Soziales
Amberger „Tafel“ ernährt 1600 Menschen

Bernhard Saurenbach und Irmgard Buschhausen stehen seit 14 Jahren an der Spitze des Amberger Vereins, der Notleidenden hilft.

10.02.2019 | Stand 16.09.2023, 5:47 Uhr

Immer wieder gibt es bei der Amberger Tafel auch besondere Aktionen wie eine Ausgabe von Schultaschen (im Bild mit 3. Bürgermeisterin Brigitte Netta als Helferin). Foto: Rolf-Dieter Reichert/Archiv

Irmgard Buschhausen steht mit ihrer Liste hinter der Theke und kontrolliert die „Kunden“. Es ist wieder Freitag und Freitag ist immer Lebensmittelausgabe für Bedürftige bei der Amberger Tafel, Sulzbacher Straße 15a. 220 Leute waren es heute, etwas weniger als sonst wegen der Witterung und weil Monatsanfang ist, informiert die 2. Vorsitzende des gemeinnützigen Vereins „Tafel Amberg“, wie er seit neuem heißt.

Jüngst fand die Jahreshauptversammlung mit Neuwahlen statt. Alle Vorstandsmitglieder, allen voran die beiden Vorstände Bernhard Saurenbach und Irmgard Buschhausen, wurden wiedergewählt. Außerdem ehrte der Verein zehn Ehrenamtliche für mindestens zehn Jahre Engagement.

14 Jahre ist es her, als Irmgard Buschhausen in Neumarkt die dortige Einrichtung „Leb-mit-Laden“, eine Einrichtung, die Lebensmittel an bedürftige Familien verteilt, besuchte. Ein Erlebnis während dieses Besuchs ließ sie nicht mehr los. „Endlich wieder was zu essen“, schrie ein Kind voll Freude, als ihre Eltern einen Korb voll Lebensmittel erhalten hatten. Das Bedürfnis, notleidenden Menschen zu helfen, hatte sie nun endgültig gepackt. Mit Brigitte Netta, heute Bürgermeisterin der Stadt Amberg, und Beate Binder, Lehrerin an den Dr.-Johanna-Decker-Schulen in Amberg, gründete sie am 15. Februar 2005 die Amberger Tafel e. V.

Die Arbeit der Tafel geprägt

Neben Buschhausen prägte seitdem auch Bernhard Saurenbach die Amberger Tafel. Schon nach ihrer Gründung vor 14 Jahren arbeitete er als 2. Vorstand mit. Als dann nach zwei Jahren Beate Binder aus persönlichen Gründen zurücktrat, übernahm er den Vorsitz. Bei nahezu jeder Lebensmittelausgabe dienstags und freitags sind die beiden Vorstandsmitglieder dabei. Beide bieten sogar zusätzlich Tafel-Führungen z. B. für Schulklassen an.

Irmgard Buschhausen führt akribisch Buch über die Familien, die bei Tafel Amberg Lebensmittel erhalten. Rund 700 Haushalte sind es derzeit, davon kommen 72 Prozent aus Amberg und 14 Prozent aus dem Landkreis Amberg-Sulzbach.

Zum Jahresende waren es genau 486 Haushalte mit 651 Erwachsenen und 210 Kindern, dazu 182 Flüchtlingsfamilien, allerdings mit weit mehr Kindern, nämlich mit 495. „Manche Flüchtlingsfamilien kommen mit acht oder noch mehr Kindern“, berichtet Buschhausen. Zwei Mal wöchentlich, dienstags und freitags, erhalten sie für einen Unkostenbeitrag von zwei Euro den Einkaufskorb vollgeladen. Unterstützung bekommen nur die Familien, die entweder Hartz IV beziehen oder lediglich eine Grundsicherung im Alter haben, bzw. sich in einer vorübergehenden Notsituation befinden. Die Zahl der Hilfsbedürftigen in Deutschland steigt. Das berichtete die Süddeutsche Zeitung in ihrer Freitag-Ausgabe, auch wenn diese Tendenz in Amberg noch nicht zu spüren ist. Reiner Haupka, der Vorsitzende des Landesverbandes der Tafeln in Bayern, fordert daher auch mehr Engagement durch den Staat.

Mit drei Autos werden während der Woche bis zu 70 Lebensmittelmärkte angefahren. Die Touren sind genau geplant und mit den Geschäften abgesprochen. „Wir fahren bei den Bäckereien sogar bis Weiden“, informiert Buschhausen. Dabei wird die Kühlkette nicht unterbrochen. „Die Ware kommt vom Kühlschrank direkt in das Kühlauto“, erklärt Buschhausen. Die Geschäfte spenden Lebensmittel, deren Verfallsdatum bevorsteht oder mit beschädigter Verpackung.

Conrad-Stiftung Hauptsponsor

„Das Wichtigste sind aber unsere ehrenamtlichen Helfer, sonst würde das Ganze nicht funktionieren“, erklärte Buschhausen. Auf insgesamt 90 Helfer kann die Tafel Amberg zurückgreifen, mindestens zehn von ihnen stehen immer bei der Ausgabe hinter der Theke. Die meisten Helfer sind Frauen, doch zunehmend engagieren sich hier auch ältere Männer. Manfred Witt ist einer von ihnen. Er wurde jetzt für zehn Jahre Engagement geehrt. Der fast 85-Jährige fühlt sich noch topfit. „Mit 85 Jahren ist noch lange nicht Schluss“, kündigt er in Anlehnung an den 70 er-Jahre-Hit von Udo Jürgens voll Optimismus an. Der Tafel Amberg kann es nur recht sein, sie braucht solche Helfer.

9600 Haushalte in der Stadt Amberg und im Landkreis Amberg-Sulzbach beziehen Hartz IV. Dass viele von ihnen nicht kommen, liege an der Scheu dieser Menschen, vermutet Buschhausen. Dass das Kindergeld auf das Hartz IV-Einkommen angerechnet werde, empfindet er als ungerecht.

Weitere Nachrichten aus der Region Amberg lesen Sie hier.