Wirtschaft
Mit der Gießerei geht es aufwärts

Sieben Millionen Euro hat die Ogepar-Gruppe in die Luitpoldhütte Amberg investiert. Die neuen Elektroöfen wurden freigegeben.

25.03.2018 | Stand 16.09.2023, 6:13 Uhr
Paul Böhm

Mit einem Funkenregen, fast wie mit einem Feuerwerk, wurden die beiden neuen Elektroöfen freigegeben. Etwa drei Tonnen Eisen fasst einer der Behälter, aus denen die Formen gefüllt werden. Foto: Böhm

Irgendwie hätte fast Donald Trumps Arm bis in die Amberger Luitpoldhütte gereicht, denn Teile aus dem Werk gehen zu ihrer Weiterverarbeitung in die USA. Und deren Präsident droht ja mit Strafzöllen auf Stahl, auch wenn sie derzeit noch ausgesetzt sind. Das wäre zwar nicht existenzgefährdend gewesen, aber trotzdem hätte es nicht so recht ins Konzept der neuen Luitpoldhütte gepasst.

Doch: Mit der Insolvenz Ende 2015 haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schon ganz andere Kaliber meistern müssen. Die Ogepar-Holding mit Sitz in Luxemburg übernahm dann die Gießerei und versprach, kräftig zu investieren. Das tat sie auch: Zur Inbetriebnahme von zwei modernen Elektroöfen hat die Eigentümerfamilie Claude und Marthe Froidbise mit ihrem Sohn Emmanuel am Freitag nicht nur auf den berühmten roten Knopf gedrückt, sondern auch eine weitere Aufwärtsentwicklung der ehemaligen „Amberger Hütte“ eingeleitet.

Größte Gießerei in der Gruppe

Die Zahl der Mitarbeiter war Ende 2015 merklich abgeschmolzen, aber jetzt liegt man bei etwa 420 Beschäftigten. Und der Amberger Standort der Ogepar-Gruppe könnte mit nachgelagerten Re-Investitionen noch weitere Aufwertungen erwarten.

Aufgrund der Umsatzzahlen und der Mitarbeiterstärke ist die neue Luitpoldhütte die größte Gießerei innerhalb der Ogepar-Gruppe geworden. Das Gesamtunternehmen hat in die Amberger Gießerei seit Januar 2016 am meisten von allen ihren Standorten investiert. Die bisherigen Investitionen bezifferte Vorstandsvorsitzender und Generaldirektor Tim Berckmoes (Anglo Belgian Corporation) auf sieben Millionen Euro. „Der Löwenanteil davon floss in die beiden neuen Elektroöfen und die neue Halle“, betonte er.

Bereits vorher in Betrieb gegangen waren eine Lasteisenanlage zur Fertigungsoptimierung von schweren Gussteilen. Erreichen wollen die Stahlkocher künftig einen stabileren Produktionsrhythmus und mehr Volumen in höherer Produktivität.

Trotz dieser beträchtlichen Aufwendungen haben die Betriebsergebnisse in der Anlaufphase der neuen Luitpoldhütte nicht die Erwartungen erfüllen können. Unter einem besseren Vorzeichen stehe aber das Jahr 2018, meinte Tim Berckmoes. „Die Tonnage ist um mehr als 35 Prozent gestiegen.“

Die Herausforderung bestehe nun darin, die sich füllenden Auftragsbücher in Gewinn für die Luitpoldhütte umzuwandeln. „Die in Amberg generierten Überschüsse werden dann am Standort reinvestiert – damit stehen wir zur Sicherung und Stärkung des Standortes“, betonte er. Die Ogepar-Gruppe stehe der Luitpoldhütte weiterhin zur Seite, um die Produktivität kontinuierlich zu verbessern und trotz steigenden Wettbewerbs eine gute Zukunft für das Werk zu gewährleisten.

Ambergs Oberbürgermeister Michael Cerny erinnerte an die „Eisengeschichte“ der Stadt, die bis ins 13. Jahrhundert zurückreicht. Die Geschichte der Luitpoldhütte freilich beginnt erst vor 135 Jahren. 1882 erfolgte der Spatenstich, am 27. September 1883 wurde der Hochofen erstmals angeblasen. Wegen der ausgezeichneten Entwicklung wurde am 11. März 1911 ein zweiter Hochofen in Betrieb genommen. Dabei wurde die Amberger Hütte, wie sie damals hieß, zu Ehren des Prinzregenten Luitpold anlässlich dessen 90. Geburtstages in „Luitpoldhütte“ umbenannt. 1964 wurde der Erzabbau eingestellt, 1968 der zentrale Hochofenbetrieb endgültig abgeschaltet.

Zukunftsorientierter Partner

Die Gießerei wurde zum zentralen Produktionsfeld der Luitpoldhütte, erinnerte der Oberbürgermeister. Nach intensiver Suche nach einem verlässlichen und zukunftsorientierten Partnerwar man mit der Luxemburger Firmengruppe Ogeparfündig geworden.Sie übernahm sämtliche Anteile von den früheren Eigentümern und vom Freistaat Bayern, der bis dahin 26 Prozent gehalten hatte.

Mit mehr als 400 Beschäftigten ist die Luitpoldhütte das letzte größere Unternehmen der Schwerindustrie in der Region, so Cerny weiter. Mit den neuen Elektroöfen wurde nun der Grundstein für die weitere erfolgreiche Zukunft gelegt, von der vor allem die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durch die langfristige Sicherung ihrer Arbeitsplätze profitieren können.

„Mein Dank gilt der Ogepar-Gruppe und ihren Eigentümern, die sich in mehr als zwei Jahren seit der Übernahme als idealer Partner erwiesen haben“, so der Oberbürgermeister weiter. Gemeinsam mit Ogepar sei es gelungen, sich im harten Wettbewerb zu behaupten und die Luitpoldhütte wieder zu einem der leistungsfähigsten Hersteller im Bereich der Klein- und Mittelserien von Gussteilen zu machen und damit die Zukunft zu sichern. „Es ist ein gelungenes Ereignis, das wir heute auch gebührend mit Eigentümern, Geschäftspartnern und der Belegschaft feiern können“, betonte er.

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