Finanzen
Klinikum weist falsche Zahlen zurück

Ein Brief über angebliche Millionenverluste in Amberg sorgt für Wirbel. Die Verantwortlichen stellen die Situation dar.

15.04.2016 | Stand 16.09.2023, 6:46 Uhr
Gerd Spies

Den guten Ruf des Klinikums Amberg sehen die Verantwortlichen durch den offenen Brief in Gefahr. Foto: age

Hoch haben die Wellen aufgrund des Schreibens von Wilhelm Daller, dem ehemaligen Klinikums-Vorstand, an die Medien geschlagen. Wie hoch, das zeigt die Tatsache, dass neben Manfred Wendl, dem Nachfolger von Wilhelm Daller auf dem Vorstandsposten, auch der Amberger Oberbürgermeister Michael Cerny in seiner Funktion als Verwaltungsratsvorsitzender und vier weitere Mitarbeiter aus der Chefetage des Klinikums am eigens einberufenen Pressegespräch in Klinikum teilgenommen haben. Anlass war der „Offene Brief“ von Daller, in dem er ein angeblich Millionen schweres Defizit des Klinikums in den kommenden Jahren anprangert – mit drastischen Auswirkungen für die Stadt und das Klinikums-Personal.

„Uns war wichtig, zeitnah Halbwahrheiten bzw. Falschinformationen richtig zu stellen“, begründete Manfred Wendl das kurzfristig für Freitag einberufene Gespräch mit den Medien, „um Schaden für das Klinikum und seine Mitarbeiter abzuwenden“.

Nur 125 000 Euro Defizit

Ausführlich ging Wendl auf die konkreten Zahlen ein, die Daller nach eigener Aussage „aus gut informierten Kreisen“ bezogen habe. So behauptet Daller, dass das Klinikum das Geschäftsjahr 2015 mit einem Defizit von drei Millionen Euro abgeschlossen habe. Tatsächlich habe aber laut Wendl das Klinikum St. Marien das vergangen Jahr mit einem Defizit von lediglich 125 000 Euro abgeschlossen. Mit den Überschüssen seiner beiden Tochtergesellschaften habe das Haus sogar einen Überschuss von mehr als einer halben Million erwirtschaftet.Gleichzeitig sei die Zahl der Patienten in den vergangenen Jahren kontinuierlich auf heute fast 27 000 gestiegen.

Als Prognose bis 2020 sprach der ehemalige Klinikums-Vorstand in seinem Schreiben von einem zu erwartenden Defizit von 24 Millionen Euro. Das würde sich gravierend auf den Haushalt der Stadt auswirken, würde dort zu „schweren Verwerfungen führen, und notwendige Investitionen, zum Beispiel in Schulen und Straßen, könnten nicht mehr wie bisher getätigt werden“, wie er formulierte.

Höhere Personalkosten wirken sich aus

In seiner Stellungnahme zur prognostizierten Entwicklung ging Wendl ausführlich auf die drei Teilbereiche ein, aus denen sich das wirtschaftliche Ergebnis zusammensetzt: die operativen Ergebnisse, das Finanzergebnis und das investive Ergebnis. Dass durch die gestiegenen Personalkosten nach mehreren Jahren mit positiven Zahlen das operative Ergebnis in den nächsten Jahren einen drastischen Einbruch erleben werde, konnte und wollte Wendl nicht verhehlen. Die Aussage Dallers, dass während seiner Amtszeit bis einschließlich 2011 jedes Jahr Gewinne eingefahren werden konnten, ist aber laut Wendl schlichtweg falsch. Auch 2003 bzw. 2006 habe man mit einem Defizit abgeschlossen.

Niedrige Zinserträge und Darlehen

Beim Finanzergebnis würden natürlich die niedrigen Zinserträge in den kommenden Jahren voll durchschlagen, während man noch vor der Finanzkrise gut von den Zinserträgen leben konnte.Da das Klinikum in den vergangenen Jahren sehr viel investiert habe,verschlechterten sich natürlich seit 2009 die investiven Ergebnisse, da in diesem Bereich die Darlehen mit ihren Zinsen durchschlagen, erläuterte Wendl weiter. Hatte sich das Defizit in den vergangenen Jahren auf rund drei Millionen Euro eingependelt, rechnet der Klinikums-Vorstand mit einem Anstieg in den nächsten Jahren auf etwa vier Millionen Euro.

Vernetzung mit anderen Häusern

Ein mögliches Konzept für die Zukunft sieht Wendl in der Leistungssteigerung, sie bringe Einnahmesteigerung. Bei Sachkosten sei dagegen nur wenig Luft nach oben, bei den Personalkosten werde man das Gespräch mit den Gewerkschaften suchen.

Eine Vernetzung mit anderen Häusern mit dem Ziel der Zusammenarbeit und damit Kostenreduzierung stehe in Zukunft auf der Agenda. Die Stadt und das Klinikums-Personal würden in die Planungen eingebunden, Gespräche hätten bereits stattgefunden, erklärte der Vorstand. Dass alle Krankenhäuser von ihrem Image leben, der ehemalige Klinikums-Vorstand gerade hier durch sein Verhalten Schaden anrichte, habe die Verantwortlichen zu dieser Stellungnahme veranlasst, betonte er.

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