Bauausschuss
Garagenpläne sind vom Tisch

Was die einen befürchet und andere erhofft hatten, ist nun Gewissheit: Die geplante Tiefgarage beim Bürgerspital ist passé.

23.01.2020 | Stand 16.09.2023, 5:14 Uhr
Gerd Spies

Der Statiker Manfred Klauditz , Sandra Kainz und Dr. Andreas Kern (von rechts) von Ten Brinke informierten den Bauausschuss. Foto: Gerd Spies

Das öffentliche Interesse an dieser Bauausschuss-Sitzung war enorm. Dicht gedrängt saßen viele Amberger Bürger im Sitzungssaal des Baureferats in der Steinhofgasse. Sie wollten aus erster Hand, vom Investor selbst, erfahren, wie es beim Bürgerspital-Areal weitergeht. Dr. Andreas Kern und Sandra Kainz, die Projektleiter von Ten Brinke, brachten den Fachmann und Statiker Manfred Klauditz vom Regensburger MK-Ingenieurbüro, das die geologische Struktur des Bürgerspitalgeländes untersucht hatte, mit. Die Ergebnisse bedeuten das Aus für eine zweigeschossige Tiefgarage.

Aus den Schulgeographie-Büchern kennt man den „Pfahl“ – eine geologische Störungszone, die sich durch ganz Ostbayern, von Südost nach Nordwest, vom Bayerischen Wald bis nach Oberfranken, an Amberg vorbei, erstreckt. Hier ist vor Jahrmillionen durch Hebungen und Senkungen das kristalline Urgestein zerbrochen – das sogenannte Oberpfälzer Bruchschollenland entstand. Diesem Ereignis verdankte Amberg auch seinen Reichtum im Mittelalter, als „Ruhrgebiet des Mittelalters“. Denn in den Bruchspalten des Kristallins stiegen Erze aus dem Erdinnern nach oben, kristallisierten dort aus – die Eisenerzlagerstätten entstanden.

Geologische Störungszone

Gerade diese Störungszone, deren Ausläufer hier am Rand der Amberger Altstadt vorbeizieht, macht nun einer Tiefgarage, die sich mehr als vier Meter Tiefe in den Untergrund gräbt, den Garaus. Fünf Bohrungen hatte das von Ten Brinke beauftrage Statiker-Büro unter Leitung von Mafred Klauditz durchgeführt, aus deren Ergebnissen Ten Brinke nun Konsequenzen zieht. Das Areal hat eine besonders heterogene geologische Struktur. Während an einer Stelle der Fels schon bei rund fünf Metern Tiefe ansteht, reichen wenige Meter weiter die Sedimentschichten bis zu 20 Meter hinab. Das Problem ist aber weniger der Fels als vielmehr das Wasser, erklärt Klauditz. „Wir haben im Untergrund Klüfte und Spalten, in denen Wasser kommuniziert. Schneiden wir den Fels an, läuft Wasser aus dem Umfeld in die Baugrube. Dies kann Setzungen im Umfeld des Geländes nach sich ziehen, damit besteht die Gefahr von Rissen an Gebäuden. Ich hätte da Angst“, gab der Statiker unumwunden zu.

Historische Funde:Tiefgarageneinfahrt:
Nachdem der Archäologe Dr. Mathias Hensch jetzt beim Baureferat angestellt ist, wird dieser die Erlebbarmachung der historischen Funde leiten, teilte das Baureferat mit.Die umstrittene Einfahrt über die Bahnhofstraße ist Vergangenheit. Jetzt werden die beiden Möglichkeiten Ziegelgasse oder Spitalgraben untersucht.

Bis zu einer Tiefe von vier Metern sei aber alles unproblematisch. Für Ten Brinke ergibt sich daraus die logische Konsequenz, die Pläne einer zweigeschossigen Tiefgarage ad acta zu legen und lediglich nur noch eine Ebene einzuplanen. Das bedeutet, dass nicht mehr 147, sondern nur mehr 107 Stellplätze entstehen werden. Die Streitfrage in der Vergangenheit, ob Quartiersgarage oder öffentliche Garage, erübrigt sich dadurch auch. Bei so wenigen Stellplätzen kommt eine öffentliche Nutzung nicht mehr in Frage.

Jubel bei den Gegnern

„So wie es sich abzeichnet, ist Weihnachten jetzt eingetroffen“, formulierte Klaus Mrasek von der ÖDP die Stimmung bei den Gegnern der Tiefgarageneinfahrt in der Bahnhofstraße. Wo nun tatsächlich die Einfahrt hinkommen wird, neben der Ausfahrt in der Ziegelgasse oder aber im Spitalgraben, will das Baureferat mit dem Investor neu überdenken.

Eine andere Frage, die den meisten Stadträten auf den Nägeln brannte, beantwortete Dr. Kern von Ten Brinke eindeutig. „Wir bleiben bei unserem Konzept.“ Gemeint sind die bisherigen Planungen eines großflächigen Einzelhandels im Erdgeschoss des Gebäudes, dazu Dienstleistungen. Im Obergeschoss sollen zudem insgesamt 47 Wohnungen entstehen.