Gesundheit
Zeit entscheidet über Erfolg

Die Online-Ratgeber-Veranstaltung im Klinikum St. Marien widmete sich diesmal dem Thema „Schlaganfall“.

30.05.2021 | Stand 16.09.2023, 2:51 Uhr
Chefarzt Dr. Frank Huber sieht sich das Bild eines Schlaganfalls an. −Foto: Dietl/Dietl

Früher war der Ausgang eines Schlaganfalls eine Schicksalsfrage, heute sind die ersten 60 Minuten ganz entscheidend. Bei der zweiten Ausgabe des Ratgebers Gesundheit digital des Klinikums St. Marien Amberg ging es laut Pressemitteilung um das Thema „Den Schlaganfall erkennen – die Risikofaktoren behandeln“. Referenten waren Dr. Frank Huber, Chefarzt der Klinik für Neurologie sowie Dr. Michaela Nagel, Leitende Oberärztin und Leiterin der Stroke Unit am Klinikum.

„In den vergangenen 20 Jahren hat sich in der Behandlung von Schlaganfällen enorm viel getan. Doch die Behandlungsmöglichkeiten sind extrem zeitabhängig“, so Dr. Huber zu Beginn. Seit 1999 werden Schlaganfälle im Klinikum auf einer spezialisierten Station, der Stroke Unit, behandelt. Dass Patienten dort bestens versorgt sind, wird alle drei Jahre auch über eine externe Zertifizierung bestätigt. Um als Laie einen Schlaganfall diagnostizieren zu können, hilft der sogenannte F(ace)-A(rm)-S(prache)-T(ime) Test. „Lassen Sie den Betroffenen lächeln, ihn seine Arme nach vorn halten und vorsprechen, klappt eines dieser Dinge nicht, ist dies schon ein eindeutiges Alarmsignal. Rufen Sie umgehend den Rettungsdienst unter der 112“, appelliert Dr. Huber. Lieber einmal mehr Alarm schlagen, als einmal zu wenig.

„Time is brain“ – ein viel gehörter Satz, der aber absolut zutrifft. Nach Eintreffen in der Notaufnahme wird der Patient innerhalb der ersten fünf Minuten orientierend untersucht, eine Computertomographie folgt spätestens nach 20 Minuten. Dann wird je nach Befund versucht, Gefäßverschlüsse im Gehirn durch Gabe eines Medikaments – die Thrombolyse – aufzulösen. Diese Möglichkeit wirke aber nicht immer gleich gut. Für größere Gefäßverschlüsse komme die Thrombektomie zum Einsatz. Hier wird ein Katheter über die Leiste eingebracht und versucht, den Thrombus (Blutgerinnsel) zu entfernen. Um beide Möglichkeiten rund um die Uhr anbieten zu können, wurde 2015 das NeuroRadiologische Zentrum Nordostbayern (NRZ) gegründet, was eine enge Zusammenarbeit der „Neurofächer“ des Klinikums St. Marien Amberg und der Kliniken Nordoberpfalz AG umfasst.

Im zweiten Teil des Online-Vortrags befasste sich Dr. Michaela Nagel mit den Risikofaktoren und der Prävention. „Das Risiko, einen erneuten Schlaganfall zu erleiden, ist in den ersten zwei bis drei Tagen am höchsten. Eine frühe Sekundärprophylaxe ist deshalb besonders wichtig“, so Dr. Nagel. Dies beinhaltet zunächst die Einnahme eines Blutverdünners, initial meist Aspirin, oft kombiniert mit einem Cholesterinsenker. Um einen erneuten Schlaganfall zu verhindern, bedarf es aber vor allem auch der Identifizierung und Behandlung von Gefäßrisikofaktoren. An erster Stelle stehe hier der Bluthochdruck. Dieser sollte nach überstandener Akutphase auf Werte unter 140/90 mmHg gesenkt werden.

Ca. 15 Prozent der Schlaganfälle entstehen durch Vorhofflimmern, diese führen häufig zu schwereren Verläufen und stärkerer bleibender Behinderung. Schlaganfällen infolge von Vorhofflimmern beugt man wirkungsvoll durch Einnahme von Antikoagulanzien vor. Ob ein Blutverdünner vor einem zahnärztlichen oder operativen Eingriff pausiert werden muss, sollte immer kritisch geprüft werden, denn ein Absetzen der sekundärprophylaktischen Medikamente erhöhe das Risiko für einen erneuten Schlaganfall. Gute Schlaganfallprävention kann nur gemeinsam gelingen. Regelmäßige Kontrollen der Risikofaktoren und deren Einstellung beim Hausarzt sei essenziell. „Kontrollieren Sie auch selbst regelmäßig Ihren Blutdruck und Ihren Puls.“ Jeder Betroffene kann durch Änderung seines Lebensstils eine signifikante Risikoreduktion für Gefäßereignisse erreichen. Schafft man es, seinen Lebensstil zu ändern, kann das unter Umständen auch Medikamente „sparen“. Sie können einen Schlaganfall selbst relativ einfach erkennen und damit die Weiche stellen für einen raschen Behandlungsbeginn. Denn ein Schlaganfall sei heute kein Schicksal mehr, er ist behandelbar und ihm könne auch wirkungsvoll vorgebeugt werden.