Geschichte
Vor 50 Jahren fuhr der letzte Zug

Große Hoffnungen verbanden sich einst mit der Lokalbahn Amberg – Lauterhofen. Heute ist die Strecke ein Geh- und Radweg.

01.04.2022 | Stand 15.09.2023, 6:14 Uhr
Josef Schmaußer
2003 erinnerten engagierte Ursensollener Bürger an das 100. Jubiläum der Eröffnung der Lokalbahn Amberg-Lauterhofen. Erstmals fuhr damals wieder eine „Eisenbahn“ über die „Hoibruck“. −Foto: Foto Franz Mädler/Archiv Josef Schmaußer

Der bekannte Eisenbahnfotograf Walther Zeitler war mehr als enttäuscht. Er hatte alle Schulen und Gemeinden entlang der Strecke Amberg – Lauterhofen informiert, dass am 29. März 1972 der letzte planmäßige Güterzug auf der oft als schönsten Nebenbahn der Oberpfalz bezeichneten Strecke fahren würde. Doch niemand stand an den Haltepunkten an der Bahnlinie und nahm Abschied von der nur 69-jährigen Geschichte dieser schönen Lokalbahn.

Ein Hauptargument für den Bau der 28 Kilometer langen Strecke war der Holzreichtum der Gegend. Rentiert hat sich nach Unterlagen der Eisenbahndirektion diese Lokalbahn nie. Ein Grund liegt vielleicht auch darin, dass man die angedachten Verbindungen von Lauterhofen aus nach Neumarkt oder nach Altdorf nicht verwirklichte.

Starke Anstiege waren zu bewältigen

Am 22. März 1902 wurde mit dem Bau der Bahnstrecke von Amberg nach Lauterhofen begonnen. Zwischen Amberg (374 m) und Ursensollen-Bahnhof (527 m) musste der Zug einen Höhenunterschied von 153 Metern überwinden. Am 7. Dezember 1903 begann der regelmäßige Zugbetriebes. Am 1. Juli 1962 wurde der Personenverkehr eingestellt, am 29. März 1972 fuhr der letzte planmäßige Güterzug.

Vom Amberger Bahnhof verlief die Strecke in Richtung Mantlachtal nach Westen. Südlich des Bundeswehrkrankenhauses stieg sie in Richtung des ehemaligen amerikanischen Flugplatzes in der Köferinger Heide an. An der Grenze zur Gemeinde Ursensollen befindet sich die schöne Eisenbahnbrücke in der Nähe des „Kuhfelsens“ im Haager Tal. Vom Haltepunkt Hohenkemnath an erfolgte über die „Wirtsleite“ nochmals ein relativ starker Anstieg.

Die Bevölkerung unterstützte mit einem lautmalerischen Vers den „Kastler Bockl“. „Ochsnsullner Lumpenbande, mirkt’s denn niert, wej schwaar des gejht?“ Kurz vor dem Bahnhof, als sich die Loks schon „leichter taten“, wurde gereimt: „Wird schou besser, wird schou besser!“

Die Hoibrücke ist imposant

Der Bahnhof Ursensollen, ein für die damalige Eisenbahnzeit typischer Backsteinbau, wurde 1905 fertiggestellt. Das imposanteste Bauwerk der gesamten Eisenbahnstrecke ist sicher die fünfbogige Hoibrücke, ein Meisterwerk der damaligen Eisenbahnbaukunst. Sie wurde vorwiegend von italienischen und kroatischen Bauarbeitern errichtet. Die Brücke ist 82 Meter lang, 3,70 Meter breit, 18 Meter hoch und hat vier Pfeiler aus heimischem Gestein. Die renovierte Brücke ist die Perle des Schweppermann-Radweges. Dieses schöne Viadukt über den „Allmannsfelder Graben gehört schon zur Marktgemeinde Kastl. Der Hausener Bach entsprang damals noch bei Wolfsfeld und betrieb ganz in der Nähe die Hitzelmühle, welche 1632 während des Dreißigjährigen Krieges von den Schweden zerstört wurde.

Der folgende Streckenabschnitt erfreut auch heute noch alle Wanderer, Radfahrer und Skilangläufer. Viele Viadukte, die meisten wurden leider nicht erhalten, säumten nun die Strecke hinab ins Lauterachtal.

Der Kastler Bahnhof, lange Zeit in einem sehr maroden Zustand, ist nun restauriert und enthält ein schmuckes Café. In Pfaffenhofen thront über dem Ort die Schweppermannsburg. Die neu verlegte B 299 hat hier alle Spuren an die Lokalbahnzeit verschwinden lassen. Der Endpunkt in Lauterhofen war der Bahnhof. Er wird heute von der Marktgemeinde als Verwaltungsgebäude und Standesamt benutzt.

Seit dem Jahr 2000 ist der Radweg fertig

In drei Abschnitten wurde auf der Trasse der Lokalbahn ein Geh- und Radweg errichtet. 1996 konnte der Abschnitt von Hohenkemnath bis Deinshof mit der sanierten Hoibrücke eröffnet werden. 1997 folgte der Abschnitt vom Haltepunkt Drahthammer in Amberg bis zum ehemaligen amerikanischen Flugplatz in der Köferinger Heide. Nach der Sanierung des Haager Viadukts (Überführung) wurde im Jahr 2000 auch der letzte erhaltene Bahnkörper von der Haager Brücke bis zum bereits fertiggestellten Geh- und Radweg im Südwesten von Amberg seiner Bestimmung übergeben. (asj)