Glaube
Von Schuld befreit den Neuanfang wagen

Feierlich begingen die Christen in der Pfarrei Schmidmühlen Ostern. Pfarrer Sulzer sprach über die Bedeutung des Kreuzes.

18.04.2022 | Stand 15.09.2023, 5:43 Uhr
Johann Bauer
Pfarrer Werner Sulzer begann die Feier der Osternacht mit der Feuerweihe. −Foto: Johann Bauer

Mit einer stimmungsvollen Feier ist die Osternacht im Gedenken an die Auferstehung Christi zelebriert worden. Der Altarraum war mit Blumen von der Kreuzverehrung am Karfreitag geschmückt. Die Osternacht hat der Kirchenchor mitgestaltet. Am Ostersonntag und Ostermontag brannte den ganzen Tag über die Osterkerze. So konnte man das Osterlicht jederzeit mit nach Hause nehmen.

Nach alter Überlieferung postierten sich in der Osternacht Ministranten rund um die Pfarrkirche und machten mit ihren „Ratschen“ auf den Beginn des Gottesdienstes aufmerksam. Pfarrer Werner Sulzer versammelte sich am Kirchplatz mit den Ministranten und den Erstkommunionkindern zur Feuerweihe. Anschließend trug er vom hinteren Kirchenportal aus die entzündete Osterkerze in das finstere Gotteshaus und sang „Lumen Christi“ (Licht Christi), worauf das Volk mit „Deo gratias“ antwortete. Die Ministranten gaben das Licht von der Osterkerze an die Besucher weiter, ebenso wurden auch die neuen Kerzen am Altar und das „ewige Licht“ entzündet.

In seiner Predigt erinnerte Pfarrer Sulzer an die Christusskulptur am Haupteingang des Exerzitienhauses Werdenfels: Sie zeige den Gekreuzigten und den Auferstehenden in einem. Zunächst sei das Kreuz zu sehen. Jesu Füße haften noch daran, seine Hände sind gerade dabei, sich davon zu lösen, und sein Oberkörper und Kopf strecken sich in den Himmel hinein. „Diese Skulptur verkörpert für mich österliche Erlösung – der Gekreuzigte, der sich von der Endgültigkeit des Kreuzes löst, ohne dieses Kreuz ungeschehen zu machen. Es bleibt ein Teil von ihm, aber er bleibt nicht daran haften, sondern er löst sich“, so Sulzer.

Und er sagte, das Kreuz verkörpere die Schuld der Welt. Schuld nehme gefangen und lähme. Der Auferstandene aber löse Schuld. Schon zu seinen Lebzeiten habe er immer wieder Sündern einen Neuanfang ermöglicht und zu ihnen gesagt: Geh und sündige von jetzt an nicht mehr. „Ostern sagt mir: Vorausgesetzt ich habe mich meiner Schuld gestellt, darf ich sie Gott über- und sie damit hinter mir lassen, mich von ihr lösen und befreit einen Neuanfang wagen“, machte der Pfarrer deutlich.

Das Kreuz verkörpere auch Jesu leidvolle Vergangenheit. Je älter man werde, desto mehr Leben liege hinter einem. Bedenklich werde es, wenn jemand ganz und gar in der Vergangenheit schwelge oder ganz und gar von ihr gefangen sei. Rückwärtsgewandt könne man nicht leben. „Ostern sagt mir, ich darf mich von meiner Vergangenheit lösen. Nicht dass ich sie vergessen sollte. Ich darf mich dankbar an das Schöne erinnern, aus dem Leidvollen lernen, aber leben darf ich im Hier und Heute und auf Zukunft hin“, so Sulzer weiter. Ostern sage: Das Leben habe in jedem Moment Zukunft, das Leben liege vor einem, selbst im Tod.

Und der Pfarrer merkte an, dass das Kreuz in die Erde gerammt sei, untrennbar ein Teil der Erde sei. Jesus habe sich ganz und gar auf diese Erde eingelassen. „All unsere irdischen Sorgen und Wünsche, Pläne und Freuden greifen zu kurz. Denn wir sind nicht für die Begrenztheit der Erde, sondern für die Weite des Himmels, für sein unendliches Glück geschaffen.“ Es gelte, diese Erde immer wieder auf den Himmel hin zu übersteigen. „Von Schuld erlöst darf ich einen Neuanfang wagen. Von der Vergangenheit gelöst liegt das Leben vor mir. Von der Erde gelöst strecke ich mich der himmlischen Berufung entgegen“, schloss Pfarrer Sulzer. (abu)