Musikkabarett
Von Radlern, Kindern und Bürscherln

Tausendsassa Stephan Zinner beweist im Kubus Ursensollen, dass er mehr kann als nur södern und metzgern.

25.10.2018 | Stand 16.09.2023, 5:56 Uhr
Karin Hegen

Stephan Zinner (links) und Andi aus der Schweiz Foto: Hegen

Auf sein „Griaß Gott miteinand!“, bekommt Stephan Zinner im Ursensollener Kubus einstimmig ein „Servus!“ zu hören, und es herrscht von der ersten Minute an gegenseitige Begeisterung. „Cool, dass ihr da seid – euch durch die Wildnis gekämpft habt.“ Zinner ist froh, an dem Abend hier sein zu dürfen, denn damit werde ihm ein Elternabend erspart, an dem eh bloß über die Lehrer geschimpft werde. Innerhalb der nächsten zwei Stunden erfährt das Publikum, dass er mit einer Neurochirurgin aus Sachsen – seiner Christina – verheiratet ist und drei Kinder hat.

„Stephan Zinner relativ simple“ heißt sein aktuelles Programm und erzählt ganz einfach aus seinem Leben mit der Familie in Minga. Für Menschen ohne Dialektsicherheit, sollte angemerkt werden, dass es sich um München handelt und sie an diesem Abend wahrscheinlich maximal die Hälfte verstanden haben. Wer ihn bisher nur als Metzger Simmerl in den Edenhofer Krimis kennt oder als Markus Söder vom Nockherberg, staunt über den Tausendsassa an der Gitarre, als Sänger, Komponist, Schauspieler und Kabarettist.

Für die Optik und zur musikalischen Verstärkung hat er den „Ausländer, der sich aber vom Hintergrund abhebt“ Andi dabei. Er ist Schweizer, mit EU anerkanntem Trommeldiplom aus Österreich und begleitet am Schlagzeug oder auf der Harmonika. Mit seinen trockenen Kommentaren würzt er eine letzte Prise Salz in den Kulturtopf.

Den Blues, jazzig angehaucht, lieben beide ganz besonders, und dieser gibt den Rhythmus für witzige Texte, die allerdings nicht immer zu verstehen sind. Doch das macht nichts, denn dafür erzählt Zinner so bildlich von den Radlern, den Bodybuildern, der Gesellschaft im allgemeinen in der Hauptstadt von Bayern.

Hier sehen Sie Stephan Zinner in Aktion:

Er pfeffert wirklich jeden Satz so ab, dass man mit dem Lachen nicht mehr nachkommt und die Songs eine Verschnaufpause bieten. Außerdem tanzt Zinner sehr gerne und kann nicht verstehen, warum seine Kinder das peinlich finden. Als er dann seine Leidenschaft dem Publikum zeigt, gibt es kein Halten mehr, außer dem des Bauches, der von Lachkrämpfen gebeutelt wird. Der Saal tobt und Zinner nennt seinen Nachwuchs „Spießerkinder“.

Sicherlich bekommt nach der Vorstellung keiner mehr den Stephan – rosa duftend mit Winnie-Pooh-Handtuch um die Lenden – aus dem Kopf. Oder den „Lackschaden“ am weißen Range Rover Evoque von dem Bürscherl aus der höheren Kaste, der eigentlich um a Watschn gebettelt hat. Und falls jemand einmal ein Gefährt mit Münchener Kennzeichen sieht, auf dem mit Permanentmarker „Volldepp“ am Heck geschrieben steht, dann ist der das. Mit dem beinahe philosophischen Satz bringt er es auf den Punkt: „Man kann ganz gut durch das Leben kommen, wenn man sich nicht zu wichtig nimmt.“

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