Historie
In der alten Mühle in Theuern qualmte der Holzofen wieder

05.10.2022 | Stand 15.09.2023, 3:26 Uhr
Christine Wendl

Tom Krybus steht in der Rauchkuchl der alten Mühle am heißen Backofen. Einige frischgebackenen Brote liegen bereits zum Abkühlen in der Kammer.

Beim Mittelalterfest im Juli in Theuern erzählte Ofenbauer Richard Drick dem Vorsitzenden des Historischen Vereins, Josef Gilch, beiläufig, dass er vor Jahren den Backofen der Mühle neu mit Schamott ausgekleidet habe, aber leider sei noch nie Brot darin gebacken worden. Das ließ Gilch sofort hellhörig werden.

Die Idee war geboren, dass der Historische Verein, der sich unter anderem den Erhalt alter Handwerkskunst auf die Fahnen geschrieben hat, den historischen Backofen aus dem Dornröschenschlaf wecken werde.

Martin Schreiner, Chef des Bergbau- und Industriemuseums Schloss Theuern und damit auch Hausherr der alten Mühle, war auch sofort begeistert von der Idee, den Ofen wieder in Betrieb zu nehmen. Aber einfach nur anzünden und sofort loslegen, das wäre natürlich nicht möglich, berichtete der Vorsitzende den Mitgliedern. Es bedürfe schon etwas mehr Zeit, um den Holzbackofen seiner Bestimmung gemäß zu betreiben. Schon eine Woche vor dem geplanten Backtag wurde der Ofen deshalb erstmal langsam hochgefahren, um zu testen, ob der Abzug stimmt und auch die Steine genügend Hitze speichern.

Helfer schürten mehrmals ein

Auch am Brotbacktag wurde bereits am Vormittag mit der Befeuerung des Backofens begonnen – viele Stunden bevor die erste Fuhre Brot gebacken wurde. Und ein letztes Mal schürten die „Historischen“ dann direkt kurz vor dem Start noch mal kräftig ein. Am späten Nachmittag wurde dann die Asche entfernt und der Ofen mit einem Federwisch gesäubert.

„Bei 350 Grad kommt der Teig rein. Wenn der Ofen nach knapp einer Stunde auf 290 Grad abgekühlt ist, ist das Brot fertig“, erklärte Thomas Krybus, der Hobbybäcker des Vereins. Er sah das Ganze vom kulinarischen Standpunkt aus: „Holzofenbrot ist einfach besser.“ Als die ersten duftenden Laibe aus dem Backofen geholt wurden, standen alle dicht gedrängt, um dem mit Spannung erwarteten Ereignis beizuwohnen. Keiner konnte es erwarten, bis es soweit war und angeschnitten wurde. Frische Butter, dunkles Bier und wohlige Wärme in der Müllerstube sorgten für beste Stimmung. Als dann auch noch die von den Frauen des Historischen Vereins vorbereiteten Zwetschgenkuchen und Flammkuchen aus dem Backofen geholt wurden und sich der Duft in der Stube verbreitete, gab es Gejubel und großen Applaus für die Bäckerinnen. „Nach alter Sitte gebackenes Holzofenbrot, kein Handy, kein Fernseher und im Kreis seiner Freunde Geschichten von früher austauschen – was will man mehr!“ resümierte Sepp Gilch, der den Anschub für dieses außergewöhnliche Ereignis gegeben hatte.

Eine gelungene Premiere

Viele Mitglieder des Historischen Vereins kamen, um zu helfen und um frisch gebackenes knuspriges Holzofenbrot und frische Butter zu genießen. Man wolle als Verein die alte Brotback-Kunst, so wie es über Jahrhunderte hinweg üblich war, bewahren, versprach Gilch. Nach der gelungenen Premiere schwebe ihm ein großes Backofenfest an der Mühle vor.

Martin Schreiner, der sich rechtzeitig zum Anschneiden dazu gesellte, bedankte sich bei allen fleißigen Helfern und sagte seine Unterstützung für ein Backofenfest gerne zu.