Martiniritt
155 Reiter zogen durch Miltachs Straßen

Die Miltacher feierten ihren Kirchweihtag mit Martiniritt samt eucharistischer Prozession. Corona hatte großen Einfluss.

14.11.2021 | Stand 15.09.2023, 23:19 Uhr
Erwin Vogl
Miltachs Reiterstandarte trug Walter Graßl. −Foto: Erwin Vogl

Die Verantwortlichen von Gemeinde Miltach und Pfarrei waren froh, noch rechtzeitig vor strengeren Corona-Maßnahmen ihren traditionellen Kirta begehen zu können. Mit einem Festgottesdienst in Konzelebration mehrerer Geistlicher, musikalisch gestaltet von der Blaskapelle unter Leitung von Sepp Pielmeier, feierte die Pfarrgemeinde am Samstag ihr Patrozinium St. Martin.

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Pfarrer Jürgen Josef Eckl aus Pilsting/Großköllnbach, der vor zehn Jahren hier Primiz feierte, war Festprediger. Monsignore Augustin Sperl segnete zwei Reiterfahnen und zwei Erinnerungsbänder zur Übergabe an langjährige Martinireiter. Danach formierten sich die Fußteilnehmer zur eucharistischen Prozession, voran mit 155 Martinireitern. Die Corona-Regeln waren einzuhalten.

Die Martini-Kirchweih in Miltach fand im Vorjahr wegen der Pandemie nur in kleinem Rahmen statt. Das Besondere am Kirta ist die Verbundenheit zum hl. Martin, dem Patron der Pfarrkirche, und die Fortsetzung des überlieferten Martiniritts.

Die Glocken riefen Miltach zum Gottesdienst

Glockengeläut lud zum Gottesdienst ein. In der mit gelben und weißen Blumen, Kränzchen und Bändern geschmückten Kirche schritt die Geistlichkeit zur kleinen Festfanfare der Bläser zum Altar. Pfarrer Sperl begrüßte die Gläubigen, darunter Bürgermeister Johann Aumeier mit Gemeinderat, Vertreter von Behörden und Vereinen. Mitzelebranten waren Stadtpfarrer Thomas Winderl aus Bad Kötzting, Pfarrer Jürgen Eckl, Lawrence Emmareddy in Vertretung von Pfarrer Limbrunner (Chamerau), Pfarrvikar Matthias Tang aus Harrling und Diakon Martin Peintinger. Pfarrer Gotthard Weiß war verhindert. Miltachs früherer Pfarrer Johann Six ist heuer gestorben.

Pfarrer Augustin Sperl sagte, der hl. Martin und spätere Bischof von Tours habe Gott verherrlicht. Hinter der Mantelteilung verberge sich sein Herz für die Ärmsten.

Ludwig Baumgartner sang die Psalmverse, Diakon Martin Peintinger das Evangelium. „Überall machen sich in diesen Tagen Kinder mit ihren Erzieherinnen auf den Weg zu einem Martinsspiel. Die Menschen ehren oder feiern den hl. Martin. Besonders kennen die Kinder die Szene mit der Mantelteilung. So bleibt das Brauchtum erhalten, aber das schönste Brauchtum ist für die Miltacher natürlich ihr Kirta mit Martiniritt“, so Pfarrer Eckl. In Miltach aufgewachsen, meinte er: „Unser Gotteshaus und die Pfarrei sind dem hl. Martin geweiht, ihn haben unsere Vorfahren als Fürsprecher und Patron erwählt. Wir vertrauen, dass der hl. Martin auf uns schaut und wir unter seinem besonderen Schutz stehen.“ Das Patrozinium mit der Tradition des Martiniritts nehme immer noch einen besonderen Platz ein. „Gottes Gnade bestärkt und tröstet uns, auch in diesen Tagen der Unsicherheit und Angst. Oft bedient sich Gott besonderer Menschen, die durch sein Licht leuchten, er bedient sich der Heiligen. Und so leuchtet uns die Liebe des hl. Martin auf. Er ist Licht und Vorbild“, sagte Eckl.

St. Martin zeigte Barmherzigkeit

Der hl. Martin zeichnete sich durch seine Barmherzigkeit aus. Er verschenkte seinen halben Mantel und erkannte: Der Bettler am Wegesrand war Christus selbst. Angenommen sein und Verständnis vermittle manchmal auch ein gutes Wort. Menschen seien heute oft gefesselt von ihren Aufgaben, säßen im Gefängnis ihrer Gefühle. Sie sehnten sich nach Freude und Freiheit. Eckl: „Es gibt so viel Not und Leid in unserer Welt und um uns herum. Wir sollen als Christen reagieren. Dazu braucht es den Segen Gottes, den wir erbitten, wenn wir Christus im Brot hinaustragen auf die Straßen. Menschen und Tiere huldigen heute Christus. Empfehlen wir ihm und dem hl. Martin auch unsere Lieben und unseren Ort“, schloss der Prediger.

Nach dem Martinslied, an der Orgel gespielt von Christian Hartl, segnete Pfarrer Sperl zwei Reiterfahnen und zwei Fahnenbänder. Vor dem Schlusslied sagte ein Vergelt’s Gott den Mitzelebranten und dankte allen, die den Gottesdienst mitfeierten und mitgestalteten, besonders auch dem Prediger Pfarrer Eckl.

Danach formierte sich der Prozessionszug, der den herkömmlichen Wegverlauf nahm. Gemeindereferent Franz Strigl wies eindringlich darauf hin, Abstand zu halten und umsichtig zu sein.

Die Mitfeiernden fanden es erfreulich, dass heuer trotz der Corona-Pandemie 155 Reiter teilnahmen, die herausgeputzten Pferde waren eine Augenweide. Auch säumten wieder viele Zuschauer die Straßen. Zum Miltacher Martiniritt gehört auch die Prozession zu Fuß, wobei die Geistlichkeit unter dem Baldachin das Allerheiligste mittrug.

Reiter in Waldlertracht

Nach dem Gottesdienst ritten die größtenteils in Waldlertracht Gekleideten auf ihren herausgeputzten Pferden an der Kirche vorbei, angeführt vom Vorreiter Franz Martin mit dem Kreuz. Nach den Reitern mit der Standarte folgten die aus den Nachbargemeinden, viele auch aus der Pfingstrittstadt Bad Kötzting; auch Reiter aus den Landkreisen Regen und Straubing-Bogen waren vertreten.

Die schweren Kaltblüter, eleganten Sportpferde und weißmähnigen Haflinger sowie einige Ponys waren ein prächtiger Anblick. Wertvolles Zaumzeug glänzte, manche Pferde trugen Papierröschenschmuck in Mähne oder Schweif. Oft hatten die Väter oder Opas ihren Jüngsten mit im Sattel. Betend zogen sie Richtung Mariahilf-Kapelle.

Den Pferden folgten nach der Kirchenfahne und den Prozessionsfahnen die übrigen Teilnehmer zu Fuß. Hinter der Blaskapelle reihten sich Abordnungen der Vereine ein. Danach schritten die Geistlichkeit mit dem Allerheiligsten unter dem Traghimmel, die Ehrengäste MdL Gerhard Hopp, Bürgermeister Stefan Baumgartner (Chamerau), Franz Gregori (Bad Kötzting), Hans Laumer (Zandt), Josef Speckner (Blaibach), Miltachs Ehrenbürger Gottfried Heigl und Bürgermeister Johann Aumeier, Rektorin Ulrike Nauen sowie der Gemeinde- und Pfarrgemeinderat und Kirchenpfleger Christian Röhrl. Weitere Pfarrangehörige schlossen sich der MMC und dem Frauenbund an. Fürbitten und Litaneien wechselten ab, vorgetragen von Franz Strigl.

Die Fußgänger verweilten vor dem geschmückten Feldaltar bei der Mariahilf-Kapelle, während die Martinireiter in Richtung Tiefental weiterzogen, dort umkehrten und auf Höhe des Feldaltars zum Johannes-Evangelium, gesungen von Diakon Martin Peintinger, verharrten. Nach dem Segen nahm die Prozession den weiteren Weg auf der Staatsstraße zurück zur Kirche. Vor dem Kirchenportal war der kirchliche Abschluss. Pfarrer Sperl erteilte den Segen für die Pferde mit dem Martinsreliquienkreuz.

Corona hatte viele Miltacher verunsichert

Im Namen der Gemeinde dankte Bürgermeister Johann Aumeier der Geistlichkeit, den Gästen, den Gemeindevertretern, den Vereinen, der Blaskapelle, der Familie Röhrl und allen Teilnehmern für die Mitfeier und Mithilfe und sprach den Martinireitern Anerkennung aus. „Wir haben geplant und gehofft, den Martiniritt mit eucharistischer Prozession durchzuführen. Er stammt aus der Zeit einer großen Viehseuche. Viele glaubten nicht, dass der heutige Martiniritt stattfinden kann, da wieder eine Pandemie um sich greift. Ich schätze die Zusammenarbeit mit der Pfarrei und den politischen Gemeinden“, so das Gemeindeoberhaupt.

Auch Josef Pielmeiers Blaskapelle, dem Gemeindereferenten Franz Strigl, den Feuerwehren (Absperrdienste), dem Trachtenverein (Trägerdienste) galt Aumeiers Dank. Mit der Bayernhymne schloss die Feier vor der Kirche. Wegen Corona gab es keine weltliche Kirchweihfeier. Kinder besuchten den Spielzeugstand. Das Brotzeitwagerl bot Speisen an.