Serie
Vom Vollweib zu Kleidergröße 34

Schauspielerin Christine Neubauer spielt oft resolute Frauen. Doch nach einer Typveränderung bleiben Wunschangebote aus.

27.12.2017 | Stand 16.09.2023, 6:18 Uhr

Schauspielerin Christine Neubauer wünscht sich wieder mehr Rollen in Komödien.Foto: altrofoto.de

Die Elfi kann auf den Putz hauen. „Frisst du jetzt a des neimodische Zeig?“, herrscht sie Polizist Xaver Bartl an, weil der sich in einem Burgerrestaurant sein Mittagessen besorgt hat, statt an ihrem Gemüsestand am Viktualienmarkt. Geradeheraus, resolut, eine gestandene Person, das sieht Kult-Regisseur Franz Xaver Bogner („Irgendwie und Sowieso“) in der Schauspielerin Christine Neubauer. Die forsche Standlfrau Elfi in „München 7“ oder die bodenständige Köchin Toni in „München Grill“ hat er ihr sozusagen auf den Leib geschrieben. Christine Neubauer ist auch privat eine Frau, die im Leben ihren Mann steht. Früher tat sie das als kurviges Vollweib, heute trägt sie eine zierliche Größe 34.

Grimme-Preis für Löwengrube

Neubauer wurde 1962 in München geboren und ist dort auch aufgewachsen. Sie besuchte in Nymphenburg eine Schule des Erzbistums und legte die Mittlere Reife ab. Bei Ruth von Zerboni nahm sie Schauspielerunterricht, in New York studierte sie am Lee Strasberg Institut. Anfang der 1980er Jahre spielte sie in München am Volkstheater, am Theater der Jugend und der Kleinen Komödie. Der Durchbruch kam nach kleineren Film- und Fernsehrollen mit der Serie „Die Löwengrube“. Für die herausragende Darstellung der Traudl Grandauer wurde sie mit dem Adolf-Grimme-Preis geehrt. Sieben Jahre später erhielt sie ihn 1999 ein weiteres Mal für den Heimatfilm „Krambambuli“. Das junge Schauspieltalent übernahm auch in vielen bayerischen Serien Rollen. In der beliebten Kinderserie „Pumuckl“ spielte sie mit den großen bayerischen Volksschauspielern Gustl Bayrhammer, Max Grießer und Erni Singerl. Sie war in Polizeiinspektion 1, im Café Meineid und den Weißblauen Geschichten zu sehen. Sie mimte dralle Bedienungen, zupackende Sennerinnen, alleinerziehende Mütter. An der Seite des Regensburger Schauspielers Marcus Mittermeier schlüpfte sie in die Rolle einer Hopfenbäuerin aus der Hallertau, die Ende der 1960er Jahre für ihren autistischen Sohn einen schweren Kampf aufnimmt. Dramen in einem bayerisch geprägten Umfeld liegen der Schauspielerin. Mit ihrer kurvigen Figur ist sie in den 1990er und 2000er Jahren eine erfrischende Ausnahmeerscheinung zwischen den in der Regel sehr dünnen Schauspielkolleginnen. Das gefiel Frauen wie Männern gleichermaßen. Ihrer Figur verdankte Neubauer auch sehr erfolgreiche Rollen wie in der Verfilmung von „Vollweib“ nach dem Roman von Eva Völler sowie „Moppel-Ich“, einer selbstironischen Komödie über Idealvorstellungen und Diätenwahnsinn.

Dass auch sie selbst gegen die unliebsamen Pfunde kämpfte, räumt die Schauspielerin erst später ein. „Ich habe jahrelang mit meinen Pfunden gehadert und bin durch jede Diät-Hölle gegangen“, sagte sie im Mai in einem Interview mit dem Magazin Bunte. Sie habe zwar versucht, ihren Körper zu akzeptieren, heute fühle sie sich mit weniger Kilos aber weitaus wohler.

Die erschlankte Figur hat ihr ein Teil ihrer weiblichen Fans allerdings ziemlich übel genommen, gerade weil in der Filmbranche nur selten Hauptrollen mit fülligeren Frauen besetzt wurden. Deshalb sahen es manche als Verrat, dass sie sich aus Kleidergröße 44 davonstahl. Ihre Koch- und Diätbücher, die unter dem Titel „Das Vollweib“ erschienen und den gesunden Genuss propagierten um fit und kurvig zu bleiben, schien sie selbst nicht mehr zu beachten. In einer Weight Watchers Kampagne zeigte sie sich 2012 deutlich erschlankt – weit weg vom Vollweib-Prinzip.

Wunsch nach Aussöhnung

Sicherlich war der deutliche Gewichtsverlust nicht allein der Disziplin der Schauspielerin geschuldet. Neubauer und ihre Jugendliebe, der Sportmoderator Lambert Dinzinger, hatten sich nach über 20 Jahren Beziehung getrennt. Das Paar vollzog den Schlussstrich nach allen Regeln eines Rosenkrieges vor den Augen der Öffentlichkeit. Heute ist Neubauer mit dem Fotografen José Campos liiert. Zu ihrem Sohn Lambert jr. (25) hat sie seit der Trennung und dem Unterhaltsstreit keinen Kontakt mehr. In einem Interview mit unserem Medienhaus im vergangenen Jahr, deutete sie an, dass sie gelernt habe loszulassen. „Ich trauere den Dingen, die vergangen sind, nicht nach. Wer nur zurückschaut verbaut sich das Jetzt.“ Zuletzt hatte sie allerdings in der „Bunten“ gestanden, dass sie sich eine Aussöhnung so sehr wünschen würde. „Alle Eitelkeiten und Verletzungen im Leben sind doch völlig unwichtig gegenüber der Liebe einer Mutter zu ihrem Kind. Das ist doch der Kern des Lebens.“

Auch beruflich hat sich viel verändert für 55-Jährige, die in diesem Jahr eine harte medizinische Diagnose – sie leidet an der chronischen Wirbelsäulenerkrankung Morbus Bechterew – verkraften musste. Drehte sie früher fünf, sechs Fernsehfilme im Jahr, sind es heute deutlich weniger. Am Zweiten Weihnachtsfeiertag war sie wieder einmal im „Traumschiff“ zu sehen. Sie selbst würde gerne mehr machen – vor allem wieder eine Rolle in einer Komödie übernehmen. Aber derlei Angebote bleiben aus. Es liegt wohl auch an den fehlenden Pfunden, glaubt sie.

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