Fürsorge
Gesuchte Betreuung für immer mehr Kinder

Der Pflegekinderdienst des SkF betreut in Amberg aktuell 138 Familien mit insgesamt 166 Pflegekindern.

08.07.2021 | Stand 16.09.2023, 2:09 Uhr
Besonders für ältere Minderjährige von acht bis 18 Jahren werden dringend Pflegeeltern im Landkreis Amberg-Sulzbach gesucht. −Foto: Michael Golinski

Lucki* liebt seinen geordneten Arbeitsalltag, wenn er in der Behindertenwerkstätte Teile zusammensteckt und Trinkflaschen baut. Denn sein Leben begann alles andere als geordnet, vielmehr bestimmten chaotische familiäre Verhältnisse seine frühen Lebensjahre. Nach Aufenthalten in Kinderheimen und Betreuungseinrichtungen kam er zu einer Pflegemutter. Seine leibliche Mutter konnte ihren Erziehungsaufgaben nicht gerecht werden, so dass seine kindliche Entwicklung Schaden zu nehmen drohte, wie das Landratsamt in einem Pressebericht mitteilt. Als ihn Katharina Meier* bei sich aufnahm, war er acht Jahre alt. Von da an kehrte sich Lucki´s Unglück in Glück. Zwar war seine kleine Seele nach den verstörenden Erfahrungen noch immer in Aufruhr, aber in der neuen Familie kam sie langsam zur Ruhe und durfte zu heilen beginnen. „Einfach ist es nicht, den Schmerz des Kindes zu erleben und ihm beim Verarbeiten der Enttäuschungen zu helfen“, schildern Berta und Josef Heinrich*. Das Ehepaar kennt das Leid, das Pflegekinder hinter sich haben, bevor sie aus ihren Ursprungsfamilien herausgenommen und zu Pflegeeltern gebracht werden.

Der Pflegekinderdienst des SkF betreut im Landkreis Amberg-Sulzbach und der Stadt Amberg aktuell 138 Pflegefamilien mit insgesamt 166 Pflegekindern im Alter von 0-21 Jahren. „Ich kann mich nur bei allen Verantwortlichen und Pflegeeltern herzlich für dieses Engagement bedanken. Sie leisten eine große humane Aufgabe in unserer Gesellschaft“, betont Landrat Richard Reisinger. Ein Großteil dieser Kinder wurde im Säuglings- oder Kleinkindalter in eine Pflegefamilie untergebracht. Für ältere Kinder und Jugendliche bleibt oft nur die Alternative, in einer stationären Wohngruppe aufzuwachsen. Dabei benötigen viele von ihnen noch feste Bezugspersonen und die familiäre Nestwärme. Immer wieder müssen Geschwister getrennt werden, da meist nur die jüngeren Geschwisterkinder in Pflegefamilien unterkommen. „Babys und Kleinkinder werden bevorzugt“, weiß Melissa Sitorius vom SkF Pflegekinderdienst Amberg-Sulzbach. Pflegefamilien für Kinder und Jugendliche jeden Alters werden gebraucht. „Insbesondere für ältere, jugendliche Pflegekinder von acht bis 18 Jahren ist der Bedarf derzeit hoch“, so Sitorius.

Dem Sozialdienst katholischer Frauen e.V. (SkF) Amberg wurde vom Landkreis Amberg-Sulzbach und der Stadt Amberg der Pflegekinderdienst als eine Aufgabe der gesetzlichen Jugendhilfe übertragen. Fallbezogen arbeiten Melissa Sitorius und Ihre Kollegen mit den Jugendämtern und Beratungsstellen zusammen und begleiten Erwachsene, die sich mit der Idee einer Pflegeelternschaft tragen. Dabei tauchen viele Fragen zur Erziehung und Entwicklung des Kindes, zur Integration in die Familie, zur Identitätsfindung oder zur Gestaltung des Kontaktes zur Herkunftsfamilie auf. Bei der sogenannten Bereitschaftspflege erklären sich Erwachsene bereit, ein Kind für eine befristete Zeit bei sich aufzunehmen, weil die leiblichen Eltern über einen kurzen Zeitraum ausfallen. Bei der Dauerpflege dagegen wird das Pflegekind lange Zeit in der Familie leben. In beiden Fällen werden die Bewerber in speziellen Seminaren auf ihre künftigen Aufgaben vorbereitet und jährlich fortgebildet. Besonders in der ersten Zeit, wenn das Kind in die Familie kommt, ist der enge Austausch mit den Fachstellen wichtig. „Denn anfangs passen sich die Kinder oftmals an. Später können auffällige oder schwierige Verhaltensweisen auftreten. Dann helfen wir fallbezogen und individuell“, berichtet Sitorius. Funktioniert das Zusammensein dennoch nicht, gibt es auch dafür eine Lösung wie etwa die schonende Anbahnung eines Familienwechsels oder die Unterbringung des Kindes in einer Wohngruppe, berichtet das Landratsamt.

Alle Namen sind geändert. Die Daten liegen dem Landratsamt Amberg-Sulzbach vor. Voraussetzungen für die Übernahme einer Pflegeelternschaft sind: Genügend Zeit und Raum für das Pflegekind. Spaß am Umgang mit Kindern. Geduld, Belastbarkeit und Einfühlungsvermögen. Bereitschaft, das Pflegekind wie ein eigenes Kind zu behandeln. Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit den leiblichen Eltern, mit der SkF-Beratungsstelle und dem Jugendamt. Bereitschaft, verschiedene Hilfsangebote und Therapien für das Pflegekind anzunehmen. Akzeptanz den leiblichen Eltern gegenüber, um Kontakte zu diesen zu fördern. Wirtschaftlich geordnete Verhältnisse und keine Vorstrafen müssen gegeben sein. Kontakt: Sozialdienst katholischer Frauen e.V. , Studentenplatz 2, 92224 Amberg, Pflegekinderdienst, Telefon: (09621) 48720, E-Mail: sozialdienst-kf@skf-amberg.de