Geschichte
Römer schmiedeten das Eisen

Im Kultur-Schloss Theuern wurde eine Sonderausstellung eröffnet. Besucher tauchen in den Alltag römischer Legionäre ein.

15.06.2021 | Stand 16.09.2023, 2:17 Uhr
Es kehrt Leben zurück ins Kultur-Schloss Theuern: Landrat Richard Reisinger und Museumsleiter Dr. Martin Schreiner eröffneten die Sonderausstellung „Eisen für die Legion – Römische Schmiedekunst“. −Foto: Christine Hollederer

Sie haben die Metallverarbeitung und die Schmiedekunst in unseren Breiten maßgeblich verbessert und vorangebracht: Die Römer hinterließen schon im 1. bis 4. Jahrhundert nach Christi Geburt ihre Spuren auch in der Oberpfalz. Ihre faszinierende Militärtradition ist eng verknüpft mit unserer Montangeschichte.

Im Kultur-Schloss Theuern/Bergbau- und Industriemuseum Ostbayern (BIMO) eröffnete Landrat Richard Reisinger offiziell die große Sonderausstellung „Eisen für die Legion – Römische Schmiedekunst“. Sie wird noch bis 26. September nicht nur Geschichtsbegeisterte, sondern sicher auch Schulen und Lehrer in ihren Bann ziehen.

Im Schloss empfing der Leiter des BIMO, Dr. Martin Schreiner, den Landkreis-Chef, schreibt das Landratsamt in seiner Pressemitteilung. Er führte Richard Reisinger durch die Räume im 1. Stock und erläuterte den Aufbau der attraktiven Sonderschau: Die Ausstellung „Eisen für die Legion – Römische Schmiedekunst“ besteht aus drei Teilen. Im ersten Teil werde detailliert die Bewaffnung der römischen Legionen vorgestellt, einst die Machtbasis des Römischen Reiches.

Es gibt viel auszuprobieren

„Hier gibt es viel auszuprobieren: Die Besucher können beispielsweise die Ausrüstung eines Legionärs anlegen und so in den Alltag römischer Soldaten eintauchen“, erklärte der Historiker. Darüber hinaus könne man mit Holzschwertern und Schilden aus Weidengeflecht das tägliche Kampftraining der Legionäre an einem Holzpfahl nachvollziehen. Wer sich für Details römischer Rüstung interessiere, erfahre anhand von Modellen viel über die komplizierte, einzigartige Vernietung römischer Kettenhemden oder den erstaunlichen Aufbau römischer Schuppenpanzer.

Der zweite Teil der Ausstellung sei der faszinierenden römischen Schmiedekunst gewidmet, erfuhr Landrat Richard Reisinger. In fünf Stationen wird, teils in aufgebauten Szenerien, Schritt für Schritt die Herstellung einer Dolchklinge erklärt, von der Gewinnung der Holzkohle und dem Rösten des Eisenerzes bis zum Damaszieren des Stahls, schildert die Presseerklärung.

Schreiner erläuterte weiter: „Die Fertigung einer 500 Gramm schweren Klinge erforderte rund 120 Kilogramm Holzkohle.“ Wie sehr die enorme Eisenproduktion der Römer die Umwelt beeinträchtigte und sogar Spuren im arktischen Eis hinterlassen hat, sei ebenso Thema der Ausstellung. Natürlich gebe es auch in diesem Teil der Präsentation etwas zum Ausprobieren: An einer Station werde den Besuchern der Unterschied zwischen gehärtetem Stahl und ungehärtetem weichem Eisen sehr spürbar vermittelt.

Der dritte Teil präsentiert eine vollständige Legion als aufwändiges Diorama: 5400 Figuren in rund 200 verschiedenen Posen demonstrieren die ganze Macht des Römischen Imperiums. Die Legionäre führten immerhin insgesamt 90 000 Kilogramm Metallausrüstung mit sich. Eine solche Legion war als dritte italische Legion auch in Regensburg stationiert. Ein Soldat dieser „Legio III Italica“ begegnet dem Besucher als lebensgroße Illustration auf Augenhöhe. In anderen Dioramen sind die Schlacht-Formationen der Legion dargestellt, darunter auch die berühmte „Schildkröte“.

Im Boden versenkte Öfen

Das Know-how der Römer habe die hiesige Montangeschichte nachweisbar beeinflusst, erklärte Dr. Martin Schreiner den Bezug der Sonderausstellung zur Oberpfalz. In den damaligen, im Boden versenkten, Brennöfen brauchte man zwölf Kilo Eisenerz und 60 Kilo Holzkohle, um eine schwammige Vier-Kilo-Luppe zur Weiterverarbeitung zu erzeugen. Die Römer hätten aber auch schon zwischen den einzelnen Erzarten für die Endprodukte unterschieden.