihrer Behandlung bleiben konnten und gut versorgt wurden. Dafür danken wir auch den Familien von Herzen“, betonte Rafailidis.

Wenn es auch keine große Abschiedszeremonie gab, so gab es doch einen großen Dank seitens der Klinikumsleitung durch Vorstand Manfred Wendl. „Wir danken Dr. Rafailidis für sein wertvolles Wirken in den letzten zweieinhalb Jahrzehnten für unser Klinikum und für unsere Patientinnen und Patienten“, sagte Wendl.

Neue Aufgaben im Ruhestand

Der Ärztliche Direktor, Dr. Harald Hollnberger, ergänzte: „Die Gefäßchirurgie unter Leitung von Dr. Rafailidis ist bei Patienten und zuweisenden Ärzten wegen der hohen Qualität der medizinischen Versorgung sehr geschätzt.“ Auch Oberbürgermeister Cerny fand lobende Worte für den scheidenden Chefarzt. „25 Jahre Tätigkeit in unserem Klinikum sind mehr als ein Grund Dr. Rafailidis zu danken. Wir wünschen ihm und seiner Familie alles Gute für den Ruhestand.“

Dr. Ioannis Rafailidis blickt mit einem weinendem und einem lachenden Auge in die Zukunft. „Ich habe mich die meiste Zeit meines Lebens mit der Medizin und dem Arzt-Sein beschäftigt, ich habe das geliebt, und das werde ich auch vermissen. Aber es sind auch einige wichtige Sachen liegengeblieben. Und so möchte ich jetzt zurück in das Leben, Ehemann und Vater sein, und noch viele neue Menschen kennenlernen und auch andere Länder“, sagte er.