Museum
Vom Eisen und seiner Geschichte

Eine neue Ausstellung in Theuern blickt zurück bis ins Frühmittelalter. Die Oberpfalz war einst Zentrum der Eisengewinnung.

25.04.2022 | Stand 15.09.2023, 5:47 Uhr
Klaus Högl
Viele Exponate wie dieser römische Helm mit einem Kreuzbügel zeigen, wofür Eisen verwendet wurde. −Foto: Klaus Högl

Eintauchen in die frühe Montangeschichte, mehr erfahren über die Bodenschätze Ostbayerns und die Eisenherstellung- bzw. -verarbeitung von den Kelten bis ins Frühmittelalter: Im Kultur-Schloss startete am Sonntag eine umfassende Ausstellung mit dem Titel „Köhler – Schmelzer – Schmiede“. Museumsleiter Martin Schreiner hatte mit dem bedeutungsvollen Thema zahlreiche Mandatsträger ins Bergbau- und Industriemuseum Ostbayern in Theuern locken können, dazu Vertreter von Uni Regensburg, Museum Regensburg, Stadtmuseum Amberg und Landesamt für Denkmalspflege. Namentlich sei stellvertretend aufgeführt der Vizepräsident des Europäischen Köhlerverbandes, Josef Gilch.

Die interaktive Erlebnisausstellung in Kooperation mit der Uni Regensburg nimmt die Besucher mit auf eine spannende Reise zu den Anfängen der Oberpfälzer Eisengeschichte. Der frühmittelalterliche Eisenschmiedehandel aus praktischer Perspektive steht im Fokus. Sein profundes Wissen über die Eisengewinnung in Ostbayern hat Martin Schreiner in spannender Weise zum Besten gegeben. Wie Schreiner sagte, war die Oberpfalz „ab dem Hochmittelalter, etwa dem 13. Jahrhundert, ein Zentralort der Eisengewinnung und wird heute vollkommen zurecht als Ruhrgebiet des Mittelalters“ bezeichnet. Damals wurden etwa 20 Prozent des gesamteuropäischen Eisenbedarfs aus der Oberpfalz gedeckt. Erst der Dreißigjährige Krieg habe die Blüte beendet.

Für die Zeit vor dem 13. Jahrhundert seien keine aussagekräftigen Schriften zum Oberpfälzer Montanwesen überliefert. Deshalb müsse die Forschung auf archäologische Quellen zurückgreifen, um mehr über frühere Epochen zu erfahren. Als wichtigen Schritt bezeichnete Schreiner das Jahr 2015, als eine Eisenverarbeitungswerkstätte aus der Zeit um 800 nach Christus im Landkreis Amberg-Sulzbach entdeckt wurde. „Damit kann nun eine intensive Nutzung regionaler Eisenerze bereits für das Frühmittelalter belegt werden“, sagte er. Bereits in der Keltenzeit, also etwa 600 bis 15 vor Christus, wurde hier Eisen erzeugt und verarbeitet.

In zeitlicher Abfolge wird bei der Ausstellung in Theuern die Entwicklung der Eisengewinnungsverfahren und Schmiedetechniken von den Kelten bis in Frühmittelalter vorgestellt. Gezeigt wird auch, wie der einst wichtige Energieträger, die Holzkohle, erzeugt wurde und wie es dazu kam, dass bei den Germanen Schmieden magische Fähigkeiten zugeschrieben wurden. Originalfundstücke aus der Oberpfalz, aufwändige Rekonstruktionen und Multimedia-Angebote erwecken die spannende Welt der frühzeitlichen Köhler, Schmelzer und Schmiede zu neuem Leben. Viele Mitmachaktionen laden zum Anfassen, Entdecken und Ausprobieren ein, zeigen die Verwendung von Eisen anhand Originalstücken bei den römischen Legionen im 1. bis 5 Jahrhundert nach Christus.

Zu Gast war in Theuern auch Justus Willberg aus Weißenburg, der mit einem Exkurs in die Musik aus dem 1. bis 3. Jahrhundert führte. Willberg beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Musik der Antike, ist in ganz Europa und den USA mit Nachbauten antiker Musikinstrumente zu erleben und trat unter anderem bereits im Circus Maximus und Kolosseum in Rom auf.