Serie
Der Mann der vielen Rollen

Rick Kavanian schlüpft als Schauspieler und Sprecher in viele Figuren. Das Zusammenspiel mit Bully Herbig machte ihn berühmt.

07.03.2018 | Stand 16.09.2023, 6:16 Uhr
Daniel Geradtz

Der Blick, der Rick Kavanian zu Jens Maul macht. Typisch für die Figur ist auch der sächsische Akzent. Foto: Soeren Stache dpa/lbn

Rick Kavanian ist der Mann der Grimassen und Imitationen. Das konnte er in vielen Blödelfilmen von und mit Michael „Bully“ Herbig unter Beweis stellen. Markant war seine Rolle des Jens Maul in der Weltraum-Persiflage „(T)Raumschiff Surprise – Periode 1“. Mit vorgestreckter Unterlippe und sächsischem Akzent ist der schwarze Ritter der Bösewicht. Doch der 1971 in München geborene Schauspieler, Comedian und Synchronsprecher gibt sich mit einer Rolle nicht zufrieden. Im gleichen Film verkörpert er weitere Figuren.

Schon im Jugendalter lernte Kavanian Bully kennen. Das erste Aufeinandertreffen fand im Fahrstuhl zu einer Münchener Diskothek statt. „Er hatte einen Schlüsselanhänger mit acht Knöpfchen, die Töne machten: tüt tüt, wuou wuou. Ich habe dumm rumgeguckt, irgendwann fängt er an zu lachen. Das war seine Art, das Eis zu brechen“, sagte Kavanian einmal der Süddeutschen Zeitung über das Aufeinandertreffen.

Talent stammt aus Kindertagen

Die aus dieser Begegnung erwachsene Freundschaft treibt nun schon seit mehr als 20 Jahren ihre humoristischen Blüten. Der große Durchbruch gelang den Komikern 1997 mit der Bullyparade. Inzwischen warChristian Tramitzzur Truppe hinzugestoßen. Das Münchener Trio nahm ständig neue Rollen ein. Mal waren sie drei schwarz gekleidete Herren, die sich in einem absurden Wortgefecht verlieren, mal traten sie in einer Parodie eines Kinderbuchs als Heidi, Großvater und Ziegenpeter auf. Von dem großen Fundus an komischen und absurden Figuren, die in den Anfangsjahren entstanden sind, zehren sie noch heute.

Sie nahmen auch die Dialekte ihrer Figuren an. Rick Kavanian führt seine Begabung, andere Sprachen imitieren zu können, auf Erfahrungen aus seiner Kindheit zurück: „Ich habe von meiner Großmutter als erste Sprache Armenisch gelernt und erst im Kindergarten kam Deutsch dazu“, sagt er.

Duo begann seine Karriere im Radio

Seine aus Armenien stammenden Eltern hätten Rumänisch oder Französisch gesprochen, wenn er nichts verstehen sollte. „Ich glaube, das hat mir als Kind die Tür zu Sprachen und Dialekten geöffnet“, glaubt der inzwischen 47-Jährige.

Doch schon vor der Fernsehzeit arbeitete das Duo Herbig-Kavanian zusammen – ab 1990 beim Radio. Sie waren als Autoren aber auch als Stimmen hinter dem Mikrofon aktiv. Gleichzeitig studierte Kavanian Politikwissenschaften, Nordamerikanische Kulturgeschichte und Psychologie. Nach dem Abschluss des Erststudiums studierte er ab 1995 ein Jahr am New Yorker Lee Strasberg Theatre Institute.

Auf der Kinoleinwand war „Der Schuh des Manitu“ der erste große Erfolg Kavanians. Mit einem Umsatz von 65 Millionen Euro und knapp zwölf Millionen Kinobesuchern ist er bis heute der erfolgreichste Film aus Deutschland. Doch von den guten Einspielergebnissen profitierte Kavanian finanziell nicht, obwohl er als Co-Drehbuchautor auch an der Story mitwirkte. „Ich bekam eine Tagesgage von 2500 oder 3000 Euro fürs Schauspielern und hatte, glaub’ ich, zehn Drehtage. Das hätte man vorher vertraglich festhalten können. Aber ich war damals noch Novize“, erklärte er 2016 gegenüber der Süddeutschen Zeitung. „Ich habe mich gern ausbeuten lassen“, sagte er ebenfalls über die Anfangszeit bei einem Münchener Lokalradio, als der erste Monatslohn gerade einmal 200 Euro betrug.

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2017 legten Michael Herbig, Rick Kavanian und Christian Tramitz die alten Zeiten noch einmal auf.Mit „Bullyparade – Der Film“ ließen sie die beliebten Figuren wieder aufleben. „Wir haben den Film nicht gemacht, um an die Zahlen von damals heranzureichen, sondern weil es schön ist, nach so langer Zeit zu jener Sache zurückzukehren, mit der wir angefangen haben“, erklärte er zum Filmstart gegenüber der Frankfurter Neuen Presse.

Die Neuauflage der Bullyparade – dieses Mal als Kinofilm – war ein Erfolg für die Macher.

Auch als Synchronsprecher wirkte Kavanian in zahlreichen Produktionen mit – und die stammten nicht nur aus Bullys Feder. Kavanian verlieh Männern, Frauen und einem Zebra seine Stimme. In der Animationsfilmreihe „Cars“ von Disney spricht er Luigi, einen Fiat 500 aus den 1960er-Jahren.

Der Papst machte ihm Probleme

Um authentisch zu klingen, ist für den Münchener auch die Körperhaltung wichtig, wie er der Kulturzeitung Münchner Feuilleton erzählte: „Ich muss tatsächlich so körperlich und gestisch wie möglich sein, weil es sonst nicht klingt. Hat man zum Beispiel die Hände hinter dem Rücken, hört sich das anders an, als wenn man sie vorne hält.“ Dazu gehöre es, sich hinzusetzen, wenn die zu synchronisierende Figur ebenfalls sitze.

Probleme, bei der Synchronisierung von fiktiven Personen habe es bislang nicht gegeben. Anders sei es bei realen Personen gewesen: „An Joseph Ratzinger habe ich mir während seiner Regentschaft die Zähne ausgebissen. Egal, was ich versucht habe, ich habe diese Stimme nicht gefunden“, sagte er gegenüber dem Münchner Feuilleton. „Es war unmöglich.“

2006 baute sich Kavanian ein weiteres Karrierestandbein auf: Er tourte mit seinem ersten Bühnen-Programm durch Deutschland, Österreich und die Schweiz. Derzeit ist er mit dem aktuellenProgramm „Offroad“unterwegs.

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