Kabarettprogramm „Offenes Visier“
Django Asül traf den Nerv des Publikums in Kümmersbruck

05.09.2022 | Stand 15.09.2023, 3:47 Uhr
Klaus Högl
Kabarettist Django Asül nahm in Kümmerbruck kein Blatt vor den Mund −Foto: Klaus Högl

An Requisiten braucht es nicht viel: Ein Weizen vor, eins nach der Pause, lockere, auch derbe Sprüche, serienweise Beispiele dafür, „dass die Realität da draußen mit der Wirklichkeit nichts mehr zu tun hat“: Django Asül, hat sich in Kümmersbruck mit seinem Programm „Offenes Visier“ präsentiert.

Django Asül, der „Botschafter Niederbayerns, adoptiert von „niederbayerischen Aborigines“, hinterfragt in seiner Show so ziemlich alles. Eines seiner Ziele: „Mein Publikum muss immer g’scheiter sein, wenn’s rausgeht – das Gegenteil vom Kümmersbrucker Gemeinderat“. Solche Sätze kommen an. Ebenso wie die Vermutung, dass die Mehrzweckhalle als Vorlage für die Elbphilharmonie gedient habe. Jedenfalls waren die rund 160 Besucher mit Aussagen wie„Kümmersbruck hat was Mondänes, das habe ich schon in der Schule gelernt“ gut unterhalten.

Weltpolitik aus Hengersberg

Asül gehört zu den Größen unter den bayerischen Kabarettisten – der Mann ist Profi. Wenn er von seinen Stammtischbrüdern, alle ungefähr Jahrgang 1940, im Cafe „Abseits“ Hengersberg erzählt, dann wird dort niederbayerisch Weltpolitik gemacht, und der Dialekt ist ja dem Oberpfälzer so fern nicht. Da ging’s auch um Rassismus, wobei Asül das etwas anders sieht: Er erzählte in Kümmersbruck von der „Madam von Thurn und Taxis“, die seinerzeit vom Schwarzen der gerne schnakselt, gesprochen und Probleme bekommen habe. „Das ist Rassismus, aber gegen die Weißen“.

Doch Asül legte den Finger auf ernsthaft in die Wunden der Gesellschaft. „Der Respekt für andere Blickwinkel gehe verloren, stellte er fest. Wenn ein Niederbayer „ja verreck“ sage, dann sei das keine ultimative Aufforderung zum Ableben, sondern „Ausdruck der Anerkennung“.

Er beschäftigte sich auch mit der fundamentalen Frage, warum man in Malta Chinesen treffe, die Griechen seien. Dies sei wohl entstanden aus dem Krieg bei Syphilis gegen die Gonnorrhöer. Asül erzählte auch aus seiner Zeit als Immobilienmakler von den Wohnungssuchenden „im mittleren Segment“ . Das sei bei Österreichern nicht schwer „denn die suchen ja traditionell den Anschluss an Deutschland“, witzelte er. In diesem Zusammenhang fragte er auch, was eine WG von einer Familie unterscheide. „Eine WG ist ein freiwilliger Zusammenschluss im Gegensatz zur Familie“, lautete Asüls Kommentar.

Donnernder Applaus

Er prangerte auch den Individualisierungs- und Optimierungswahn an, während aktuelle Ereignisse aus der Politik weitestgehend außen vor blieben. Sieht man einmal von Thema Winnetou ab: Dass mit Karl May einer aus dem Osten einen Western geschrieben habe, sei ihm suspekt, sagte er. Asül kam gut an. Beweis war der heftigen Schlussapplaus.

Zur Person

Leben:Django Asül wurde am 19. April 1972 Hengersberg geboren und, war bis 2011 türkischer Staatsbürger, gab dann aber seinen türkischen Pass zurück.

Erfolge:Er hat zahlreiche Auszeichnungen erhalten, hielt 2007 die Fastenpredigt am Nockherberg in München, und bekam 2021 den Bayerischen Kabarettpreis