Geschichte
Eine Gefangennahme mit Folgen

Vor 700 Jahren wurde Hieronymus von Prag bei Hirschau verhaftet. Der Freund von Jan Hus starb auf dem Scheiterhaufen.

11.01.2022 | Stand 15.09.2023, 22:00 Uhr
Eine Szene aus einem Historiendrama auf Bibel TV: Jan Hus (Matej Hádek) tritt vor das Konzil in Konstanz. −Foto: Bibel TV/pa/obs/Bibel TV

Eine Gefangennahme mit weitreichenden Auswirkungen auf die Geschichte in Böhmen und den angrenzenden Gebieten wie der Oberpfalz gab es am 22. April 1415 bei Hirschau. An diesem Tag wurde Hieronymus von Prag verhaftet, der am Tag vorher auf dem Rückweg von Konstanz beim Stadtpfarrer eingekehrt war.

Doch der Reihe nach: Im Jahre 1414 zogen viele Bischöfe und Fürsten durch Hirschau nach Konstanz zum Konzil. Im Herbst 1414 besuchte Magister Johannes Hus, der durch seine Kritik an den Missständen in der Kirche und dem Klerus von sich reden machte, auf der Reise zum Konzil zu Konstanz die Stadt Hirschau.

Jan Hus beanstandete 100 Jahre vor Luther den Reichtum der römisch-katholischen Kirche, ihre Sittenlosigkeit und den Ablasshandel, bei dem gegen Zahlung eines Geldbetrages die Vergebung der Sünden versprochen wurde. Welche Aufnahme Jan Hus in Hirschau durch die Bevölkerung gefunden hat, ist nicht bekannt. Allerdings dürfte die Lehre des Hus wenigstens zum Teil auch in der Oberpfalz bekannt geworden sein und mancher dürfte ihr gewisse Sympathien entgegengebracht haben.

Hieronymus eilt nach Konstanz

In Gegenwart zahlreicher Geistlicher übte er heftige Kritik an der Kirchenversammlung, was er wohl kaum gewagt haben würde, wenn er sich nicht einer gewissen Sympathie der Anwesenden sicher gewähnt hätte. Sein Auftreten aber hatte zur Folge, dass seitens der Zuhörer Anzeige beim landesherrlichen Richter Teynstauffer erstattet wurde, der dann am folgenden Tag den böhmischen Gast auf seinem Ritt abseits der Straßen gestellt und gefangengenommen hat. Wenn Hieronymus nach Prag unterwegs war, dürfte die Festnahme wohl Richtung Kohlberg geschehen sein.

Gedenken:Info-Tafel:
Am Geburtshaus von Hieronymus von Prag findet man heute eine Gedenktafel, an der Stelle, wo Hieronymus in Konstanz verbrannt wurde, einen Hussenstein und ein Bild der Büste von Hieronymus und sogar ein Straßenschild, das nach ihm benannt wurde.In Kohlberg am Marktplatz steht ein Aushang mit Informationen zu Jan Hus.

Teynstauffer benachrichtigte sofort den Landesherrn, der sich in Sulzbach aufhielt und Hieronymus am 24. April nach dort ins Gefängnis überführen ließ. Auf dringende Mahnung seitens des Königs und der Kirchenversammlung ließ Herzog Johann seinen Gefangenen Hieronymus von Prag in der zweiten Hälfte des Monats Mai 1415 in Eisenketten legen und nach Konstanz ausliefern.

Jan Hus wurde am 6. Juli 1415 als hartnäckiger Ketzer zum Tode verurteilt und am 6. Juli auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Hieronymus war fast ein Jahr bei Wasser und Brot eingekerkert. Er konnte dort nichts lesen und nichts sehen und beklagte die Unmenschlichkeit ihm gegenüber, die Härte und den Gestank. Hieronymus wurde, ähnlich wie ein Jahr zuvor sein Freund Hus, als hartnäckiger Ketzer zum Tode verurteilt. Er wurde der weltlichen Macht übergeben und am 30. Mai 1416 an derselben Stelle wie Jan Hus auf dem Scheiterhaufen verbrannt.

Ursache für die Hussitenkriege

In der Chronik heißt es: Die Lage der Stadt Hirschau an der Heerstraße von Nürnberg nach Böhmen verursachte viele lästige Einquartierungen und Durchzüge von Kriegsvolk, das gegen die Hussiten nach Böhmen zog. Bei einem Einfall der Hussiten im Jahr 1428 soll der Hammerbesitzer Friedrich Kastner in Unterschnaittenbach umgekommen sein. Bekannt ist die Schlacht gegen die Hussiten bei Hiltersried am 21. September 1433.