Corona IT-Abteilungen sind gefordert
In der Pandemiebekämpfung leisten die IT-Experten fundamentale Basisarbeit. Zehn-Stunden-Tage sind keine Seltenheit.

Amberg-Sulzbach.Ohne sie gäbe es keine Pandemie-Strategie. In den IT-Abteilungen des Landes laufen die „digitalen Fäden“ zusammen, um viele Maßnahmen der Virusbekämpfung überhaupt erst umsetzbar zu machen. Von der Digitalisierung der Gesundheitsämter und Schulen bis zum Support fürs Homeoffice – am Beispiel der IT-Experten am Landratsamt Amberg-Sulzbach wird klar: „Nine-to-five-Jobs“ kennt hier niemand, wie das Landratsamt Amberg-Sulzbach mitteilt.
Jürgen Priehäußer hatte zuletzt im August ein paar Tage am Stück frei. Seit dem ersten Lockdown vor knapp einem Jahr ist der Arbeitsbereichsleiter der Informations- und Kommunikationstechnik (IuK) am Landratsamt Amberg-Sulzbach beinahe im Dauereinsatz. Zehn-Stunden-Tage mehrmals die Woche, Urlaub teilweise ausgefallen, Rufbereitschaft auch am Wochenende. Das ist für ihn und sein neun-köpfiges Team in diesen Zeiten keine Seltenheit. „Die Fülle an Aufgaben explodiert gerade“, erklärt Priehäußer mit einem Anflug von Galgenhumor, denn in schöner Regelmäßigkeit kommen seit Ausbruch der Corona-Pandemie zu den umfangreichen alltäglichen Aufgaben jede Menge Sonderaufgaben on top.
90 Personen in Telearbeit

Beispiel Homeoffice: Zur Eindämmung des Infektionsgeschehens sind fast 90 Personen am Landratsamt in Telearbeit. Jeder einzelne Homeoffice-Arbeitsplatz muss vorbereitet und eingerichtet werden. Das heißt für die IT-Abteilung, bevor überhaupt ein Computer daheim ans Netz gehen kann, müssen für die Hardware-Anschaffungen Ausschreibungen formuliert, Angebote eingeholt und die Einkäufe abgewickelt werden. „Zwei meiner Kollegen waren im Frühjahr nur damit beschäftigt, europaweit Geräte zu bekommen. Das war extrem schwierig und zeitaufwendig und zieht sich teilweise noch bis heute hin“, erzählt Priehäußer. Denn aus Sicherheitsgründen dürfen die Behördenmitarbeiter am Telearbeitsplatz keine Privatgeräte verwenden und müssen deshalb ihre Arbeits-PCs mit heimnehmen.
Werden die benötigten Einwahlgeräte nicht rechtzeitig geliefert, zweckentfremden die IT-Spezialisten schon mal kurzerhand Router für den Privatbereich, versehen diese mit einer sicheren Konfiguration und leisten den Mitarbeitern beim Einrichten der Heimarbeitsplätze Support.
Unterstützung gibt es nicht nur im Amt, sondern auch für einen großen Teil der Kollegen in den Landkreisgemeinden, deren Internetzugänge über das Landkreisbehördennetz laufen. „Da klingeln dann auch bei uns die Telefone, wenn es Schwierigkeiten gibt“, so Priehäußer. Ohne den „Digitalisierungsbeschleuniger“ Coronavirus vorhersehen zu können, hat die Landkreisbehörde glücklicherweise Ende 2019 in die Infrastruktur investiert. „Wir verfügen über eine starke Internetleistung samt entsprechender Firewalls, sonst würde das nicht so gut funktionieren.“
Umfrage zum Homeoffice
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Angestellte:
Wenn es technisch und organisatorisch möglich ist, bekommen die allermeisten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ihren Wunsch, vom Homeoffice aus zu arbeiten, erfüllt. Das ergibt eine repräsentative Civey-Umfrage unter Beschäftigten. Die Aussage „Ich will im Homeoffice arbeiten, mein Arbeitgeber bietet es aber nicht an, obwohl es technisch und organisatorisch möglich wäre“, trifft auf rund 85 Prozent der Befragten nicht zu, nur etwa zehn Prozent der Befragten bestätigen die Aussage mit „Ja“, fünf Prozent sagen „weiß nicht“.
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Beamte:
Bei einer detaillierteren Auswertung zeigt sich, dass Beamte sehr viel häufiger ein Homeoffice-Angebot vermissen, obwohl es möglich wäre. So antworten 14 Prozent der Beamten auf die Frage mit Ja, bei den Angestellte sind er nur rund neun Prozent. INSM-Geschäftsführer Hubertus Pellengahr sieht mit Blick auf dieses Ergebnis keinen weiteren Handlungsbedarf des Gesetzgebers: „Die allermeisten Unternehmen und ihre Beschäftigten wissen, dass weniger Mobilität, weniger Zusammenkünfte und mehr Distanz die Verbreitung des Virus verringert.“ (dpa)
Auch beim Thema Homeschooling ist seine Mannschaft gefragt. Sie hat die Laptops für die Schüler der fünf betreuten Schulen im Distanzunterricht organisiert und mit der Software konfiguriert.
„Es kam schon vor, dass sich ein Kollege auf den Computer eines Schülers draufschaltete und ihm weiterhalf. Wir wollen ja, dass die jungen Leute lernen können.“ 95 Leihgeräte wurden zwischenzeitlich ausgegeben, 63 weitere Notebooks sind nachbestellt. Auch hier verzögern Lieferschwierigkeiten die Weitergabe.
Maximilian Großmann unterstützt seit Dezember 2019 das Priehäußer-Team und kümmert sich vorrangig um die Digitalisierungsoffensive an den Landkreisschulen. Aktuell wird mit großem Aufwand die notwendige Infrastruktur geschaffen. Zuerst müssen Netzwerke, WLANs und die Internetverbindungen zukunftssicher ertüchtigt werden, bevor die Digitalisierung durchstarten kann, so der Fachmann, „auch wenn die Schulen verständlicherweise bereits jetzt gerne mehr Mittel für die Klassenzimmer zur Verfügung hätten“.
Gesundheitsamt angebunden
Mit der IT in den Impfzentren und Callcentern im Landkreis haben die IT-Experten nichts am Hut. „Das machen die BRK-Kollegen hervorragend. Wir waren dafür im Frühjahr bis unter die Hutschnur gefordert, als wir innerhalb weniger Wochen das Gesundheitsamt mitsamt den Contact Tracing Teams anbinden mussten“, erinnert sich Priehäußer. Und wie so oft in den zurückliegenden Monaten gelang ihnen auch dieses Manöver dank der Devise: „Wir ackern, bis es läuft“.
Eine Haltung, die Behördenchef Landrat Richard Reisinger schwer beeindruckt. „Auf unsere IT können wir wirklich stolz sein, herzlichen Dank.“
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