Agentur für Arbeit
„Sondereffekt“ am Amberger Arbeitsmarkt

30.06.2022 | Stand 30.06.2022, 16:50 Uhr
Der Krieg in Osteuropa macht sich auch auf dem Arbeitsmarkt in Amberg und dem Landkreis Amberg-Sulzbach bemerkbar. −Foto: Symbolbild: Caroline Seidel/dpa

Die Fluchtbewegung aus der Ukraine führt zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit. Arbeitskräfte werden weiterhin dringend gesucht.

Der Krieg in Osteuropa hat zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit in der Region geführt. Mitte Juni waren im Landkreis rund 430 Menschen aus der Ukrainer arbeitslos gemeldet. Dazu kommen noch einmal knapp 300 Menschen, die dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung stehen – etwa Frauen, die Kinder betreuen.

„Der Krieg in der Ukraine wirkt sich auch auf den regionalen Arbeitsmarkt aus“, erklärt Stefanie Neufeld, Geschäftsstellenleiterin der Agentur für Arbeit Amberg. Da sich die Flüchtlinge aus der Ukraine seit Juni in den Jobcentern arbeitslos melden müssten, um Zugriff auf das Beratungsangebot und die Geldleistungen des Jobcenters zu erhalten, sei die Arbeitslosigkeit stark angestiegen. Neufeld spricht in diesem Zusammenhang von einem „einmaligen Sondereffekt“. Insgesamt zeige sich der Arbeitsmarkt weiterhin robust.

Die Arbeitslosigkeit nahm laut Mitteilung der Arbeitsagentur binnen Monatsfrist um 290 Personen oder 19,1 Prozent zu. Mitte Juni waren rund 1820 Personen arbeitslos ge-meldet, 2,8 Prozent weniger als im Juni 2021. Die Arbeitslosenquote erhöhte sich binnen Monatsfrist um 0,5 Prozentpunkte auf 3,2 Prozent. Im Juni 2021 lag sie bei 3,3 Prozent.

Weniger neue Stellen

Die Zahl der neu gemeldeten Stellen ging laut Neufeld zurück. Die Zurückhaltung der Arbeitgeber liege darin begründet, dass zahlreiche Stellen aus den Vormonaten noch immer unbesetzt seien. „Entsprechend liegt der Bestand an offenen Stellen weiterhin auf einem hohen Niveau“, so Neufeld. Mitte Juni waren nach ihren Angaben im Stellenpool der Arbeitsagentur und des Jobcenters rund 1610 Angebote gemeldet. Im Juni meldeten sich aus der Erwerbstätigkeit rund 220 Personen arbeitslos, 60 Arbeitnehmer oder 37,7 Prozent mehr als im Juni 2021. Im Gegenzug beendeten knapp 120 Personen ihre Arbeitslosigkeit – 36,3 Prozent weniger als im Vorjahresmonat.

Im Wach- und Sicherheitsgewerbe wurde zuletzt verstärkt nach Personal gesucht, was laut Neufeld mit dem Wiederbeginn von Veranstaltungen nach Corona zu tun hat. In der Elektro-Industrie sei die Nachfrage spürbar gestiegen. In den meisten Branchen gibt es laut Neufeld weiter „einen großen Personalbedarf, der nur schwer zu erfüllen ist“.

In der Region Amberg-Sulzbach, zu der die Geschäftsstellenbezirke Amberg und Sulzbach-Rosenberg gehören, sind bis Juni 1430 Ausbildungsstellen gemeldet worden, knapp 180 Stellen bzw. 14,3 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Zahl der gemeldeten Bewerber liegt bei 570, und damit 8,7 Prozent weniger als im Vorjahr.

Die Zahl der Kurzarbeiter in der Region hat insgesamt abgenommen. In der Stadt Amberg befanden sich im Januar 2022 laut BA-Statistik 250 Beschäftigte in etwa 40 Betrieben in Kurzarbeit. Im ganzen Landkreis waren es rund 410 Beschäftigte in etwa 70 Betrieben.

Ukrainer bilden 16,7 Prozent aller Arbeitslosen in der Region

Mitte Juni waren laut Mitteilung der Arbeitsagentur im Landkreis Amberg-Sulzbach und der Stadt Amberg knapp 430 Ukrainerinnen und Ukrainer arbeitslos gemeldet. Damit stellten sie 16,7 Prozent aller Arbeitslosen in der Region. In die Region sind allerdings noch mehr Menschen aus der Ukraine gekommen, die dem Arbeitsmarkt teils nicht zur Verfügung stehen und daher nicht in der Zahl der Arbeitslosen erfasst sind, so zum Beispiel viele Frauen mit Kindern.

Eine bessere Näherung bieten die gemeldeten erwerbsfähigen Personen mit ukrainischer Staatsbürgerschaft. Ihre Zahl stieg in der Region Amberg-Sulzbach seit Mitte Februar von 20 auf knapp 720 Betroffene. Diese Zahl enthält alle Arbeitslosen, Arbeitsuchenden sowie Personen, die einen Antrag auf Leistungen der Grundsicherung gestellt haben, auch wenn dieser noch nicht bewilligt wurde. Zudem sind in der Zahl volljährige Ukrainerinnen und Ukrainer enthalten, die noch zur Schule gehen, Kinder betreuen oder langfristig erkrankt sind.

Im Bereich der Geschäftsstelle Sulzbach-Rosenberg nahm die Arbeitslosigkeit nahm binnen Monatsfrist um rund 170 Personen bzw. 30,1 Prozent zu. Mitte Juni waren 750 Personen arbeitslos gemeldet, 5,6 Prozent weniger als im Juni 2021. Die Arbeitslosenquote erhöhte sich binnen Monatsfrist um 0,7 Prozentpunkte auf 2,9 Prozent. Im Juni 2021 lag sie bei 2,7 Prozent.

Neben der Betrachtung der Arbeitslosenzahlen ist laut Mitteilung der Arbeitsagentur auch der Stellenzugang interessant. „Es wurden zwar nicht mehr ganz so viele neue Stellen gemeldet wie im vergangenen Monat, der Bestand an offenen Stellen sei aber immer noch enorm hoch. Mitte Juni waren im Stellenpool der Arbeitsagentur und des Jobcenters rund 600 Stellenangebote gemeldet, annähernd so viele wie im Juni 2021. Seit Jahresbeginn meldeten die Betriebe und öffentlichen Verwaltungen knapp 450 Stellen – 12,4 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum.

Im Laufe des Berichtsmonats meldeten sich aus der Erwerbstätigkeit 80 Personen arbeitslos – 66,7 Prozent mehr als im Juni 2021. Im Gegenzug beendeten knapp 50 Personen ihre Arbeitslosigkeit, um direkt ins Berufsleben zurückzukehren oder einzusteigen. Dies waren 50 Arbeitnehmer bzw. 52,6 Prozent weniger als im Vorjahresmonat.

Nicht nur Spediteure klagen

Wie viele Branchen leidet nach Angaben der Arbeitsagentur auch das Speditionsgewerbe unter fehlenden Bewerberinnen und Bewerbern für offene Stellen. „Es gibt kaum noch passende Arbeitskräfte für die vielen gemeldeten offenen Fahrer-Stellen“ berichtet die Geschäftsstellenleiterin.

Aber auch in den Bereichen Pflege medizinische Assistenzberufe, Bau- und Baunebengewerbe sowie in der Zeitarbeitsbranche sind die gemeldeten Stellen nach ihren Angaben kaum zu besetzen, da Bewerberinnen und Bewerber fehlen.