Bündnis gegen das Vergessen
Mahnwache für Klaus Peter Beer in Amberg

09.09.2022 | Stand 15.09.2023, 3:46 Uhr
Jährlich gedenken Mitglieder des Bündnisses gegen das Vergessen des Ermordeten. −Foto: Fotos: Kraus

Anlässlich des 27. Jahrestages der Ermordung von Klaus Peter Beer veranstaltete das „Bündnis gegen das Vergessen“ am Mittwochabend eine Mahnwache auf dem Amberger Marktplatz. Rund 50 Interessierte hatten sich versammelt, um an das von Rechtsradikalen verübte Verbrechen zu erinnern.

Zu Beginn sprach Lisa Freunek, die die Kundgebung moderierte, den Tod des Transmanns Malte an, der am 27. August am Rande des CSD in Münster getötet wurde. Zuvor habe er versucht, zwei lesbische Frauen vor Übergriffen zu schützen. Die Versammelten hielten inne, um ihm mit einer Schweigeminute zu gedenken.

Freunek skizzierte anhand des Anschlags auf Walter Lübcke, sowie der Terroranschläge in Halle, Hanau und München, dass rechter Terror immer mehr zum traurigen Alltag werde. Dem wurde am 7. September 1995 auch Klaus Peter Beer zum Opfer, als er von zwei Amberger Neonazis verprügelt und anschließend in die Vils geworfen wurde, wo er ertrank. Das Motiv: Die Homosexualität des Getöteten passte nicht in das Weltbild der Täter, wie es im späteren Urteil hieß.

Passagen aus dem Tagebuch

Zwei Mitglieder des Bündnisses gegen das Vergessen sprachen über das Leben von Klaus Peter Beer und zitierten verschiedene Passagen aus dessen Tagebuch. Anhand derer wurde für die Anwesenden ersichtlich, wie sehr Klaus Peter Beer Zeit seines Lebens mit seiner Homosexualität haderte. Auch, damit sich in Amberg nie wieder jemand so wegen seiner „Andersartigkeit“ schämen oder deswegen gar Gewalt erfahren müsse, betreibe das Bündnis gegen das Vergessen seine Aufklärungsarbeit. Im Anschluss an den Vortrag über das Leben von Klaus Peter Beer wurde ein Lied von Billy Holiday gespielt, der Lieblingssängerin des Ermordeten.

Stefan Dietl, einer der Initiatoren und der Sprecher des Bündnisses gegen das Vergessen, berichtete über den langen Kampf gegen das Vergessen, die in Amberg vorherrschende Politik des Ignorierens sowie die Verflechtung der bayerischen Neonazi-Szene zum NSU. „Der Tat wurde lange Zeit nicht gedacht, das Erinnern musste hart erkämpft werden“, sagte Dietl. Der Umgang mit dem Mord habe jahrelang nicht stattgefunden, das Verbrechen wurde als Zufalls-Tat abgestempelt. Mehr als zwei Jahrzehnte des Protests seien notwendig gewesen, um der städtischen Politik ein Zeichen abzuringen, das nun das Ende des Schweigens einläute.

Dietl bezeichnete es als Erfolg, dass endlich eine Gedenktafel in der Nähe des damaligen Tatorts, dem Vilssteg im Englischen Garten, angebracht wurde. Doch damit sei die Arbeit des Bündnisses noch nicht beendet. „Es gibt noch viel für uns zu tun“, so Dietl. Noch immer herrsche eine Politik des Verdrängens und Ignorierens, wenn es um die Aktivitäten Rechter in Amberg gehe. Bekanntes Ziel des Bündnisses ist außerdem, dass ein Platz oder eine Straße in Amberg nach Klaus Peter Beer benannt wird.

Forderung nach Aufklärung

Gemeinsam mit vielen anderen Initiativen forderte das Bündnis außerdem, dass es einen zweiten NSU-Untersuchungsausschuss geben soll, um die genauen Verflechtungen der bayerischen Naziszene zum Terror-Trio aufzudecken. Der Protest zeigte bereits Wirkung. „Es ist wichtig, dass es Menschen wie euch gibt, die an Klaus Peter Beer erinnern“, sagte Dietl. Man dürfe vor den Aktivitäten der rechten Szene nicht die Augen verschließen. „Danke, dass ihr heute ein Zeichen setzt, gegen Homophobie und rechten Terror in Amberg.“

Nach dem offiziellen Teil auf dem Marktplatz zogen die Versammelten weiter zum Vilssteg, um am Gedenkstein für Klaus Peter Beer Blumen niederzulegen. Wer sich für die Arbeit des Bündnisses gegen das Vergessen interessiert, kann alle wichtigen Informationen in einer erst kürzlich herausgegebenen, kostenlosen Broschüre nachlesen, die sowohl gedruckt als auch online erhältlich ist.