Gesundheit
„Pflege geht nicht aus der Ferne“

Die Mitarbeiter des Johanniter-Pflege-Teams werden dreimal pro Woche auf Corona getestet, um die Kunden zu schützen.

05.04.2021 | Stand 16.09.2023, 3:30 Uhr
Die Mitarbeiter des Johanniter-Pflege-Teams sind in den Corona-Zeiten ganz besonders belastet. −Foto: Julia Eisenhut

Unter Corona hat sich vieles verändert: Oberstes Gebot ist es, Abstand zu halten, statt Nähe zu suchen. Doch wie soll das in der ambulanten Pflege gehen? Um Menschen zu pflegen, muss man ihnen nahekommen – auch zu Corona-Zeiten. „Wir betreuen ältere Menschen, sie sind Risikopatienten und haben oft Grunderkrankungen“, erzählt Beate Först, Pflegedienstleitung des Johanniter-Pflege-Teams in Amberg. „Unsere Aufgabe ist es, diese Menschen optimal zu versorgen und für sie da zu sein. Aber wir müssen auch unsere Mitarbeiter schützen“, so Först. „Vor allem zu Beginn der Pandemie hat uns dieser Spagat Nerven gekostet.“

Für ihre Patienten waren die Pflegekräfte immer da, auch wenn es zu Beginn nicht einfach war, wie die Johanniter-Unfall-Hilfe mitteilt. Inzwischen ist im Johanniter-Pflege-Team Amberg Routine eingekehrt, sind die vielen Veränderungen fast schon Alltag. Ungewohnt bleibt die Situation dennoch – für die Mitarbeiter wie für die 100 Kunden, die aktuell von Först und ihrem Team betreut werden.

Strenge Hygieneregeln

„Abstand halten ist in der Pflege nicht möglich: Kompressionsstrümpfe wechseln, Wundversorgung, Körperpflege all das geht nicht aus der Ferne“, so Först. Deswegen sind strenge Hygieneregeln, medizinische Schutzausrüstung und inzwischen auch regelmäßige Schnelltests umso wichtiger.

Bei ihren Pflegebesuchen tragen die Pflegekräfte des Johanniter-Pflege-Teams FFP2-Masken und Handschuhe, um sich und die Patienten bestmöglich zu schützen. „An die Maske haben wir uns inzwischen gewöhnt, auch wenn das Atmen schwerer fällt und vor allem in der kalten Jahreszeit der Wechsel von draußen in die oft sehr warmen Innenräume nicht einfach ist“, erzählt Marion Roderer-Friedrich, eine Kollegin aus dem Pflegeteam. „Für ältere Menschen ist es auch oft nicht einfach, uns unter der Maske zu verstehen und auch die Mimik bleibt zum großen Teil verborgen. Deshalb müssen wir noch deutlicher sprechen und versuchen, intensiv über die Augen Kontakt zu halten. Doch das alles wird dadurch aufgewogen, dass wir uns und unsere Kunden durch das Tragen der Maske bestmöglich schützen.“

Das Johanniter-Pflege-Team Amberg hat deshalb bereits zu Beginn des Winters auch FFP2-Masken an ihre Pflegekunden verteilt: „Das ist sehr gut angekommen. Mein Team hat sich Zeit genommen, um den Senioren den Sinn der Masken zu erklären und viele waren froh, dass sie sich so besser schützen konnten“, berichtet Först.

Mit Schutzanzug und -brillen

Bei Corona-Verdachtsfällen tragen die Mitarbeiter zusätzlich einen Schutzanzug und Schutzbrillen. Besonders wichtig ist zudem das gründliche Händewaschen und -desinfizieren, aber auch Arbeitsmittel oder Oberflächen im Auto und in den Räumlichkeiten des Pflege-Teams werden regelmäßig desinfiziert. Das alles bedeutet einen Mehraufwand. Und noch ein weiterer Aspekt ist hinzugekommen: „Unsere Arbeit ist noch einmal anspruchsvoller geworden, weil es gilt, jegliche Ansteckung zu vermeiden“, so die Pflegedienstleiterin.

Deshalb ist es auch eine große Entlastung, dass jeder Mitarbeitende inzwischen direkt in den Räumlichkeiten des Pflege-Teams dreimal pro Woche getestet wird. Die Schnelltests geben Sicherheit und waren bisher auch alle negativ. Zudem ist inzwischen fast das ganze Team gegen Corona geimpft, wodurch das Ansteckungsrisiko für die Patienten gemindert wird.

Zu kämpfen hat das Johanniter-Pflege-Team aber auch mit den Veränderungen, die Corona für die Zusammenarbeit bedeutet. Teamsitzungen, bei denen alle zusammenkommen, gibt es nicht mehr. Und auch sonst hört man die Kollegen fast nur noch am Telefon, statt sie persönlich zu treffen. „Jeder erledigt seine Arbeit alleine, kommt nur noch kurz in die Räumlichkeiten für die Vor-und Nachbereitung der Hausbesuche. Der direkte Kontakt und das Miteinander fehlen einfach“, so Först.