Menschen
Mit 75 ist noch lange nicht Schluss

46 Jahre lang hat der Einsatz für die Region und ihre Menschen das Leben von Armin Nentwig geprägt. Heute wird er 75.

15.05.2018 | Stand 16.09.2023, 6:14 Uhr
Gerd Spies

Der Jubilar Armin Nentwig mit einer seiner Leidenschaften, der Yamaha Foto: Gerd Spies

Er könnte ganze Abende füllen mit seinen Erzählungen aus 46 Jahren Politiker-Leben. 24 Jahre Stadtrat in Amberg, 16 Jahre Landtagsabgeordneter, sechs Jahre Landrat des Landkreises Amberg-Sulzbach: Armin Nentwig gestaltete über Jahrzehnte die politischen Geschicke in der Stadt Amberg und im Landkreis Amberg-Sulzbach mit. Am heutigen Dienstag feiert er seinen 75. Geburtstag.

Rund 250 geladene Gäste, meist politische Weggefährten des MdL a. D. und Landrats a. D. aus allen politischen Lagern, hat der Jubilar heute Abend ins ACC eingeladen. Die Laudatio wird die ehemalige Bundesfamilienministerin und SPD-Landesvorsitzende Renate Schmid halten. Seit Tagen war Nentwigs Sekretärin damit beschäftigt, die vielen Einladungen zu verschicken.

In Hirschberg am Fuße des Riesengebirges (Niederschlesien) geboren, musste 1945 die Mutter mit dem damals zweijährigen Armin aus der polnischen Heimat fliehen. Der Vater kämpfte noch an der Front in Stalingrad. Nachdem auf der Flucht mit der Eisenbahn der gesamte Gepäckwagen abgebrannt ist, blieb ihnen nur noch das, was sie auf dem Leibe trugen. „Von mir gibt es nicht einmal eine Geburtsurkunde“, erzählt der Jubilar.

Über mehrere Notunterkünfte landete die Familie Nentwig schließlich gemeinsam in Amberg, nachdem auch der Vater aufgrund einer Verwundung von der Front zurückgekehrt war. Der junge Armin lernte nach der Schulzeit den Beruf des Fernmeldetechnikers, legte die Meisterprüfung im mittleren fernmeldetechnischen Dienst ab.

Engagement für Behinderte

Schon in jungen Jahren schlug im heute 75-Jährigen ein soziales Herz. 1978 gründete Armin Nentwig in Amberg den Rollstuhlfahrer- und Behinderten-Club. Bordsteinabsenkungen, Behindertenfahrdienst – bei vielen Themen, die die Stadt Amberg heute behindertengerechter machen, waren er und sein Verein, so Nentwig, die Vorreiter. „Wir waren über 30 Jahre der Motor für die Behinderten“, erklärt der ehemalige Abgeordnete und Landrat.

1990 dann ein schwerer Schicksalsschlag. Durch den Skiunfall mit dem anschließenden Wachkoma seines Sohnes Wolfgang gründet Nentwig den Selbsthilfeverband Schädel-Hirnpatienten in Not, dessen Bundesvorsitzender er noch heute ist.

16 Jahre lang, von 1987 bis 2002, gehörte Armin Nentwig als Abgeordneter dem bayerischen Landtag an. „Strauß, Streibl. Beckstein, Stoiber – ich habe vier Ministerpräsidenten gedient“, zählte Nentwig auf. Auf viele weitreichende Errungenschaften für die Stadt Amberg und die Region Amberg-Sulzbach in dieser Zeit, an denen er großen Anteil hatte, kann er heute zurückblicken.

Dass Amberg damals erstmals im Landesentwicklungsplan als sogenanntes Oberzentrum ausgewiesen wurde, dass die Landesgartenschau und die Fachhochschule nach Amberg und die Bereitschaftspolizei nach Sulzbach-Rosenberg kamen – Nentwig nutzte bei all diesen Entscheidungen seine parteiübergreifenden Kontakte im Landtag zugunsten der Region.

Sechs Jahre, von 2002 bis 2008, residierte der heute 75-Jährige im Kurfürstlichen Schloss in Amberg, dem Landratsamt Amberg-Sulzbach. Die Stärkung des ländlichen Brauchtums, betont er heute, waren dem damaligen Landrat immer ein besonderes Anliegen. Ob Kirchweih-Vereine oder Feuerwehren – das Leben auf dem Lande allgemein lag ihm besonders am Herzen. Denn durch die Begeisterung für Heimat und Kultur ergebe sich die Chance, dass die jungen Menschen der ländlichen Region erhalten bleiben, ist Nentwig heute noch überzeugt. Das Verhältnis zu seinem Nachfolger Richard Reisinger ist gut, die Wunden des Wahlkampfs von damals sind vernarbt.

Musizieren und Motorradfahren – diese beiden Hobbys begleiten den Ex-Politiker fast sein ganzes Leben. Als kleiner Bub spielte er schon auf dem Akkordeon, später kam die Trompete hinzu. Seine Karriere bei den „Rigolettos“, der Tanz-Band mit vielen Auftritten im legendären Amberger Metropol, beendete er erst, als er Landtagsabgeordneter wurde.

Zwillinge halten ihn auf Trab

Auf seiner Yamaha sieht man ihn auch heute noch hin und wieder gemeinsam mit Ehefrau Tina auf Bayerns Landstraßen cruisen. Seine erstaunliche Fitness erhält er sich dadurch, dass er regelmäßig dem Fitnesscenter einen Besuch abstattet. Ansonsten lässt ihn der intensive Job als Geschäftsführer einer Leiharbeiter-Firma, die mehr als 90 Krankenschwestern und Pflegehilfskräfte beschäftigt, nicht an Ruhestand denken.

Am meisten sorgen aber seine beiden „Kleinen“ zuhause dafür, dass er fit und aktiv bleibt. Elisa und Adrian, seine beiden eineinhalb Jahre alten Zwillinge, halten ihn ganz schön auf Trab, zurzeit sogar auch nachts, wie er erzählt. Aber heute Abend müssen die beiden Kinder ohne ihren Papa auskommen: Der feiert nämlich mit seinen Gästen im ACC in Amberg ausgiebig den 75. Geburtstag.

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