Jubiläumsausstellung
40 Jahre Städtische Galerie Cordonhaus in Cham: Für immer jung

14.11.2022 | Stand 15.09.2023, 2:58 Uhr
Ferdinand Schönberger
Bürgermeister Martin Stoiber und Leiterin Anjalie Chaubal begrüßten die Gäste vor der Skulptur "Glocknerblick". −Foto: Fotos: Ferdinand Schönberger

„Es dauert sehr lange, bis man jung wird.“ – Organisatorin Anjalie Chaubal zitierte diesen Spruch von Pablo Picasso am Samstagabend bei der Eröffnung der Ausstellung „Forever young“ im Cordonhaus. Mit diesem Titel spiele man auf das innovative Potenzial Bildender Kunst in all ihrer Bandbreite an, das hier eine überregional beachtete Plattform gefunden habe. Man habe sich getraut, sich dem etwas anderen Blick zu widmen, und auch jungen Künstlern ihre ersten Präsentationen ermöglicht.

Zuvor hatte Bürgermeister Martin Stoiber die weit über 100 Besucher begrüßt, darunter Ehrengäste und fast alle ausstellenden Künstler. Die Stadt sei stolz auf ihre Galerie, deren Programm keinen Vergleich zu großen Städten scheuen müsse. Bei der Vermittlung zeitgenössischer Kunst habe das Cordonhaus in der Region eine Vorreiterrolle und sich zu einem bedeutenden Kulturzentrum entwickelt.

Über 600 Künstler zu Gast

Chaubal hob die Kontinuität und das hohe Niveau des Hauses hervor. Immer wieder sei man von Menschen in der Stadt unterstützt worden und es hätten sich Künstler engagiert, Freunde von den Akademien hierher einzuladen. Über 600 Kunstschaffende seien in den 40 Jahren zu Gast gewesen. Sie erachtete als wichtig, dass es nicht nur in den Metropolregionen Ausstellungen gebe und dass man die Bilder im Original anschauen könne, die nur so ihre Wirkung auf den Betrachter ausüben könnten.

Die 54 neuen Werke aus den Bereichen Malerei, Bildhauerei, Fotografie und Video entstanden in den Jahren 1997 bis 2022 und stammen von neun Künstlern und vier Künstlerinnen, zu denen Chaubal eine kurze Einführung gab. Diese waren schon mindestens einmal in der Galerie vertreten und sind zwischen 44 und 56 Jahre alt. Sechs von ihnen sind in der Stadt oder im Landkreis Cham geboren, drei in Niederbayern.

Obwohl sie aus gleicher Schule kommen, sind die Werke zweier bildender Künstler grundverschieden. Bei Peter Mascheks poetisch angelegten und in Farbschichten aufeinandergetragenen Bildern ist der Inhalt die Summe all dessen, was auf der Bildfläche stattfindet: Material, Farbe, Pinselführung. Irene Fastners Malerei ist eher figürlich nach Begebenheiten aus ihrem Leben.

Vielfalt zeitgenössischer Kunst

In der Serie „Hampelmann“ von Annegret Hoch wirken die Farbräume, die sich über mäandernde Pinselstriche entwickeln. Siegfried Kreitner schuf kinetische, sich sehr langsam bewegende Skulpturen, fast meditativ, mit spielerischem Zugang. Sie stehen neben denen von Martin Wöhrl, der Alltagsgegenstände unter Einbeziehung des Raumes in neuen Kontext stellt.

Eine kleine Serie von Arbeiten mit melodischer Rhythmik und Bezügen zur Literatur, Musik und Kunstgeschichte stammt von Georg Fuchssteiner. Rainer Neumeiers „TU46V“ aus beim Arbeiten entstandenen Farbsplittern zeigt ein Werden und Vergehen. Das große Pixelbild „Portrait“ von Michael Schrattenthaler besteht aus 78 ausrangierten Stofftafeln, sein Werk „City“ aus 150 Stahlkörpern, die einen urbanen Raum beschreiben.

Installationen von Carolina Camilla Kreusch spielen mit Raum und Fläche. Bei der poetischen Videoarbeit von Almut Determeyer muss man unbedingt den Ton mithören. Die atmosphärischen Nachtfarbfotografien des viel zu jung verstorbenen Stevie Casino (Stephan Heigl) bilden auch das Nicht-Sichtbare ab. Im Foyer sind Schwarzweiß-Fotos zu sehen: Thomas Dworzak, der in Krisengebieten arbeitet, hält in „Kaukasus“ nostalgisch die Situation russischer Kadetten fest.

Olaf Unverzart dokumentiert Landschaft und Heimat in fünf Werken seiner aktuellen Serie mit für manchem Betrachter bekannten Motiven. Dem Cordonhaus kann man angesichts dieser Ausstellung nur den Wunsch aus Bob Dylans Song von 1974 aussprechen: „May you stay forever young“ (Jung bleiben!).